Israel dürfte schrittweise Offensive in Rafah planen

Israel will seine Bodenoffensive auf die Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens einem Medienbericht zufolge schrittweise durchführen. Wie das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf ägyptische Beamte und ehemalige israelische Offiziere berichtete, änderte Israel auf Druck der USA und anderer Länder seine Pläne für einen großangelegten Angriff auf die mit Binnenflüchtlingen überfüllte Stadt.

Durch ein graduelles Vorgehen solle die Zahl ziviler Opfer begrenzt werden, hieß es. Israels Militär äußert sich zu seinen Einsatzplänen nicht. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte allerdings vor wenigen Tagen „weitere schmerzhafte Schläge“ gegen die islamistische Hamas angekündigt. „Und das wird in Kürze geschehen.“

Bericht: Koordination mit Ägypten vorgesehen

Nach Informationen des „Wall Street Journal“ plant Israels Armee nun, vor jeweiligen Angriffen die betroffenen Stadtteile zu evakuieren, bevor das Militär zu neuen Gebieten übergehe. Die Einsätze würden wahrscheinlich auch gezielter als frühere Angriffe im Gazastreifen erfolgen.

Zudem sei eine Koordinierung mit ägyptischen Beamten vorgesehen, um die Grenze zwischen Ägypten und dem Gazastreifen abzusichern, hieß es weiter.

Der bevorstehende Militäreinsatz dürfte mit einer mehrwöchigen Verlegung der Zivilbevölkerung beginnen. Es werde erwartet, dass es vier, fünf Wochen dauern könnte, die Bevölkerung an sicherere Orte zu verlegen, berichtete der israelische Rundfunk.

Hamas veröffentlicht Video von Geisel

Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas veröffentlichte indes ein Video einer aus Israel in den Gazastreifen verschleppten Geisel. „Ich wollte mit meinen Freunden abhängen und fand mich stattdessen mit schweren Verletzungen am ganzen Körper um mein Leben kämpfend wieder“, sagt der Mann mit laut Hamas israelischer und US-Staatsbürgerschaft in dem Video im offiziellen Kanal der Hamas auf Telegram.

Darin ist er auf einem Plastiksessel vor einer weißen Wand sitzend zu sehen. Der Mann sagt, er sei am 7. Oktober – dem Tag des beispiellosen Großangriffs der Hamas auf Israel – schwer verletzt worden. Er beschuldigt Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und dessen Regierung, am 7. Oktober Tausende Israelis und seitdem auch die Geiseln im Stich gelassen zu haben. Die Geiseln seien unter der Erde, es fehle ihnen an Wasser, Nahrung und medizinischer Versorgung. Nach Veröffentlichung des Videos kam es in Israel zu regierungskritischen Protesten.