Blick auf Capri aus der Vogelperspektive
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Touristenansturm

Capri verdoppelt Eintrittsgeld

Der Tourismus ist für Italien einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren, sorgt aber nicht nur für Freude. Ein Tagesbesuch in Venedig kostet Besucherinnen und Besucher seit letzter Woche an 29 Tagen in diesem Jahr fünf Euro Eintritt, die Insel Capri zieht nach – und verdoppelt die Landegebühr für Touristen auf gleichfalls fünf Euro, wie es am Montag hieß. Unumstritten ist die Maßnahme aber nicht.

An die 16.000 Touristen pro Tag besuchen in der Hochsaison Capri, die Insel im Golf von Neapel in Süditalien mit einer Fläche von rund zehn Quadratkilometern und knapp 13.000 Einwohnern. Den Besucherstrom gebremst hat ein Eintrittsgeld von bisher 2,50 Euro nicht, auch eine Verdoppelung auf fünf Euro dürfte kaum einen Effekt haben.

Capri erhofft sich davon aber zumindest Einnahmen von vier Millionen Euro in diesem Jahr. Die Landegebühr wird bis 31. Oktober eingehoben, zahlen müssen sie Besucher, die mit einer Fähre aus den nahe gelegenen Städten Neapel oder Sorrent kommen. Anziehungspunkt Nummer eins ist die Blaue Grotte (Grotta Azzurra) im Nordwesten der Insel, in der Antike „Schwimmbad“ des römischen Kaisers Tiberius.

Maßnahme gegen Massentourismus

Die Abgabe bzw. deren Verdopplung soll laut Plan der örtlichen Behörden den Besucherstrom „lenken“, wie Franco Cerrotta, der stellvertretende Bürgermeister von Anacapri, einer der Gemeinden auf der Insel, sagte. Ziel sei, mehr Menschen dazu zu bewegen, die Insel auch im Winter, außerhalb der Hochsaison, zu besuchen.

Touristen auf Capri
Reuters/Ciro De Luca
In der Hochsaison besuchen an die 16.000 Touristen pro Tag Capri

Die Maßnahme ist neben jener in Venedig nicht die einzige: Um den Massentourismus einzugrenzen, wurden auch die Preise für Bahntickets zu den norditalienischen Dörfern der beliebten Urlaubsgegend Cinque Terre an der Riviera Liguriens erhöht. Die rund 300 Kilometer lange Küstenregion im Nordwesten Italiens mit ihrer Hauptstadt Genua grenzt an Frankreich, das Piemont, die Emilia-Romagna und die Toskana.

Teurere Zugstickets in Ligurien

Die Fahrkartenpreise werden für alle Strecken in den Cinque Terre im Juli und August, an allen Wochenenden ab Mitte März und an allen Feiertagen verdoppelt. In der Praxis bedeutet die Preiserhöhung, dass Touristen für die sechs Kilometer lange Strecke zwischen Riomaggiore und Manarola für eine Regionalfahrkarte statt fünf Euro ab sofort zehn Euro zahlen müssen.

Im Gegenzug erhalten Bewohner und Besitzer von Zweitwohnungen Ermäßigungen auf Monats- und Jahreskarten für lokale Strecken, während ligurische Schüler und Studierende unter 19 Jahren ein Recht auf Gratismonatskarten haben.

Nicht nur Zustimmung

Viele im Tourismus beschäftigten Bewohner der Region kritisieren die Entscheidung als Nachteil für den Fremdenverkehr. Das Komitee der Verbände der Cinque Terre will beim Staatsrat, dem höchsten Verwaltungsgericht Italiens, wegen der Erhöhung der Bahnpreise Einspruch gegen diese Vereinbarung zwischen der Region Ligurien und den Staatsbahnen einlegen. Sie machen geltend, dass sie von der Regionalverwaltung bisher keine Mitteilung über die Änderungen der Ticketkosten erhalten haben.

Grotta Azurra auf Capri
Reuters/Yara Nardi
Anziehungspunkt Nummer eins: die „Blaue Grotte“ („Grotta Azzurra“)

Außerdem würden die Preiserhöhungen nicht die großen Touristenströme einschränken, die in den Dörfern schwere Verkehrsprobleme verursachen, sondern vor allem Familien und lokale Touristen treffen, heißt es. Die Dörfer der Cinque Terre zählen zusammen etwa 7.000 Einwohner. Die Region ist als Nationalpark geschützt, 1997 wurden die Orte zusammen mit der Gemeinde Porto Venere zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.

An 29 Tagen „Eintrittsgeld“ für Venedig

Venedig in Norditalien verlangt seit Donnerstag einen Eintritt von fünf Euro pro Person für Tagestouristen zwischen 8.30 und 16.00 Uhr, eingehoben wird es in diesem Jahr an 29 Tagen: seit Donnerstag bis 1. Mai und an allen Wochenenden (samstags und sonntags) bis zum 14. Juli. Ausgenommen ist das Wochenende zum Tag der Republik (1., 2. Juni), einem Nationalfeiertag in Italien.

Am Freitag, einen Tag nach ihrer Einführung, hatten laut Angaben der Stadt 16.700 Personen die Tagesgebühr für Touristen gezahlt. Die Buchung funktioniert übers Internet. Touristen müssen im Vorfeld einen QR-Code erwerben, der an den wichtigsten Zugangspunkten zur Stadt kontrolliert wird. 16.400 Personen wurden überprüft, teilte die Gemeinde mit.

„Sehr sanfte Kontrollen“ – aber auch Strafen

Die Buchungszahl lag weit höher, da sich auch Einwohner der Region registrieren mussten. Einheimische, Pendler, Kinder unter 14 Jahren und Studierende sind aber von der Abgabe befreit. Täglich werden etwa 75 Personen an 16 Orten der Stadt eingesetzt, um den QR-Code zu kontrollieren.

Touristen in Venedig
Reuters/Manuel Silvestri
Ein Besuch in Venedig kostet fünf Euro pro Person und Tag

Kontrollstellen wurden auf dem Piazzale Roma nahe dem Bahnhof, beim Fährenhafen Punta Sabbioni und in Chioggia eingerichtet. Bürgermeister Luigi Brugnaro versprach „sehr sanfte Kontrollen“, die eher stichprobenartig ausfallen und auf keinen Fall zu Warteschlangen führen sollen. Tagestouristen, die ohne gültige Eintrittskarte angetroffen werden, müssen mit einer Geldstrafe zwischen 50 und 300 Euro rechnen. In der Altstadt von Venedig lag die Zahl der Gästebetten Ende des Vorjahres bereits über der ihrer Einwohner.

Außerdem wird auf mehreren Inseln in Italien inzwischen eine „Landungssteuer“ verlangt. Diese ist etwa auch von Touristen zu bezahlen, die auf der Insel Procida im Golf von Neapel an Land gehen. Vom 1. Mai bis zum 31. Oktober wird die Landegebühr für Nichtansässige auf Procida 3,50 Euro pro Person betragen. In den sechs Wintermonaten wird die Gebühr auf 2,50 Euro pro Person gesenkt, auch um den saisonunabhängigen Tourismus zu fördern.