US-Präsident Joe Biden während Rede
APA/AFP/Brendan Smialowski
Trump, Gaza-Berichte

US-Mediengala zwischen Witz und Protest

US-Präsident Joe Biden hat beim traditionellen Galadinner des Washingtoner Pressekorps Witze über Ex-Präsident Donald Trump gerissen und die Medien ermahnt, ihre Rolle in der Demokratie wahrzunehmen. „Ich bitte Sie sicherlich nicht darum, eine Seite zu wählen“, sagte er am Samstagabend (Ortszeit) vor dem Publikum des „Correspondents’ Dinner“ in Washington. „Ich bitte Sie darum, sich der Ernsthaftigkeit des Augenblicks bewusst zu werden.“ Alle müssten dazu beitragen, „dass die amerikanische Demokratie Bestand hat“.

Zuvor hatte der 81-jährige Biden seine Rede mit Blick auf sein Alter selbstironisch begonnen, sie aber auch für etliche Seitenhiebe gegen seinen voraussichtlichen republikanischen Kontrahenten im Präsidentschaftswahlkampf genutzt.

So witzelte er unter anderem über den Strafprozess gegen den 77-jährigen Trump im Zusammenhang mit Schweigegeldzahlungen an die Pornodarstellerin Stormy Daniels. „Donald hatte in letzter Zeit ein paar harte Tage. Man könnte sagen: stürmisches Wetter“, sagte Biden in Anspielung auf den Vornamen von Daniels, „stormy“ ist das englische Wort für „stürmisch“.

Biden ermahnt Presse bei Galadinner

US-Präsident Joe Biden hat beim traditionellen Galadinner des Washingtoner Pressekorps Witze über Ex-Präsident Donald Trump gerissen und die Medien ermahnt, ihre Rolle in der Demokratie wahrzunehmen. „Ich bitte Sie sicherlich nicht darum, eine Seite zu wählen“, sagte der US-Präsident.

Der Republikaner befindet sich derzeit fast täglich im Gericht in New York. Die Anklage wirft ihm vor, er habe den Ausgang der US-Präsidentenwahl 2016 mit der Zahlung von 130.000 US-Dollar (rund 121.000 Euro) an Daniels beeinflussen wollen. Die Transaktion selbst war zwar nicht illegal, bei der Rückerstattung des Geldes an seinen Anwalt soll Trump jedoch Geschäftsunterlagen gefälscht haben, um ihren eigentlichen Zweck zu verschleiern. „Was zur Hölle“, kommentierte das Biden am Samstag.

„Sleepy Joe“: Komiker teilt aus

Die Journalistenvereinigung der im Weißen Haus akkreditierten Korrespondentinnen und Korrespondenten veranstaltet den Festabend seit mehr als 100 Jahren. Der Präsident ist gewöhnlich Stargast – einzig Trump nahm während seiner Amtszeit nie teil. Anwesend sind neben Journalistinnen und Journalisten sowie hochrangigen Regierungsmitgliedern auch immer einige Hollywood-Größen. Dieses Jahr saß unter anderen die Schauspielerin Scarlett Johansson im Publikum. Sie ist mit Comedian Colin Jost verheiratet, der den traditionellen Unterhaltungsteil des Abends übernahm.

Scarlett Johansson und Colin Jost
IMAGO/Sipa USA
Das Galadinner war mit der Schauspielerin Scarlett Johansson und ihrem Ehemann, dem Komiker Colin Jost, prominent besetzt

Dabei teilte er gegen Trump, aber auch in alle anderen Richtungen aus. „Ich möchte darauf hinweisen, dass ‚Sleepy Joe‘ nach 22.00 Uhr noch wach ist“, scherzte der Komiker über Biden – den Spitznamen (auf Deutsch etwa: „schläfriger Joe“) hatte Trump dem Demokraten im Präsidentschaftswahlkampf 2020 gegeben und nutzt ihn seitdem immer wieder. An die Presse gerichtet, sagte Jost: „Wie viele hier tue ich auch so, als ob ich Nachrichten mache.“ Jost moderiert in der US-Comedyshow „Saturday Night Live“ eine Satirenachrichtensendung.

Propalästinensische Demos vor der Tür

Wie bei mittlerweile nahezu jedem Auftritt von Präsident Biden hatten sich am Samstag auch einige hundert propalästinensische Demonstrierende am Veranstaltungsort versammelt. Sie konfrontierten die eintreffenden Journalistinnen und Journalisten lautstark mit Kritik an deren Nahost-Berichterstattung. Mit Trommeln unterlegt, riefen sie in Sprechchören: „Schande über Euch“ und „Macht Euren Job“.

Menschen Demonstrieren für Gaza außerhalb vom Mediengala
Reuters/Nathan Howard
Rund 100 Personen demonstrierten vor dem Veranstaltungsort

Nach Angaben der NGO Reporter ohne Grenzen von Anfang März wurden seit Kriegsbeginn am 7. Oktober mehr als 100 Journalistinnen und Journalisten im Gazastreifen getötet. Eine Kritik der Vereinigung der Auslandspresse (FPA) lautet außerdem, dass Israel unabhängigen Berichterstattern und Berichterstatterinnen nur sehr eingeschränkt Zugang zum Kriegsgebiet ermöglicht. Die zuständigen Behörden begründen das mit Sicherheits- und logistischen Problemen.

Während sich propalästinensische Demos besonders an US-Universitäten zuletzt ausgeweitet und teils verschärft haben, handelte es sich am Samstag nach Einschätzung der Polizei an Ort und Stelle um einen verhältnismäßig kleinen Protest.

Bei der Räumung von propalästinensischen Protestcamps an mehreren US-Universitäten gab es am Samstag unterdessen knapp 200 Festnahmen. Allein auf dem Campus der Northeastern-Universität in Boston nahm die Polizei 100 Menschen fest. Auch an Hochschulen in den Bundesstaaten Arizona und Indiana gab es Polizeieinsätze. In Kanada wurde unterdessen das erste Protestcamp an einer Uni eröffnet.