Bauarbeiten an einem neuen Wohnkomplex
ORF/Christian Öser
Wohnbau

Bewilligungen um ein Viertel eingebrochen

Der Anstieg der Kreditzinsen sowie strengere Regeln bei der Kreditvergabe haben im vergangenen Jahr zu einem beispiellosen Einbruch der Wohnbautätigkeit geführt. Mit 46.600 zum Bau genehmigten Wohneinheiten fiel die Zahl auf den tiefsten Punkt seit Beginn der Aufzeichnung im Jahr 2010. Gegenüber dem Jahr 2022 war es ein Rückgang um mehr als ein Viertel oder 17.600 Wohnungen, wie die Statistik Austria am Mittwoch mitteilte.

„In den Spitzenjahren 2017 oder 2019 gab es fast doppelt so viele Baubewilligungen wie im Jahr 2023“, sagte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas am Mittwoch laut einer Aussendung. 2017 wurden 86.300 Wohnungen zum Bau genehmigt, ein Rekordwert. 2023 war somit im Vergleich mit 2017 ein Rückgang von 46 Prozent zu verzeichnen.

Die meisten Baubewilligungen für Wohnungen wurden im Vorjahr in Wien erteilt. Ohne An-, Auf- oder Umbauten wurden in der Bundeshauptstadt 10.500 Wohnungen genehmigt. In Oberösterreich waren es laut Statistik Austria 8.300, in Niederösterreich 7.600. Am unteren Ende befand sich das Burgenland mit 1.400 Wohnungen.

Höchste Bewilligungsrate in Vorarlberg

Gemessen an der Bevölkerungszahl zu Jahresbeginn wurden 2023 (ohne An-, Auf- oder Umbauten) in Wien 5,1 Wohnungen pro 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner zugelassen. Die höchste Bewilligungsrate gab es mit 6,4 in Vorarlberg. Niederösterreich und Salzburg landeten am unteren Ende mit 4,4 bzw. 4,2 zugelassenen Wohnungen pro 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner.

Von den 46.600 im Jahr 2023 zum Bau zugelassenen Wohnungen betrug der Anteil der Einheiten in neuen Ein- und Zweifamilienwohnhäusern rund 11.000 Wohnungen, was einen Rückgang von 37 Prozent gegenüber 2017 bedeutete. Bei Wohngebäuden mit drei oder mehr Wohnungen waren es rund 24.000 bzw. ein Rückgang von 56 Prozent gegenüber 2017.

Die in bereits bestehenden Gebäuden durch An-, Auf- oder Umbautätigkeit bewilligten Wohnungen machten abgesehen von Wien mit circa 11.500 Wohnungen rund ein Viertel aller Baugenehmigungen aus. Der geringste Anteil mit rund 200 bzw. weniger als 0,4 Prozent entfiel auf baubewilligte Wohnungen in neuen Nichtwohngebäuden. Hier gab es mit einem Minus von 69 Prozent den stärksten Rückgang im Vergleich zu 2017.

Auch Minus im gemeinnützigen Wohnbau

Auch im gemeinnützigen Wohnbau sind die Zahlen alles andere als rosig. Im vergangenen Jahr stellten die 182 gemeinnützigen Bauvereinigungen rund 14.900 geförderte Wohnungen. Gegenüber 2022 war das bereits ein kleines Minus – merklich größer fiel der Rückgang aber im Vergleich mit dem Zehnjahresdurchschnitt aus, der sich auf rund 16.500 fertiggestellte Wohnungen pro Jahr beläuft.

Und der Trend dürfte sich fortsetzen. „Für 2024 erwartet man einen weiteren Rückgang auf etwa 14.100 Fertigstellungen“, hieß es zuletzt vom stellvertretenden Verbandsobmann Herwig Pernsteiner. Gleichzeitig liege die Zahl der in Bau befindlichen Wohnungen Anfang 2024 mit 24.400 um 23 Prozent unter dem Zehnjahresdurchschnitt.

Hohe Zinssätze und hohe Baupreise bremsten die Bauinvestitionen. Entsprechend gingen die Verbandsvertreter auch für 2025 von einem weiteren deutlichen Rückgang aus. Nur noch 10.000 bis 11.000 Wohnungen dürften 2025 fertig werden.