Freude bei Kaleen und ihren Tänzer
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Song Contest

Kaleen schafft den Finaleinzug

Kaleen hat es geschafft: Mit „We Will Rave“ hat sie am Donnerstagabend in Malmö im zweiten Halbfinale des Song Contest genügend Publikumsstimmen für den Finaleinzug am Samstag sammeln können. Auf die Favoritenrolle dort sind aber andere gebucht, einige davon stellten das am Abend eindrücklich unter Beweis – allen voran Nemo aus der Schweiz. Für sechs Teilnehmer war am Donnerstag bereits Schluss, mit einer kleinen Überraschung.

Kaleens in kühlem Blau und Silber gehaltene Bühnenperformance sorgte durchaus für Jubel in der Halle. Dass Österreich heuer auf einen Eurodance im Stil der 90er und körperbetonte Tanzeinlagen setzt, überraschte viel, der erste Schritt ist aber getan. Gesanglich gab es wenig auszusetzen, die Höhepunkte der Tanzperformance hätte man freilich ein bisschen besser mit der Kameraführung koordinieren können.

Kaleen zeigt sich extrem glücklich nach ihrem Finaleinzug – sie freue sich auf die kommenden Tage, so die Sängerin gegenüber der ZIB3: „Ich kanns nicht erwarten.“ Noch in der Nacht wurde die Startreihenfolge bekanntgegeben: Österreich muss am Samstag lange warten – Kaleen hat Startnummer 26 und ist somit als Letzte an der Reihe.

Österreich: Kaleen – „We Will Rave“

Nemo aus der Schweiz beeindruckt

Vor allem stimmlich eine überragende Darbietung zeigte Nemo aus der Schweiz: Auf einer Drehscheibe balancierend saß jeder Ton von „The Code“ – von den Arienanleihen bis hin zum Rap. Bei den Buchmachern ist Nemo derzeit auf Platz zwei hinter Kroatiens Baby Lasagna, nach der Darbietung könnten aber die Karten ganz neu gemischt werden. Am Samstag dürfen ja die Jurys zum ersten Mal mitstimmen – und die dürften Nemo ganz oben auf der Liste haben.

Schweiz: Nemo – „The Code“

Spaß geht immer

Ebenfalls im weiteren Favoritenkreis ist Joost aus den Niederlanden, der eher beim Publikum als bei den ernsten Jurys punkten können wird. „Europapa“ ist eine Ode an Europa – und an seinen verstorbenen Vater. Diese „Ode“ ist allerdings ein kinderliedartiges Trash-Gesamtkunstwerk mit Extremschulterpolstern als Markenzeichen.

