Teilzeitarbeit: IV nennt Babler „Märchenonkel“

Angesichts sinkender Arbeitszeiten und Produktivität müsse das Arbeitsvolumen nicht gesenkt, sondern erhöht werden, so der Präsident der Industriellenvereinigung (IV), Georg Knill. Kritik übte er an den Vorstellungen von SPÖ-Chef Andreas Babler: Dieser sei ein „Märchenonkel“, so Knill bei dem Businesstalk von Thomas Prantners Beratungsagentur C3.

Wer freiwillig nur in Teilzeit arbeitet, soll höhere Beiträge zum Sozialsystem leisten, sagte Knill heute bei einer Pressekonferenz in Wien. Es gehe dabei um die Pensionen, das Krankenversicherungssystem, die Arbeitslosenversicherung und um die oft geringere Steuerleistung aufgrund der Steuerprogression, so Knill weiter.

„Von den vier Millionen unselbstständig Beschäftigten in Österreich arbeiten 30 Prozent Teilzeit“, so Knill. Davon seien 60 Prozent Frauen. Gleichzeitig würden die Kosten für Pensionen, Gesundheit und Pflege steigen. Wer wie SPÖ-Chef Babler sage, man könne sich diesen Wohlfahrtsstaat mit weniger Arbeit leisten, sei ein „Märchenonkel“, sagte Knill.

Knill fordert halbe Stunde Arbeit mehr am Tag

Laut einer von der IV beauftragten Studie des industrienahen Instituts EcoAustria würde eine halbe Stunde Arbeit mehr am Tag in Österreich zu einem Wirtschaftswachstum von 1,2 Prozent pro Jahr führen. Allein mit dieser Maßnahme könnte man das Wirtschaftswachstum in Österreich verdoppeln, hieß es. Die jährlichen Abgaben würden um zwei Milliarden Euro steigen, so Knill.

Scharfe Reaktionen

„Statt SPÖ-Vorsitzenden Andreas Babler anzupatzen, soll die IV endlich ihre an den Haaren herbeigezogenen Uralt-Argumente gegen die Arbeitszeitverkürzung einmotten“, kritisierte SPÖ-Bundesgeschäftsführer Klaus Seltenheim in einer Aussendung und verwies auf „zahlreiche weltweite Belege für den Erfolg einer Arbeitszeitverkürzung“. FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch kritisierte die Forderungen der Industriellenvereinigung als „asozial“ und „bürgerfeindlich“ und verwies darauf, dass sich vor allem Alleinerziehende ihre Beschäftigungsform nicht aussuchen könnten.

Scharfe Kritik kam auch von den Gewerkschaften. GPA-Vorsitzende Barbara Teiber sah in der Forderung nach höheren Lohnabgaben für Teilzeitbeschäftigte eine „Verhöhnung“ von Frauen, die aufgrund von Betreuungspflichten oft nicht mehr arbeiten könnten. Auch ÖGB-Vizepräsidentin Korinna Schumann bezeichnete die Forderung als fernab jeder Lebensrealität.