„Rot-Blau“-U-Ausschuss: Ex-BVT-Chef Gridling befragt

Dem von der ÖVP eingesetzten U-Ausschuss zum „rot-blauen Machtmissbrauch“ ist heute überraschend doch eine Auskunftsperson zur Verfügung gestanden: Ex-BVT-Chef Peter Gridling. Am frühen Nachmittag fand der medienöffentliche Teil der Befragung statt, im Anschluss daran stand Gridling den Abgeordneten in einer geheimen Befragung Rede und Antwort.

Verfahrensrichterin Christa Edwards fragte Gridling eingangs zur wieder aufgehobenen Suspendierung des Ex-BVT-Mitarbeiters Egisto Ott. Gridling verwies auf den ursprünglichen Hergang, wonach ein Verdacht nötig sei, um eine Anzeige zu erstatten. Das sei auch passiert, als Ott Dokumente von dienstlichen auf private Accounts geschickt habe. Da habe er die Anzeige angestoßen, so Gridling, damit sei seine Aufgabe als Dienststellenleiter „abgeschlossen“ gewesen.

Peter Gridling im Rahmen des U-Ausschusses zum „Rot-Blauen Machtmissbrauch“
ORF/Lukas Krummholz

Wieso die folgenden Ermittlungen dann ohne Konsequenz blieben, müsse man die Ermittler fragen, so Gridling. Das Bundesverwaltungsgericht habe aber auf ungenügende Grundlagen verwiesen, so Edwards. „Man hat keine Information über die Ermittlungen haben können“, so Gridling in Bezug auf das BVT. Diese sei im Innenministerium gelegen.

FPÖ-Obmann Herbert Kickl hatte bei seiner Befragung im April angegeben, dass er bei Amtsantritt von Gridling keine Information über den „Problemfall Ott“ bekommen habe. Die Suspendierung sei nicht in die Zeit gefallen, als Kickl Innenminister gewesen sei, reagierte Gridling. Der vorangegangene Minister, Wolfgang Sobotka (ÖVP), sei jedenfalls über den Fall informiert gewesen, sagte er auf FPÖ-Fragen.

„Stichprobenkontrolle“ bei Datenabfragen

SPÖ-Mandatar Reinhold Einwallner fragte Gridling nach Datenabfragen im BVT. Man habe stichprobenartig Kontrollen durchgeführt, so der Ex-BVT-Chef. Ob Ott jemals eine der Personen war, die stichprobenartig überprüft worden seien, wisse er nicht. Ob im Zuge der Hausdurchsuchung im Februar 2018 Datenabflüsse bemerkt wurden, konnte Gridling nicht festmachen. Klar sei nur, die Beamten hätten damals „wahllos Dinge mitgenommen“.

Wieso das BVT nicht bemerkt habe, dass Ott illegale Datenabfragen tätigte, interessierte die FPÖ-Mandatar Thomas Spalt. „Wir hatten keinen Einfluss, welche Personen bei den Stichproben ausgeworfen wurden“, zudem habe es damals keinen Verdacht gegen Ott gegeben, so Gridling.

Den Verdacht allerdings, dass Ott schon davor, konkret im Jahr 2015, auffällig geworden sei, wie von NEOS-Mandatar Yannick Shetty in seiner Befragung aufgebracht, bestätigte Gridling als „Hinweise“, die es gegeben habe. Details könne er aber nicht medienöffentlich nennen. Jedoch: „Diese Vorwürfe waren nicht haltbar. Wenn sie haltbar gewesen wären, hätte es ein Verfahren gegeben wie 2017“, so Gridling.

„Goldgruber war Auftraggeber für Geheimprojekt im BVT“

ÖVP-Abgeordnete Corinna Scharzenberger fragte Gridling nach „Geheimprojekten“ im BVT, über die er Bescheid gewusst habe. Diese hätten einerseits der Analyse, andererseits der Informationsbeschaffung gedient, sagte der Ex-BVT-Direktor. Näheres wollte er nicht öffentlich sagen.

Es sei ihm durch den damaligen Generalsekretär im Innenminister, Peter Goldgruber, vermittelt worden, dass er, Gridling nicht berechtigt sei, Bescheid zu wissen – als BVT-Direktor. Erst nach mehrmaligem Urgieren sei er in Kenntnis gesetzt worden. „Goldgruber war Auftraggeber für ein Geheimprojekt im BVT“, bestätigte Gridling gegenüber Scharzenberger. Die beiden angesprochenen Projekte seien aber nicht umgesetzt worden, so Gridling.

In die andere Richtung sei Information aus dem BVT an das Innenministeriumskabinett „immer mit der nötigen Vorsicht gemacht“ worden, es habe stets bewertet werden müssen, wie Informationen übermittelt würden. Ob es von Goldgruber Anfragen gab, die seitens des BVT abgelehnt worden seien? Diese habe es gegeben, so Gridling, etwa als es um Ermittler, die bei Verbindungen (gemeint: Burschenschaften) eingesetzt worden waren. Das sei aufgrund des persönlichen Schutzes dieser Ermittler nicht beantwortet worden.

„Von ÖVP im Stich gelassen gefühlt“

„Man hat gewusst, wenn die FPÖ das Innenministerium innehat, dann ist das eine schwierige Zeit für den Staatsschutz“, so Gridling. Man habe in dieser Zeit „wenig Unterstützung aus der ÖVP“ gehabt, man habe sich „von der ÖVP im Stich gelassen gefühlt“, so Gridling.

Grünen-Fraktionsführer Markus Koza fragte Gridling zur Zeit der Übernahme des Innenministeriums durch FPÖ-Innenminister Kickl. Der Beamtenschaft seien „Umfärbungen nicht unbekannt“. Von seiner Suspendierung sei er „sehr betroffen gewesen“, so Gridling. Er wäre auch nicht erstaunt gewesen, wenn zwei Wochen danach ein neuer BVT-Direktor präsentiert worden wäre, so Gridling. Dazu ist es aber nicht gekommen.

Davor hatten der ehemalige Sicherheitschef von Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) und der frühere Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) abgesagt sowie der Chef der Werbeagentur signs, wobei es um Treuhandverträge bezüglich der Werbeagentur gegangen wäre.