Fokus auf Gaza: WEF-Treffen in Riad angelaufen

Zum Auftakt des zweitägigen Sondertreffens des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Riad hat der Gastgeber Saudi-Arabien vor negativen Folgen des Gaza-Krieges für die Weltwirtschaft gewarnt und Stabilität in der Region gefordert. Der Krieg zwischen der Hamas und Israel, aber auch die Konflikte in der Ukraine und andernorts, drückten „stark auf die wirtschaftliche Stimmung“, sagte der saudi-arabische Finanzminister Mohammed al-Dschadan heute bei einer Podiumsdiskussion.

„Ich denke, dass sich Länder, Staatenlenker und Menschen mit kühlem Kopf durchsetzen müssen“, sagte Dschadan und fügte an, dass deeskaliert werden müsse. „Die Region braucht Stabilität.“ Die Welt wandle „heute auf einem schmalen Grat und versucht, ein Gleichgewicht zwischen Sicherheit und Wohlstand herzustellen“, erklärte seinerseits der saudi-arabische Planungsminister Faisal al-Ibrahim auf einer Pressekonferenz im Vorfeld des Gipfels.

„Wir treffen uns in einem Moment, in dem eine Fehleinschätzung, eine Fehlkalkulation oder eine Fehlkommunikation unsere Herausforderungen noch verschärfen wird.“

Gespräche auch über Geiseldeal

Auf dem Gipfel in Riad soll nach Angaben der Organisatoren die Lage im Gazastreifen im Mittelpunkt stehen. Unter den rund tausend Teilnehmern sind zwölf Staats- und Regierungschefs, außerdem zahlreiche Außenminister aus dem Nahen Osten und Europa. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock reist nach Riad, auch die Außenminister der USA, Frankreichs und Großbritannien nehmen an den Gesprächen teil.

US-Außenminister Antony Blinken will sich bei Gesprächen in Saudi-Arabien für einen Waffenstillstand im Gazastreifen einsetzen. Zu Wochenbeginn seien in der saudi-arabischen Hauptstadt laut einem Mitarbeiter von Blinken auch Gespräche über die Bemühungen um einen Waffenstillstand und die Freilassung von Hamas-Geiseln geplant.

Weg „aus Sackgasse“ gesucht

Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas rief bei dem Treffen die USA auf, eine israelische Bodenoffensive in Rafah im Gazastreifen zu verhindern. „Wir appellieren an die Vereinigten Staaten, Israel aufzufordern, den Einsatz in Rafah zu unterlassen, denn Amerika ist das einzige Land, das Israel daran hindern kann, dieses Verbrechen zu begehen“, sagte Abbas. Ein militärisches Vorgehen Israels in der Stadt Rafah wäre Abbas zufolge „das größte Desaster der Geschichte des palästinensischen Volks“.

WEF-Präsident Börge Brende sagte, es gebe „eine Art neuen Schwung in den Gesprächen über die Geiseln und (…) auch einen möglichen Weg aus der Sackgasse, in der wir uns im Gazastreifen befinden“. Auch die humanitäre Lage im Gazastreifen nach mehr als sechs Monaten Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas sowie regionale Aspekte wie etwa der Iran sollen auf der Agenda stehen.