Die frühere Kommunikationschefin von Donald Trump, Hope Hicks
Reuters/Aaron P. Bernstein
Trump-Prozess

Ex-Pressesprecherin sagt unter Tränen aus

Im Prozess gegen Ex-US-Präsident Donald Trump ist der Auftritt seiner ehemaligen Kommunikationschefin Hope Hicks mit Spannung erwartet worden. Sie gab dabei Einblick in den Umgang mit den Entgleisungen ihres Arbeitgebers, mit denen sie es im Präsidentschaftswahlkampf 2016 zu tun hatte. Ihre Strategie dabei: „Leugnen, leugnen, leugnen.“ Im Zeugenstand vor Gericht in New York brach Hicks in Tränen aus.

Sie sei „besorgt, sehr besorgt“ gewesen über das Bekanntwerden des „Access Hollywood“-Videos mit sexistischen Aussagen Trumps, sagte Hicks am Freitag vor dem New Yorker Gericht. In dem Video aus dem Jahr 2005 prahlt Trump damit, als Berühmtheit könne man sich Frauen gegenüber alles erlauben und ihnen sogar ohne ihr Einverständnis in den Schritt greifen. Das Video wurde im Oktober 2016, rund einen Monat vor der US-Präsidentschaftswahl, von der „Washington Post“ veröffentlicht.

Ihr sei sofort klar gewesen, dass es sich bei dem Video um eine „Riesengeschichte“ handle, sagte die ehemalige Trump-Vertraute. „Das war eine schädliche Entwicklung.“ Hicks fügte während der fast dreistündigen Befragung im Zeugenstand hinzu: „Das hat uns in einer Weise zurückgeworfen, die nur schwer zu überwinden sein würde.“ Sie habe ihre Mitarbeiter angewiesen, zu „leugnen, leugnen, leugnen“.

Trump emotionslos

Hicks sagte zu Beginn der Befragung, sie sei nervös. Einmal musste das Gericht ihre Aussage unterbrechen, weil sie zu weinen begann. Trump zeigte keine Emotionen, als Hicks in den Zeugenstand trat. Zwar gehört sie nicht mehr seinem inneren Zirkel an, doch Hicks machte ihrem früheren Arbeitgeber mehrfach Komplimente und beschrieb ihn als „sehr guten Multi-Tasker“ und einen „sehr harten Arbeiter“.

Gerichtszeichnung der weinenden Hope Hicks
Reuters/Jane Rosenberg
Ex-Pressesprecherin bricht vor Gericht in Tränen aus

Er sei ein Familienmensch, dessen Motivation zur Unterdrückung negativer Berichterstattung womöglich nicht darin bestanden habe, die Wahl zu gewinnen, sondern sein Verhältnis zu seiner Frau und anderen Angehörigen nicht zu gefährden. Zu ihrem persönlichen Verhältnis zu Trump sagte die 35-Jährige, sie habe zuletzt im Sommer oder Herbst 2022 mit ihm gesprochen.

„So viel Erfahrung wie eine Kaffeetasse“

Hicks war 2014 für die Vermarktung der Accessoire- und Modelinie von Trumps Tochter Ivanka zuständig. So war sie schließlich in Trumps Wahlkampfteam gekommen, der sie als „weitere Tochter“ bezeichnete. „Ich habe sie gefragt, ob sie etwas von Politik versteht? Sie hat geantwortet: absolut nichts“, sagte Trump über Hicks. Als er ihr eröffnet habe, dass sie seine Pressesprecherin sein werde, habe sie gedacht, dass er vielleicht einen Scherz gemacht habe, sagte Hicks.

Donald Trump und Hope Hicks
Reuters/JCarlos Barria
Hicks mit ihrem damaligen Arbeitgeber im Weißen Haus

Laut seinem Ex-Wahlkampfmanager Corey Lewandowski sagte Trump nach seinem Wahlsieg über Hicks: „Sie hat so viel Erfahrung wie eine Kaffeetasse.“ Trotzdem ernannte er sie von 2017 zur Kommunikationsdirektorin. 2018 verließ sie das Weiße Haus, zwei Jahre später kam sie in Trumps Beraterkreis zurück, doch überwarf sie sich nach dem Urnengang mit Trump, weil sie dessen Wahlmanipulationslügen nicht mittragen wollte.

Fragen zu damaligem Trump-Anwalt Cohen

In dem Verfahren – dem ersten Strafprozess gegen einen ehemaligen US-Präsidenten in der Geschichte der Vereinigten Staaten – ist Trump unter anderem wegen Fälschung von Geschäftsunterlagen angeklagt. Hintergrund ist eine Schweigegeldzahlung an die Pornodarstellerin Stephanie Clifford alias Stormy Daniels während des Wahlkampfs 2016. Vorgeworfen wird Trump, Geschäftsunterlagen gefälscht zu haben, um die Zahlung zu vertuschen.

Hicks wurde von dem Gericht auch zu ihrer Sicht auf den früheren Trump-Anwalt Michael Cohen befragt, der von der Trump-Verteidigung immer wieder als nicht vertrauenswürdig dargestellt wird. Einem Bericht der „New York Times“ zufolge sagte Hicks, sie halte es für unglaubwürdig, dass Cohen aus eigenem Antrieb 130.000 Dollar Schweigegeld an Stormy Daniels gezahlt habe.

Der Prozess hatte Mitte April begonnen und könnte nach Gerichtsangaben bis zu acht Wochen dauern. Bei einer Verurteilung droht Trump eine mehrjährige Gefängnisstrafe, die auch zur Bewährung ausgesetzt werden könnte. Trump hätte zudem die Möglichkeit, Berufung einzulegen. Auch nach einer möglichen Verurteilung – und selbst im Falle einer Gefängnisstrafe – dürfte der Republikaner bei der Präsidentschaftswahl antreten. Der 77-Jährige hat auf nicht schuldig plädiert.