Fotostrecke mit 16 Bildern

Sarah Bonnici aus Malta bei ihrer Performance im zweiten Halbfinale des Song Contest
APA/AFP/Tt News Agency/Jessica Gow
Für Malta hat es nicht gereicht: Sarah Bonnici mit „Loop“
Albaniens Besa bei ihrer Performance im zweiten Halbfinale des Song Contest
AP/Martin Meissner
Auch Albanien ist nicht im Finale: Besa mit „Titan“
Griechenlands Marina Satti bei ihrer Performance im zweiten Halbfinale des Song Contest
EBU/Sarah Louise Bennett
Griechenland wird am Samstag noch einmal zu sehen sein: Marina Satti mit „Zari“
Der Schweizer Nemo bei seiner Performance im zweiten Halbfinale des Song Contest
APA/AFP/Tt News Agency/Jessica Gow
Keine Überraschung ist der Finaleinzug der Schweiz: Nemo mit „The Code“
Tschechiens Aiko bei ihrer Performance im zweiten Halbfinale des Song Contest
APA/AFP/Tt News Agency/Jessica Gow
Tschechien konnte das Fernsehpublikum nicht überzeugen: Aiko mit „Pedestal“
Österreichs Kaleen bei ihrer Performance im zweiten Halbfinale des Song Contest
EBU/Alma Bengtsson
Österreich hat es geschafft: Kaleen mit „We Will Rave“
Dänemarks Saba bei ihrer Performance im zweiten Halbfinale des Song Contest
EBU/Sarah Louise Bennett
Für Dänemark war im Halbfinale Endstation: Saba mit „Sand“
Armeniens Ladaniva bei ihrer Performance im zweiten Halbfinale des Song Contest
EBU/Sarah Louise Bennett
Armenien darf jubeln: Ladaniva mit „Jako“
Lettlands Dons bei seiner Performance im zweiten Halbfinale des Song Contest
EBU/Sarah Louise Bennett
Auch Lettland wurde vom Publikum ins Finale geschickt: Dons mit „Hollow“
Megara aus San Marina bei ihrer Performance im zweiten Halbfinale des Song Contest
EBU/Sarah Louise Bennett
San Marino traf nicht den Publikumsgeschmack: Megara mit „11:11“
Nutsa Buzaladze bei ihrer Performance im zweiten Halbfinale des Song Contest
EBU/Sarah Louise Bennett
Georgien präsentiert den Song am Samstag erneut: Nutsa Buzaladze mit „Fire Fighter“
Belgiens Mustii bei seiner Performance im zweiten Halbfinale des Song Contest
AP/Martin Meissner
Belgien wurde im Vorfeld höher gehandelt, ist aber ausgeschieden: Mustii mit „Before the Party’s Over“
5Miinust & Puuluup aus Estland bei ihrer Performance im zweiten Halbfinale des Song Contest
EBU/Sarah Louise Bennett
Estlands energetische Performance überzeugte: 5Miinust & Puuluup mit „(Nendest) narkootikumidest ei tea me (küll) midagi“
Israels Eden Golan bei ihrer Performance im zweiten Halbfinale des Song Contest
EBU/Sarah Louise Bennett
Auch Israel ist weiter im Bewerb: Eden Golan mit „Hurricane“
Norwegens Gate bei ihrer Performance im zweiten Halbfinale des Song Contest
EBU/Sarah Louise Bennett
Norwegen darf auch am Samstag antreten: Gate mit „Ulveham“
Joost Klein aus den Niederlanden bei seiner Performance im zweiten Halbfinale des Song Contest
EBU/Sarah Louise Bennett
Joost Klein aus den Niederlanden darf „Europapa“, seine Kinderliedode an Europa und seine Eltern, auch am Samstag vortragen

Ebenfalls im Finale vertreten sind die sechs Herren von 5Miinust & Puuluup, einer Kombination aus zwei estnischen Musikgruppen, die auf der Bühne durchaus unterhaltsam eine Art Rap-Battle um eine alte Leier austragen und dabei sinnieren, welche Drogen sie nie nehmen würden. Angesichts des Songtitels „(Nendest) narkootikumidest ei tea me (küll) midagi“ ist das vielleicht nicht ganz glaubwürdig.

Ethno und Rock bleiben erhalten

Die Fahne für Ethnopop wird im Finale von Armenien hochgehalten. Sängerin Jaklin Baghdasaryan lebt eigentlich in Frankreich und hat dort mit Louis Thomas das Projekt Ladaniva gegründet. „Jako“ ist ein freundlicher Song und punktet eher mit Charme und Flirt mit der Kamera als mit einem durchgängig wiedererkennbaren Refrain. An Refrainschwäche leidet zwar auch „Ulveham“, mit viel Power und Atmosphäre schaffte es die lang dienende norwegische Folkrockband Gate dennoch ins Finale.

Eher überraschend im Finale steht Dons aus Lettland, aber von Männern gesungene Balladen waren heuer rar gesät – und „Hollow“ konnte mit einem starken Refrain punkten.

