Asyl: NGOs fordern Reform der Grundversorgung

20 Jahre ist die Grundversorgung für Flüchtlinge alt und das, was dereinst bahnbrechend war, sei nun zur „Mangelversorgung“ geworden. Dieses ernüchternde Fazit zog der Geschäftsführer der Volkshilfe, Erich Fenninger, heute Vormittag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz der führenden NGOs im Asylbereich.

Vermisst werden ausreichende Quartiere für vulnerable Gruppen, Deutschkurse, Vorsorgekapazitäten, ein entsprechender Betreuungsschlüssel und leistbare Verkehrsmittel. Eine derzeit debattierte Residenzpflicht sehen die NGOs skeptisch.

Fehlende Koordinierung

Ganz grundsätzlich hielten Caritas, Diakonie, Rotes Kreuz und Volkshilfe fest, dass es auch an der Koordinierung zwischen Bundes- und Landesstellen mangle. So wisse die Bundesbetreuungsagentur nicht, wie die Plätze in den Ländern beschaffen seien, kritisierte Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser. Das führe dann dazu, dass etwa Behinderte in Quartieren landeten, die nicht barrierefrei seien.

Besonders kritisch sieht Moser die Versorgung von unbegleiteten minderjährigen Jugendlichen. Diese seien derzeit oft über Monate in Großquartieren der Bundesbetreuung untergebracht, und das ohne altersadäquate Versorgung.

Dauerproblem: Mangel an Unterkünften

Ein Dauerproblem in der Grundversorgung ist, dass zu wenige Unterkünfte zur Verfügung stehen, aktuell erfüllt wieder einmal nur Wien die Quote. Besonders kritisch wird es stets, wenn es dann zu einer großen Flüchtlingsbewegung kommt. Caritas-Generalsekretärin Anna Parr pochte daher darauf, auch in ausreichendem Ausmaß Vorsorgekapazitäten zu schaffen – und das eben nicht nur in der klassischen Betreuung, sondern auch in jener spezifischer Gruppen beispielsweise von Kindern und Menschen mit Behinderung.

Fenninger pochte diesbezüglich auf bessere Finanzzusagen des Bundes. Die NGOs seien gerne bereit, Unterkünfte zu betreuen, nur müsse das auch finanziell machbar sein.

„Leute bleiben, wenn sie Freunde finden“

Skeptisch zeigte sich Moser gegenüber jüngsten Überlegungen bezüglich einer Residenzpflicht für bereits anerkannte Personen, allein schon aus rechtlichen Gründen. Vielmehr müsse man in Integration an Ort und Stelle investieren: „Die Leute werden bleiben, wenn sie Freunde finden.“

Zu beseitigen gebe es da auch Hürden im Alltag, wie die Kosten für den öffentlichen Verkehr. So brauche es etwa für ein Praktikum auch eine Möglichkeit, hinreisen zu können, was gerade im ländlichen Raum eine Herausforderung sein könne, führte Parr aus.