Dominik Wlazny, Parteivorsitzender der Bierpartei
APA/Georg Hochmuth
Politologe

„Chance für Bierpartei ist da“

Seit Dienstag ist es fix: Die Bierpartei von Dominik Wlazny tritt bei der Nationalratswahl an. Für den Politologen Peter Filzmaier „ist die Chance da“, dass die Partei des Musikers, Mediziners und Ex-Bundespräsidentschaftskandidaten den Einzug ins Parlament schafft. Filzmaier schränkt aber gleich ein: Das sei die aktuelle Lage.

Bei vielen sei die Enttäuschung über etablierte Parteien so groß, dass „das Anderssein schon genügt“, egal, welche Inhalte eine neue Partei vertrete, so Filzmaier Dienstagmittag gegenüber ORF.at. Das wisse man nicht erst seit dem Versuch von Frank Stronach, in Österreichs Innenpolitik mitzuspielen. Den meisten aktuellen Umfragen zufolge schafft die Bierpartei den Einzug in den Nationalrat.

Eine entscheidende Frage sei aber, ob es Wlazny gelingen werde, den „Spannungsbogen über fünf Monate bis Ende September aufrechterhalten“ zu können. Wenn sich der Wahlkampf im Finale auf die Koalitionsfrage oder gar ein Duell um Platz eins zuspitze, werde das viele Wählerinnen und Wähler dazu veranlassen, taktisch zu wählen. Und da wäre die Bierpartei dann kein Faktor. Wichtig sei das auch deshalb, weil der Bierpartei die Organisationsstruktur wie von anderen Parteien fehle. Diesen Nachteil müsse er durch entsprechende Präsenz in Medien und sozialen Netzwerken ausgleichen.

Abzuwarten bleibe auch, ob Wlazny inhaltlich genügend „Spannendes für fünf Monate Dauerwahlkampf bieten kann, was ihm die Medienpräsenz sichert“. Bisher sei da nicht wirklich Konkretes bekannt.

Bierpartei-Chef verkündet Antreten bei Nationalratswahl

Dominik Wlazny hat in Wien das Antreten der Bierpartei bei der Nationalratswahl im Herbst angekündigt. Die Partei erreiche „massiven“ Zuspruch und sei „gekommen, um zu bleiben“, so Wlazny bei der Pressekonferenz.

Hofburg-Wahl nicht aussagekräftig

Wie sich das Bierpartei-Antreten auf die anderen Parteien auswirken wird, ist laut Filzmaier nicht wirklich zu beurteilen. Denn es gebe nur einen Datenbefund, jenen von der Bundespräsidentschaftswahl 2022. Damals wurde Wlazny hinter Alexander Van der Bellen und Walter Rosenkranz (FPÖ) mit 8,3 Prozent Dritter. Das sei aber eine Personenwahl gewesen – und mit Ausnahme von Rosenkranz habe es keinen einzigen Parteikandidaten gegeben. Aus Nachwahlbefragungen sei klar, dass Wlazny damals von allen Parteirichtungen Stimmen erhalten habe.

Auch der Meinungsforscher Peter Hajek sieht eine gute Chance für den Einzug. Er sagte im Ö1-Mittagsjournal, Wlazny bediene mit seinem Image eines jungen und dynamischen Menschen, der frischen Wind hineinbringe und eine andere Art von Politik anstrebe, den „sehr starken Drang zum Antiestablishment“. Er sei eine „Projektionsfläche“. Ob er den Erwartungen dann gerecht werde, sei eine andere Frage.

Hajek zeigt sich auf Basis von Umfragen daher überzeugt, dass Wlazny „querbeet überall das Protestwählerpotenzial“ ansprechen werde. Er sei wohl mehr eine Konkurrenz für Parteien links der Mitte attraktiv, aber auch für Wählerinnen und Wähler, die zuletzt FPÖ gewählt hätten.

Realistische Vorstellung von Kosten

Durchaus realistisch schätzt Filzmaier das Wahlkampfbudget von 1,2 Millionen Euro ein. Da habe sich Wlazny offensichtlich etwas überlegt. Denn auch wenn man Plakate und Werbeschaltungen in TV, Radio und Zeitungen auslasse: Auch Auftritte in sozialen Netzwerken und Werbung dort kosten. Vor allem brauche es auch ein PR-Team, das diese Auftritte professionell betreut. Anders als etablierte Parteien habe das die Bierpartei nicht.

Die angepeilte Mitgliederzahl von 20.000 hält Filzmaier dagegen für „viel zu hoch gegriffen“. Die Zeiten, in denen für Menschen Mitgliedschaften, erst recht bei Parteien, normal waren, seien längst vorbei. Laut Filzmaier würden 20.000 Mitglieder ein Vielfaches der Mitgliederbasis von Grünen und NEOS bedeuten. Anders als bei den Spendengeldern nannte Wlazny am Dienstag bei der Zahl der Mitglieder nicht einmal eine ungefähre Größenordnung.