Spezialfall Israel

Ein Wiedersehen gibt es am Samstag auch mit der israelischen Sängerin Eden Golan. An der Ballade „Hurricane“ ist handwerklich wenig auszusetzen, die Debatte über den heurigen Israel-Beitrag läuft auch auf einer ganz anderen Ebene. Am Donnerstag gab es in Malmö eine große, wenn auch überschaubare und friedliche Pro-Palästina-Demo. In den sozialen Netzwerken wird unter den Song-Contest-Hashtags das Vorgehen der israelischen Armee im Gazastreifen angeprangert, und auch in der Halle gab es laute Buhrufe nach dem Auftritt der israelischen Sängerin, der mit aufgezeichnetem Applaus überspielt wurde.

Israel: Eden Golan – „Hurricane“

Aus der großen Schar der allein singenden Frauen schafften es noch Griechenland und Georgien. Die Griechin Marina Satti bringt mit „Zari“ eine Mischung aus Kopfstimme, brüchigen Elektronikbeats und Sirtaki auf die Bühne – inszeniert mit Selfiekamera. Nutsa Buzaladze aus Georgien liefert zu Dancestampfer „Firefighter“ eine akrobatische Tanzshow mit Bodengymnastik.

Griechenland: Marina Satti – „Zari“

Für sechs reichte es nicht

Ganz ähnlich hatte zuvor Maltas Sarah Bonnici mit „Loop“ den Abend eröffnet, ihre Performance überzeugte aber ebenso wenig wie die Startnummer zwei, Besa aus Albanien – für beide ist das Semifinale die Endstation. Auch Sängerin Saba konnte mit ihrer statischen Performance zu „Sand“ nicht genügend Publikumsstimmen einfahren, vor einigen Jahren und wohl auch im ersten Semifinale hätte sie größere Chancen aufs Finale gehabt.

Auch eine optisch recht ansprechende Performance mit tanzenden Plüschhasen, Skeletten in Moonboots und Comicfiguren auf den LED-Wänden bot die Rockband Megara für San Marino. Auch für sie sollte das nicht reichen.

Vielleicht unter Wert geschlagen muss auch Aiko aus Tschechien am Samstag zusehen. Ihr Pop-Punk-Song „Pedestal“ fiele selbst im Formatradio nicht unangenehm auf. Und eher überraschend war auch für Mustii aus Belgien im Semifinale Schluss: Sein Refrain in „Before the Party’s Over“ kam nach zwei faden Minuten einfach zu spät.

Tschechien: Aiko – „Pedestal“

Frankreich und Italien mit gegensätzlichen Ansätzen

Wie am Dienstag durften sich auch am Donnerstag drei der fix qualifizierten Länder präsentieren. Slimane aus Frankreich setzte dabei voll auf seine Stimme und verzichtete auf jeden Firlefanz. Die längste Zeit seines Song „Mon Amour“ singt er in dieselbe Kamera und zeigt seine stimmliche Stärke auch ohne Mikro. Dem Song fehlt vielleicht ein wenig der Pep, um ganz oben zu landen, ein Spitzenplatz ist ihm aber wohl sicher.

Italien geht mit Angelina Mango einen ganz anderen Weg, sie präsentiert ihren recht raffinierten Song „La Noia“ in einem floralen Dschungel, in dem Kostüme und Hintergrundvisuals kaum zu trennen sind. Möglicherweise nimmt sie sich damit am Samstag einige Chancen.

Spaniens Nebulossa bei ihrer Performance im zweiten Halbfinale des Song Contest
EBU/Sarah Louise Bennett
Sängerin Maria Bas als Teil des Duos Nebulossa für Spanien

Und dann war da noch Spanien. Das Duo Nebulossa lässt – wohl als ironische Antwort auf sehr viel nackte Frauenhaut – zwei Männer sehr textilfrei auf der Bühne tanzen, während Sängerin Maria Bas als Dolly-Parton-Lookalike ihren feministischen Slogan „Zorra“ singt.