Auch Samstagabend weigerte sich Netanjahu, Verantwortung für die Ereignisse des 7. Oktober zu übernehmen. Man müsse nach dem Krieg gegen die Hamas alles genau untersuchen, auch seine Rolle, wiederholte Netanjahu seinen bereits bekannten Standpunkt.
Netanjahu betonte zudem, Israel sei entschlossen, alle Entführten zurückzubringen. Die Bodenoperationen, die in den letzten zwei Tagen starteten, „werden uns dabei helfen“, so Netanjahu. Details könne er nicht nennen, um die militärischen Operationen nicht zu gefährden.
Erneuter Aufruf an Zivilisten in Gaza
Israel hatte zuvor die Zivilbevölkerung im nördlichen Gazastreifen angesichts der verschärften Angriffe erneut dringend zur Flucht in den Süden aufgerufen. Laut dem israelischen Verteidigungsminister Joav Galant würden die Einsätze in Gaza „bis zu einem neuen Befehl“ fortgesetzt – man sei in eine „neue Phase des Krieges“ eingetreten. Am Samstag erfolgten die bisher schwersten Angriffe Israels auf Gaza.
„Wir haben über und unter der Erde angegriffen, wir haben Terroristen aller Ränge und an allen Orten angegriffen.“ Und weiter: „Was andere Gebiete betrifft, so bereiten wir uns darauf vor, die israelischen Bürger zu verteidigen und ihre Sicherheit zu gewährleisten. Wir tun das im Norden, im Zentrum und überall.“ Galants Äußerungen erfolgen nach einem Treffen mit hochrangigen Sicherheitsbeamten von Armee und Geheimdiensten.
Israel: Hamas-Kämpfer geben Nutzung von Spital zu
Zugleich veröffentlichte Israels Armee ein Video von einem Verhör von Hamas-Kämpfern, in dem diese angeblich bestätigen, dass die Hamas Spitäler und Schulen als Lager und sichere Unterkunft verwendet, da sie hier vor israelischen Angriffen sicher sei.
Die Hamas transportiere in das größte Spital al-Schifa etwa ihre Sprengstoffe, Waffen, Lebensmittel und medizinische Ausrüstung für die eigenen Leute, heißt es im Video. Laut den Aussagen darin geht auch hervor, dass sich Hamas-Mitglieder bei israelischen Angriffen in Kliniken oder Schulen verstecken.
Grund dafür sei, dass Israel aufgrund des Kriegs- und Völkerrechts diese nicht bombardiere. Die Hamas bestreitet die Nutzung des Krankenhauses für „militärische Zwecke“. Das Video könnte laut israelischen Kommentatoren im TV-Sender Kan dazu dienen, in weiterer Folge den Weg für Angriffe auf al-Schifa und andere Spitäler zu ebnen.
Israel ruft Diplomaten aus der Türkei zurück
Israels Rückbeorderung seiner Diplomaten aus Ankara ist eine Reaktion auf die in den vergangenen Wochen schon mehrfach scharfe Kritik der Türkei an Israel. Am Samstag sagte dann der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan auf einer propalästinensischen Demonstration in Istanbul, Israel sei nur „eine Schachfigur“ in der Region, die, „wenn der Tag kommt“, geopfert werde. Das Land begehe „Kriegsverbrechen“.
Mobilfunk und Internet ausgefallen
Beobachter sprechen von einer unübersichtlichen Lage – Hintergrund dafür sei auch ein großflächiger Ausfall von Mobilfunk und Internet im Gazastreifen.
Mehrere Hilfsorganisationen berichteten, dass sie den Kontakt zu ihren Mitarbeitern verloren haben. Die Lage im Kampfgebiet ist auch für Journalisten höchst gefährlich, die unter Einsatz ihres Lebens von dort berichten. Das in den USA ansässige Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) sprach von mehr als 29 getöteten Medienschaffenden seit der Terrorattacke der Hamas vor drei Wochen. Zudem warnte die Organisation, dass ein Ausfall des Kommunikationsnetzes auch verhindern könnte, dass weitere Nachrichten von dort verbreitet werden.
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