Französischer Schauspieler Gerard Depardieu in einer Archivaufnahme aus dem Jahr 2020
APA/AFP/El Gouna Film Festival/Ammar Abd Rabbo
Sexuelle Übergriffe

Depardieu muss vor Gericht

Der französische Filmstar Gerard Depardieu muss sich wegen Vorwürfen sexueller Gewalt vor Gericht verantworten. Wie die Pariser Staatsanwaltschaft am Montag mitteilte, soll der Prozess gegen den 75-Jährigen im Oktober beginnen. Depardieu war zuvor im Polizeigewahrsam zu Vorwürfen von zwei Frauen verhört worden, die dem Schauspieler Übergriffe während Dreharbeiten in den Jahren 2021 und 2014 vorwerfen.

Eine Bühnenbildnerin hatte dem Schauspieler vorgeworfen, sie 2021 bei Dreharbeiten zu dem Film „Les volets verts“ des Regisseurs Jean Becker sexuell belästigt zu haben. Depardieu habe zahlreiche anstößige Bemerkungen gemacht, sagte sie dem Magazin „Medipart“. Zudem habe er sie „brutal gepackt“ und „an der Taille, am Bauch und bis zu den Brüsten“ begrapscht. Leibwächter des Schauspielers hätten Depardieu schließlich gestoppt.

Die andere Anzeige kommt von einer Frau, die anonym bleiben möchte. Sie war 24 Jahre alt, als Depardieu sie ihren Angaben zufolge bei Dreharbeiten im Jahr 2014 mit „obszönen Bemerkungen“ belästigte und sie begrapschte.

Gerard Depardieu vernommen

Der französische Schauspieler Gerard Depardieu wurde in Polizeigewahrsam vernommen. Ihm werden schon seit Langem sexuelle Übergriffe und Vergewaltigung vorgeworfen.

Anwältin: „Erleichterung“

Nach dem stundenlangen Verhör am Montag wurde Depardieu nach Angaben seines Anwalts aus dem Polizeigewahrsam entlassen. „Der Polizeigewahrsam ist beendet. Er wird nicht mehr auf der Polizeiwache festgehalten“, sagte Depardieus Anwalt Christian Saint-Palais, als er die Polizeiwache verließ. Depardieu habe die Anschuldigungen der beiden Frauen in dem Verhör zurückgewiesen. Die Rechtsanwältin der mutmaßlich von Depardieu angegriffenen Bühnenbildnerin, Carine Durrieu-Diebolt, sprach gegenüber der Nachrichtenagentur AFP von „Erleichterung“ angesichts des juristischen Vorgehens gegen Depardieu.

Ermittlungen wegen Vergewaltigung

Seit Jahren schon melden sich immer wieder Frauen zu Wort, die Depardieu der sexuellen Gewalt beschuldigen, mittlerweile haben etwa 20 Frauen dem Schauspieler in Medien bzw. vor der Justiz Übergriffe und Belästigungen vorgeworfen. 2018 hatte ihn die Schauspielerin Charlotte Arnould geklagt. Seit 2020 wird in diesem Fall wegen Vergewaltigung ermittelt. Die Schauspielerin Helene Darras hatte ihn ebenfalls wegen Vergewaltigung angezeigt, das Verfahren wurde jedoch wegen Verjährung eingestellt. Eine Journalistin klagte Depardieu wegen Vergewaltigung im Jahr 1995 in Spanien.

Depardieu bestreitet die Vorwürfe vollständig. In einem in der Zeitung „Le Figaro“ im Herbst veröffentlichten Brief bezeichnet er sich als Opfer einer „medialen Lynchjustiz“. Er schrieb „Niemals nie habe ich eine Frau missbraucht“ und „Ich bin weder ein Vergewaltiger noch ein Raubtier. Ich bin nur ein Mann …“.

Prominente Unterstützung

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron stärkte dem Schauspieler mehrfach öffentlich den Rücken und verwies auf die Unschuldsvermutung. Auch mehrere Dutzend Künstlerinnen und Künstler – unter ihnen die Schauspielerin Charlotte Rampling und die Musikerin und ehemalige französische First Lady Carla Bruni – beklagten, dass die Unschuldsvermutung bei Depardieu, dem „vermutlich größten aller Schauspieler“, außer Acht gelassen werde.

Die Meinungen zu Depardieu und den schweren Vorwürfen, die gegen ihn erhoben werden, gehen in Frankreich auseinander. Bei vielen sorgte der Darsteller, der in mehr als 200 Filmen mitspielte, erst im Dezember mit Äußerungen in einer Fernsehreportage über seine Reise nach Nordkorea im Jahr 2018 für Entsetzen. Darin gibt er immer wieder frauenfeindliche und fragwürdige Kommentare von sich, bezeichnet Frauen etwa als „große Schlampen“.