Schauplatz des diesmaligen Großeinsatzes war der Campus der Eliteuniversität Columbia im New Yorker Stadtteil Manhattan. Mehrere hundert Sicherheitskräfte waren daran beteiligt, laut dem US-Sender NBC wurden Dutzende Teilnehmer der Proteste vorübergehend in Gewahrsam genommen. Das Gebäude, die Hamilton Hall, wurde geräumt.
Die Demonstranten hatten das Vorgehen Israels im Gaza-Krieg kritisiert und Solidarität mit den Palästinensern gefordert. Außerdem verlangten sie von der Hochschule, finanzielle Beziehungen mit Israel zu kappen.
Die Universitätsleitung lehnte das ab und forderte die Unterstützung der Polizei an, nachdem Vermummte mit schwarz-weißen Palästinensertüchern in der Nacht auf Dienstag Fenster eingeschlagen, die Hamilton Hall gestürmt und den Eingang des Gebäudes mit Stühlen und Tischen verbarrikadiert hatten.
„Solidaritätscamps“ durchsucht
Bei dem folgenden Polizeieinsatz wurden auch Dutzende Zelte in einem „Solidaritätscamp“ auf dem Gelände durchsucht. Aufnahmen zeigten, dass die Demonstranten noch versuchten, die Polizei mit Menschenketten am Vordringen zu hindern, jedoch zur Seite geschoben oder auseinandergedrängt wurden.
Der Großeinsatz war bereits der zweite auf dem Campus in Manhattan, nachdem die New Yorker Polizei vor knapp zwei Wochen schon einmal auf Bitte der Universitätsleitung gegen protestierende Studenten vorgegangen war. Die sahen sich in ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung beschränkt und kritisierten das Vorgehen der Sicherheitskräfte als unverhältnismäßig.
Proteste an zahlreichen Universitäten
In weiterer Folge kam es an Dutzenden Universitäten in den USA zu Demonstrationen und der Errichtung von Zeltlagern. Dem radikalen Teil der Protestbewegung wird Antisemitismus und die Verharmlosung der militanten und radikalislamischen Hamas vorgeworfen. Die Hamas spricht Israel das Existenzrecht ab und hat den Gaza-Krieg mit dem Angriff auf Israel mit Hunderten Toten am 7. Oktober des Vorjahres ausgelöst.
Die Besetzung der Hamilton Hall stieß neuerlich auf scharfe Kritik. Die Columbia-Universität teilte mit, man habe sehr deutlich gemacht, „dass die Arbeit der Universität nicht endlos durch Demonstranten gestört werden kann, die gegen die Regeln verstoßen. Wenn das weiterhin geschieht, wird das klare Konsequenzen nach sich ziehen.“ Selbst die US-Regierung sprach von einem „absolut falschen Weg“. „Das ist kein Beispiel für friedlichen Protest“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby.
Leitung droht mit Rauswurf
Am Montag hatte die Hochschulleitung angekündigt, Studentinnen und Studenten zu suspendieren, sollten sie das Protestcamp auf dem Universitätsgelände nicht bis zum Nachmittag verlassen. Die ließen sich allerdings nicht einschüchtern, und das Gegenteil geschah: Demonstranten drangen in die Hamilton Hall ein, die schon 1968 während eines Protests gegen den Vietnam-Krieg besetzt worden war.
Seit Beginn der propalästinensischen Studentenproteste im April wurden in den USA laut Medienberichten mittlerweile mehr als 1.000 Personen vorläufig festgenommen. Am Dienstag gab es nicht nur in New York einen Einsatz gegen die Protestbewegung, auch in anderen Bundesstaaten wie Kalifornien, Georgia, North Carolina, Texas und Florida griff die Polizei ein. Laut einer Karte des TV-Senders CNN gab es bisher Proteste an mehr als zwei Dutzend Universitäten quer über das Land, an 25 in 21 Bundesstaaten gab es vorübergehende Festnahmen.
Zusammenstöße in Los Angeles
An der University of California (UCLA) in Los Angeles kam es zu Konfrontationen zwischen propalästinensischen und proisraelischen Demonstranten, Letztere sollen versucht haben, ein Protestcamp niederzureißen, woraufhin die Universitätsleitung die Polizei zu Hilfe rief. An der renommierten Brown University im Bundesstaat Rhode Island an der US-Ostküste wurde ein Abkommen zur Beendigung von Protestaktionen geschlossen.
Kritische Stimmen aus Israel
Israels Präsident Jizchak Herzog nannte die „entsetzlichen antisemitischen Aktionen“ an der Universität Columbia zutiefst beunruhigend. „Die amerikanische Wissenschaft muss sich der Bedrohung bewusst werden“, schrieb Herzog auf X (Twitter). Er sprach von „einer klaren und gegenwärtigen Gefahr für die akademische Freiheit und für das Leben der Juden auf dem Campus“. Herzog forderte, antisemitische Aktionen auf dem Campus zu unterbinden.