Tesla CEO Elon Musk
Reuters/Tingshu Wang
Erstmals seit 2020

Tesla kämpft mit Umsatzrückgang

Tesla hat im vergangenen Quartal den ersten Umsatzrückgang seit fast vier Jahren verbucht. Angesichts eines starken Rückgangs beim Verkauf seiner Fahrzeuge und einer zunehmenden Konkurrenz fielen die Erlöse im Jahresvergleich um neun Prozent auf 21,3 Milliarden Dollar (19,9 Mrd. Euro), wie der E-Autohersteller nach US-Börsenschluss am Dienstag mitteilte. Fachleute hatten im Schnitt mit 22,15 Mrd. Dollar Umsatz gerechnet.

Auch beim Ergebnis pro Aktie lag Tesla unter den Markterwartungen. Unterm Strich fiel der Quartalsgewinn um 55 Prozent auf 1,13 Mrd. Dollar (1,06 Mrd. Euro). Die Rückgänge bei den Geschäftszahlen zeichneten sich ab, nachdem Tesla im ersten Quartal mit Auslieferungen von rund 387.000 Fahrzeugen die Erwartungen verfehlt hatte.

Es waren 8,5 Prozent weniger als im Vorjahresquartal – und ein Einbruch von 20 Prozent im Vergleich zum letzten Vierteljahr 2023. Tesla verweist unter anderem darauf, dass im ersten Quartal die Produktion im Werk Grünheide bei Berlin nach einem Anschlag auf die Stromversorgung zeitweise ausgesetzt wurde.

Tesla rechnet mit weiterem Rückgang

Für das laufende Jahr gab Tesla zunächst keine konkrete Prognose für die Auslieferungen ab, rechnet aber mit einem spürbaren Rückgang im Vergleich zu 2023. Die Aktie legte im nachbörslichen Handel zeitweise um mehr als sieben Prozent zu. Tesla bestätigte bei Vorlage der Quartalszahlen, dass im zweiten Halbjahr 2025 neue Modelle in die Produktion gehen sollen – darunter seien auch günstigere Fahrzeuge. Man werde die ursprünglich für das zweite Halbjahr 2025 geplante Produktion auf den Jahresanfang 2025 oder gar auf Ende 2024 vorziehen, sagte Tesla-Chef Elon Musk am Dienstag.

Tesla machte nur wenige Angaben zu den geplanten neuen Autos. Dazu würden „erschwinglichere Modelle“ gehören, hieß es. Sie sollten mit den bestehenden Anlagen hergestellt werden und Aspekte gegenwärtiger Modelle übernehmen. Ein Preis wurde nicht genannt. Konzernchef Musk hatte im Jänner erklärt, ab Mitte 2025 solle die Fertigung eines kostengünstigeres Modells in Texas beginnen. Investoren gingen davon aus, dass dieses landläufig als Model 2 bezeichnete Fahrzeug 25.000 Dollar kosten werde.

Zuletzt hatte es nach Medienberichten Zweifel gegeben, ob Tesla an einem seit Jahren angekündigten billigeren Modell festhält. Musk hatte jüngst die Vorstellung eines Robotaxis für den 8. August in Aussicht gestellt, dabei aber das günstigere Modell für menschliche Fahrerinnen und Fahrer nicht erwähnt.

Jeder zehnte Arbeitsplatz gefährdet

Auch die vergangenen Wochen waren für Tesla turbulent. Nach dem Rückgang der Auslieferungen kündigte Musk den Abbau von mehr als jedem zehnten Arbeitsplatz an. Damit dürften mindestens 14.000 Jobs wegfallen – laut Medienberichten könnten es auch rund 20.000 werden. Auch im deutschen Werk Grünheide will Tesla rund 400 Arbeitsplätze streichen.

Man plane ein Freiwilligenprogramm, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Mit dem Betriebsrat sollten Gespräche darüber aufgenommen werden. „Der derzeit schwächelnde Absatzmarkt bei E-Autos stellt auch Tesla vor Herausforderungen“, hieß es weiter.

Tesla Fahrzeuge in der deutschen Fabrik
Reuters/Hannibal Hanschke
Tesla hat mit einer schwächelnden Nachfrage sowie einer steigenden Konkurrenz – vor allem aus China – zu kämpfen

Deshalb habe Firmenchef Musk in der vergangenen Woche einen globalen Stellenabbau angekündigt. Die Gigafactory in Grünheide habe darauf bereits 300 Leiharbeiterinnen und -arbeiter abgemeldet. Insgesamt beschäftigt Tesla in der Fabrik in Brandenburg mehr als 12.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Aktie auf tiefstem Stand seit Jänner 2023

Eine Rückrufaktion beim neuen Pickup Cybertruck enthüllte zudem, dass von November bis April nur knapp 4.000 Fahrzeuge des Modells gebaut wurden. Übers Wochenende senkte Tesla abermals die Preise für einige Varianten seiner Modelle. Das alles zeigt Wirkung auf den Aktienkurs, mit dem auch Musks Vermögen schwankt. Die Aktie fiel am Montag auf den tiefsten Stand seit Jänner 2023.

Tesla trifft nach rasantem Wachstum in den vergangenen Jahren auf eine schwächere Nachfrage sowie wachsende Konkurrenz vor allem aus China. Seit Jahresbeginn büßte die Aktie mehr als 40 Prozent ihres Werts ein. Tesla war damit allerdings immer noch gut 450 Milliarden Dollar wert – etwa neunmal mehr als die Autoriesen Ford und General Motors, die jeweils rund 50 Milliarden Dollar auf die Waage bringen. Musk hatte vor einigen Monaten noch darauf beharrt, dass Tesla nur „zwischen zwei Wachstumswellen“ sei.

Kostengünstige Unboxing-Technologie

Eine entscheidende Rolle sollte einer neuen Fahrzeugplattform zukommen, mit der künftige Tesla-Autos viel effizienter produziert werden könnten: Unboxing. Die Methode soll einen grundlegenden Wandel in der Autoproduktion einläuten. Durch deutlich mehr Automatisierung können Fahrzeuge schneller, kostengünstiger und mit weit weniger Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gebaut werden.

Unlängst bot Tesla ausgewählten Gästen Einblick in seine Fabrik im texanischen Austin. Unboxing wird in der 90 Hektar großen Gigafactory unter dem Namen „NV9X“ entwickelt. Bekannt ist derzeit noch wenig davon, das Projekt ist geheim – und Chefsache. Musk zufolge sollen die Ingenieure und Entwickler des Projekts rund um die Uhr in Austin unter seiner Aufsicht daran arbeiten.