Einsatzkräfte an der Fundstelle
Reuters/Jorge Duenes
Mexiko

Rätsel um verschwundene Touristen

Vor einer Woche sind in Mexiko drei Touristen verschwunden. Sie befanden sich auf einem Campingurlaub. Als vermisst gemeldet wurden sie, nachdem sie nicht in ihrer Unterkunft angekommen waren. Am Freitag (Ortszeit) wurden nahe der Grenze zu den USA drei Leichen gefunden. Ob es sich um die Vermissten handelt, ist unklar. Den Behörden gibt der Fall Rätsel auf.

Die US-Bundespolizei Federal Bureau of Investigation (FBI) im kalifornischen San Diego bestätigte den Fund der drei Toten, machte aber keine näheren Angaben zu deren möglicher Identität. Fundort war Santo Tomas, rund 45 Kilometer nördlich der Küstenstadt Ensenada. Diese liegt etwa 130 Kilometer südlich der US-mexikanischen Staatsgrenze bei San Diego und Tijuana im Bundesstaat Baja California.

Bei den Vermissten handelt es sich um die beiden australischen Staatsbürger Jake und Callum Robertson und einen Freund, den US-Amerikaner Jack Carter. Zuletzt gesehen worden waren sie am Samstag letzter Woche. Die drei hatten einen Urlaub zum Campen und Surfen in der Nähe von Ensenada geplant gehabt.

Mutter schlug Alarm

Alarm schlug schließlich die Mutter der beiden Brüder, Debra Robinson, via Facebook, nachdem die drei nicht in einem gebuchten Quartier angekommen waren. Sie wende sich an alle, die ihre Söhne gesehen haben könnten, schrieb die Frau in einer Facebook-Gruppe über die Baja California, es habe keine Nachricht mehr von ihren Söhnen gegeben. 120.000 Menschen lasen laut Bericht der „New York Times“ vom Samstag ihre Nachricht.

Einsatzkräfte an der Fundstelle
Reuters/Jorge Duenes
Forensiker am Fundort der Toten

Laut Medienberichten wurden ein ausgebrannter Pickup und Handys, die den Vermissten gehören könnten, gefunden. Baja California im äußersten Nordwesten Mexikos und gelegen zwischen dem Pazifischen Ozean und seinem Nebenmeer, dem Gold von Kalifornien, ist ein beliebtes Urlaubsziel für Surfer vor allem aus den USA. Es grenzt an Kalifornien und Arizona. Der Bundesstaat ist allerdings auch sehr stark vom mexikanischen Drogenkrieg betroffen.

„Wichtige Stunden“ bei Suche verloren

Mit genaueren Informationen zum Fund der drei Toten hielten sich sowohl die mexikanischen als auch die US-Behörden zurück. Zuvor hatte am Donnerstag die Generalstaatsanwältin von Baja California, Maria Elena Andrade Ramirez, in einer Pressekonferenz erklärt, die Sicherheitsbehörden überprüften drei Personen, die mit dem Verschwinden der Touristen zu tun haben könnten. Allerdings: Seit diesem Zeitpunkt sei viel wertvolle Zeit vergangen. Viele „wichtige Stunden“ seien verloren gegangen.

Einsatzkräfte suchen den Strand ab
Reuters/Jorge Duenes
Polizisten – noch vor dem Fund der Toten – auf der Suche nach den vermissten Urlaubern am Strand

Laut der Generalstaatsanwältin wurden jedenfalls Freitagfrüh (Ortszeit) drei männliche Tote in einer Art Brunnen, etwa 15 Meter tief, nahe Santo Tomas gefunden. Es gebe „mit größerer Wahrscheinlichkeit“ Grund anzunehmen, dass es sich bei ihnen um die vermissten Touristen handelt. Die Gerichtsmedizin will zur Klärung des Falls DNA-Untersuchungen vornehmen.

Möglicherweise Raubversuch als Motiv

Zu einem möglichen Motiv gibt es nur Spekulationen. Möglich sei, berichtete die „New York Times“ am Samstag unter Berufung auf die mexikanischen Behörden, dass die drei mutmaßlichen Täter das Fahrzeug der Urlauber stehlen wollten. Als die sich weigerten, habe einer davon auf sie geschossen und danach die Leichen verschwinden lassen wollen. Der Verdächtige befinde sich in Haft. Um eine geplante Tat habe es sich kaum gehandelt, zitierte die US-Zeitung Ramirez.

Erschreckende Statistiken

Laut Bericht der „New York Times“ wurde ganz in der Nähe des Fundorts der drei Leichen noch ein vierter männlicher Toter gefunden, der sei ebenfalls noch nicht identifiziert, stehe aber in keinem Zusammenhang mit dem Fall der drei Surfer. Im Jahr 2022 seien 192 US-Staatsbürger in Mexiko ums Leben gekommen, so Zeitung unter Berufung auf Daten des Außenministeriums in Washington, die meisten durch Unfälle, 46 galten als Opfer einer Gewalttat.

Die Kriminalstatistik in dem Bundesstaat an der Südgrenze der USA ist jedenfalls kritisch. Baja California ist die Region mit den meisten Autodiebstählen in Mexiko und liegt bei Morddelikten auf Platz zwei unter allen Bundesstaaten, zumeist in Zusammenhang mit Drogenhandel oder organisiertem Verbrechen. In ganz Mexiko gelten an die 100.000 Menschen als vermisst.