Athen: Gründer von Neonazi-Partei auf Bewährung frei

Der wegen der Führung einer „kriminellen Vereinigung“ verurteilte Gründer der griechischen Neonazi-Partei Goldene Morgenröte ist vorzeitig aus der Haft entlassen worden. Wie das Gericht im nördlich von Athen gelegenen Lamia gestern mitteilte, ist Nikos Michaloliakos auf Bewährung frei. Demzufolge darf er die Region um die Hauptstadt nicht verlassen und muss sich einmal pro Monat auf einer Polizeiwache melden.

Nikolaos Michaloliakos, Gründer der griechischen Neonazi-Partei Goldene Morgenröte
AP/Thanassis Stavrakis

Michaloliakos darf zudem nicht mit den weiteren Verurteilten in seinem Fall in Kontakt treten. Der Holocaust-Leugner war 2020 nach einem Mammutprozess gegen die Goldene Morgenröte zu 13,5 Jahren Haft verurteilt worden.

Mord an Rapper

Weitere führende Parteimitglieder waren ebenfalls zu Gefängnisstrafen verurteilt worden. Zu ihren Hauptverbrechen gehörten die Ermordung eines linksgerichteten Rappers sowie Anschläge auf ägyptische Fischer und kommunistische Gewerkschafter.

Seine Haftstrafe saß Michaloliakos seit 2022 in einem Rehabilitationszentrum im Westen Athens ab, wie die griechische Nachrichtenagentur ANA berichtete. Der 66-Jährige habe an den Folgen einer CoV-Erkrankung gelitten.

Michaloliakos hatte die Goldene Morgenröte in den 1980er Jahren gegründet. Der Verehrer des früheren griechischen Diktators Georgios Papadopoulos saß bereits in den späten 1970er Jahren im Zusammenhang mit einer Reihe von Bombenanschlägen im Gefängnis.

Kurzer Höhenflug

Die Partei Goldene Morgenröte war bereits vor ihrer gerichtlichen Einstufung als „kriminelle Vereinigung“ wegen ihrer Angriffe auf Migranten und politische Gegner berüchtigt. Die Partei hatte im Zusammenhang mit der schweren Wirtschaftskrise in Griechenland ab dem Jahr 2010 an Einfluss gewonnen und war 2012 ins Parlament eingezogen. Bei der Parlamentswahl 2015 wurde die Goldene Morgenröte drittstärkste Kraft. Seit 2019 ist sie nicht mehr im Parlament vertreten.