Autor und KZ-Überlebender Ivan Ivanji ist tot

Er hat Auschwitz und Buchenwald überlebt, war Diplomat und Dolmetscher Titos und hat seinen reichen Erfahrungsschatz in unzählige Bücher gepackt: Der Autor und Übersetzer Ivan Ivanji, der die serbische und die österreichische Staatsbürgerschaft besaß, ist tot. Er starb am Donnerstag in Weimar, wie die Stadtverwaltung mitteilte.

der serbische Schriftsteller Ivan Ivanji
APA/Georg Hochmuth

Wenige Stunden zuvor hatte er noch an der Eröffnung des neuen Museums zu Zwangsarbeit im Nationalsozialismus in Weimar teilgenommen.

Ivanji wurde 1929 in Veliki Beckerek (heute: Zrenjanin) in der Vojvodina als Sohn einer jüdischen Ärztefamilie geboren. Im Jänner 1942 wurde er in Novi Sad Augenzeuge von Massakern an der Donau. In seiner Heimatstadt überlebten von 278 Juden nur 38, erzählte er einmal. Er selbst kam als 15-Jähriger nach Auschwitz und wurde erst bei Kriegsende aus dem Konzentrationslager Buchenwald befreit. Seine Eltern sah er nie wieder.

Er studierte Architektur und Germanistik und war daraufhin in Belgrad als Lehrer, Theaterintendant, Journalist, aber auch lange als Titos Dolmetscher und als Botschaftsrat Jugoslawiens in Deutschland tätig. Seine Erfahrungen verarbeitete Ivanji in zahlreichen Büchern wie „Die Tänzerin und der Krieg“ (2002), „Titos Dolmetscher“ (2007) und „Mein schönes Leben in der Hölle“ (2014).

Die Liste Romane ist noch um einiges länger. Sie umfasst u. a. auch „Barbarossas Jude“, „Geister aus einer kleinen Stadt“, „Schattenspringen“, die Balkan-Familiensaga „Schlussstrich“ (2017), „Hineni“ (2020) und „Corona in Buchenwald“ (2021).

Ivanji bezeichnete sich selbst als „Skribomanen“, als Schreibwütigen. „Günter Grass sagte mehrere Jahre vor seinem Tod, er wolle nichts mehr anfangen, weil er nicht weiß, ob er es zu Ende bringen kann“, erzählte er der APA einmal. „Ich beginne immer wieder etwas Neues, und wenn ich es nicht beenden kann, bleibt es eben unvollendet. Hat es ja auch schon gegeben.“