Schild der Raiffeisen Bank International
ORF/Christian Öser
Russland-Sanktionen

RBI lässt geplanten STRABAG-Deal platzen

Das Sanktionsrisiko ist wohl doch zu groß gewesen: Ein komplizierter Tausch, so der ursprüngliche Plan, hätte der Raiffeisen Bank International (RBI) ihre in Russland blockierten Profite bringen sollen. Doch nach starkem Druck vor allem aus den USA blies die RBI nun die geplante Übernahme von STRABAG-Anteilen ab.

Die RBI hätte 24,1 Prozent der Anteile am österreichischen Baukonzern übernehmen sollen. Diese Beteiligung an der STRABAG gehörte früher dem russischen Milliardär Oleg Deripaska, der wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine sanktioniert wurde. Die RBI wollte dieses Aktienpaket – nach einem Verkauf an einen nicht sanktionierten Zwischeneigentümer – übernehmen, indem die Anteile von der russischen Tochter erworben und dann als Sachdividende an die Konzernmutter in Wien übertragen werden sollten. So hätte die RBI ihr in Russland eingefrorenes Vermögen nach Österreich holen können.

Dass das nicht ohne Weiteres gehen würde, war bereits in den vergangenen Wochen abzusehen gewesen. Am Mittwoch bestätigte die RBI schließlich offiziell, die Pläne einzumotten.

„Aus Gründen der Vorsicht“

Nach einem jüngsten Austausch „mit den relevanten Behörden“ habe die Bank „beschlossen, aus Gründen der Vorsicht von der Transaktion Abstand zu nehmen“, hieß es in einer Stellungnahme. RBI-Chef Johann Strobl hatte bereits vor einer Woche angekündigt, den Übernahmeplan aufzugeben, falls damit ein Sanktionsrisiko verbunden ist.

Grafik zu den STRABAG-Eigentümern
Grafik: APA/ORF; Quelle: strabag.com

Seit Beginn des Ukraine-Krieges hat die RBI nach eigenen Angaben ihre Aktivitäten in Russland deutlich reduziert. Unabhängig von der Entscheidung zur Absage der geplanten Transaktion strebe die RBI weiterhin die Entkonsolidierung ihrer russischen Tochtergesellschaft an, teilte die Bank am Mittwoch erneut mit.

Gegenwind von mehreren Seiten

Der Druck auf die RBI war zuletzt gestiegen. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte berichtet, dass hochrangige Vertreter des US-Finanzministeriums die RBI dazu drängten, von den STRABAG-Plänen abzurücken. Sie befürchteten laut Insidern, dass Deripaska von der Transaktion profitieren könnte.

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) hatte einen weiteren deutlichen Abbau des Raiffeisen-Kreditgeschäfts in Russland ab Mitte dieses Jahres gefordert. Deutschland hatte sich ebenfalls eingeschaltet und eine Investitionsprüfung eingeleitet. Die RBI hatte stets betont, alle Sanktionen sorgfältig überprüft zu haben. Die STRABAG teilte mit, sie habe erst durch die Ad-hoc-Meldung der RBI vom Aus des Deals erfahren.