Wenige Stunden nach Polen informierte in Bulgarien das Energieministerium, Gasprom habe den bulgarischen Energiekonzern Bulgargas unterrichtet, dass ab Mittwoch die Gaslieferungen eingestellt werden. Bulgariens Energieministerium betonte, derzeit gebe es keinen Gasengpass durch den Lieferstopp. Der Gasverbrauch müsse derzeit nicht eingeschränkt werden.
Polen hatte zuvor eine entsprechende Information durch Gasprom erhalten. Laut Polen liegt es daran, dass sich das Land weigerte, eine anstehende Rate in Rubel zu bezahlen. Das Druckmittel Gas hat Moskau zumindest gegenüber Polen nur noch kurze Zeit. Polen betonte selbst, man sei darauf vorbereitet, Gas aus anderen Quellen zu beziehen.
Tatsächlich läuft der langjährige Vertrag mit Gasprom ohnehin mit Jahresende aus und wird nicht verlängert. Polen will diese Gaslieferungen ab 1. Oktober durch Lieferungen aus Norwegen über die neu errichtete „Baltic Pipe“ genannte Pipeline ersetzen. Unklar ist freilich, wie die Zeit bis dahin überbrückt wird. Die Heizperiode geht dem Ende zu, doch vor allem in der Schwerindustrie ist Gas eine wichtige Energiequelle.
Unklar ist derzeit, wie andere Länder – darunter das besonders stark von russischem Gas abhängige Österreich – mit der Rubelforderung umgehen oder umgegangen sind.
Moskau droht mit Militäreinsatz in Moldawien
Die russische Regierung drohte nach Berichten über Anschläge im abgespaltenen moldawischen Landesteil Transnistrien indirekt mit einem Einmarsch in der Region. Russland wolle nach Angaben des russischen Außenministeriums ein Szenario vermeiden, in dem es gezwungen sei, in Transnistrien zu intervenieren, berichtete die russische Nachrichtenagentur RIA am Dienstag, ohne nähere Details zu nennen.
USA prüfen Hintergründe noch
Die prorussischen Separatisten in Transnistrien behaupten, dass die Spur zu den angeblichen Attentätern in die Ukraine führt, ohne dafür Belege zu bringen. Kiew bestreitet das und wirft Moskau vor zu versuchen, die gesamte Schwarzmeer-Region in den Krieg gegen die Ukraine hineinzuziehen. Russische Einheiten in Transnistrien seien bereits in volle Gefechtsbereitschaft versetzt worden, warnte Kiew.
Die USA prüfen nach eigenen Angaben noch die Ursachen und Hintergründe für die angeblichen Anschläge. Bei den berichteten Explosionen sollen unter anderem zwei noch aus der Sowjetzeit stammende Radioantennenanlagen zerstört worden sein. Mit ihnen konnten russische Radiosendungen in Moldawien empfangen werden.
Guterres fordert in Moskau Waffenruhe
Mit Nachdruck forderte UNO-Generalsekretär Antonio Guterres die russische Führung bei seinem Besuch in Moskau zur Beendigung des Krieges gegen die Ukraine auf. Er sei als „ein Botschafter des Friedens“ gekommen, so der UNO-Chef. Nach seinem Gespräch mit Präsident Wladimir Putin macht sich die UNO Hoffnungen, bei der Rettung der Zivilbevölkerung aus Kampfzonen künftig eine Rolle zu bekommen. Putins Aussagen dazu waren allerdings äußerst vage.
Russland, das den großflächigen Beschuss im Donbas fortsetzt, reklamierte derweil die Zerstörung mehrerer ukrainischer Luftabwehrsysteme für sich.
Berlin liefert Panzer
Die deutsche Regierung vollzog unterdessen eine Kehrtwende und beschloss die Lieferung von 50 Gepard-Panzern. Zudem arbeitet Deutschland zusammen mit den USA an der Ausbildung von ukrainischen Truppen an Artilleriesystemen auf deutschem Boden. Geplant sind zudem gemeinsam mit den Niederlanden die Ausbildung an Panzerhaubitzen und die Bereitstellung von Munition für die Ukraine.
Laut US-Außenminister Antony Blinken sind sich Kiew und Washington weitgehend darüber einig, was die Ukraine braucht und die USA liefern werden. Die US-Regierung hat diese Woche eine deutlichen Schwenk vollzogen: Nachdem sie zunächst, sehr auf Moskau Bedacht nehmend, von Hilfe zur ukrainischen Selbstverteidigung gesprochen hatte, sind die neuen Ansagen viel deutlicher: Blinken und Co. sprechen von einem ukrainischen Sieg, der Russlands Fähigkeit, seine Nachbarn zu bedrohen, stark schwächen werde.
Russland schürt Angst vor Atomkrieg
Offenbar als Versuch, den Westen von Waffenlieferungen abzuschrecken, schürt Russland die Angst vor einem Atomkrieg. „Die Gefahr ist ernst, real, und wir dürfen sie nicht unterschätzen“, so der russische Außenminister Sergej Lawrow. Er warf der NATO vor, in der Ukraine einen Stellvertreterkrieg zu führen. „Und Krieg ist Krieg.“ Den eigenen Angriffskrieg nennt Moskau dagegen „Spezialoperation“. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin kritisierte die Warnung Lawrows als Eskalation.
Debatte: Welche Mittel hat der Westen?
Seit mehreren Wochen führt der russische Präsident Wladimir Putin Krieg in der Ukraine, und ein Ende ist nicht abzusehen. Die Solidarität mit der Ukraine schweißt Europa und die USA zusammen. Welche Mittel hat der Westen, um den Krieg zu beenden? Welche Folgen haben mutmaßliche Verbrechen an Zivilisten? Wie könnte eine politische Lösung aussehen?
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