Bericht: Hamas-Chef Sinwar verließ Tunnel

Laut einem aktuellen Bericht der katarischen Zeitung „Al-Arabi al-Dschadid“ hat der Hamas-Chef im Gazastreifen, Jahja Sinwar, zuletzt mehrmals die Tunnel verlassen und Hamas-Kämpfer getroffen. Sinwar ist der Hauptverantwortliche für den Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober und wird seither von Israel gesucht. In Israel lässt es Erinnerungen an 2021 aufkommen, als sich Sinwar nach einem kurzen, heftigen Krieg auf einem Fauteuil mitten in Ruinen sitzend als Sieger darstellte.

Die Zeitung berief sich auf einen namentlich nicht genannten hochrangigen Hamas-Vertreter. Die Aussagen können nicht überprüft werden und die Behauptung auch nur zu Propagandazwecken erfunden sein. Allerdings berichteten auch israelische Medien heute darüber.

Sinwar sei über die aktuellen Ereignisse informiert und „nicht von der Realität abgeschnitten“ – trotz der intensiven Versuche Israels, ihn zu finden. Tatsächlich zeigen aktuell schwere Kämpfe im Norden des Gazastreifens, der vor Monaten von Israels Armee erobert und von der Hamas „gesäubert“ worden war, dass die Terrororganisation auch nach der dortigen Bodenoffensive weiter nicht „besiegt“ ist, wie es Israel als eines der zentralen Ziele ausgegeben hat.

Nur noch 20 Geiseln am Leben? Hamas dementiert

Der Hamas-Vertreter widersprach zugleich israelischen Medienberichten, dass möglicherweise nur noch 20 der 133 in Geiselhaft befindlichen Israelis am Leben seien. Die Hamas allein habe mehr als 30 Offiziere und Soldaten in ihrer Gewalt. Nach der jüngsten Antwort der Hamas auf ein israelisches Angebot für einen Geiseldeal sind die Gespräche zum Stillstand gekommen.

Weiterhin fehlt jeder Plan von israelischer Seite, wie es nach dem Krieg im Gazastreifen weitergehen soll. Stattdessen will Israel nun laut Medienberichten sehr bald mit den Vorbereitungen für eine Bodenoffensive in Rafah, die von Ägypten und den USA abgelehnt wird und deren Sinnhaftigkeit auch in Israel unter Fachleuten umstritten ist, beginnen. Sie könnte die nach dem iranischen Angriff auf Israel wieder stark gestiegenen Chancen auf eine strategische Partnerschaft und einen De-facto-Friedensschluss mit Saudi-Arabien gefährden.

Ägypten: Keine Gespräche über Offensive

Ägypten führte nach eigener Darstellung keine Gespräche mit Israel über dessen mögliche Militäroffensive in Rafah im südlichen Gazastreifen. Einen entsprechenden Bericht im „Wall Street Journal“ wies der Vorsitzende des Staatsinformationsdiensts SIS, Diaa Raschwan, gestern Abend entschieden zurück. Heute warnten sowohl Ägypten als auch Jordanien Israel erneut vor einer Bodenoffensive.