Journalist Jamal Khashoggi
AP/Hasan Jamali
Fall Khashoggi

Mord angeblich via Skype überwacht

Ein Vertrauter und langjähriger Berater des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman soll den Mord an dem saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi (Dschamal Chaschukdschi) durch ein 15 Mann starkes Killerkommando via Skype überwacht haben, so die Nachrichtenagentur Reuters mit Verweis auf mit dem Fall vertraute Personen am Montag.

Nachdem Khashoggi im saudischen Konsulat in der türkischen Metropole Istanbul festgesetzt worden war, wurde laut der Agentur, die sich auf eine hochrangige saudische Quelle beruft, Saud al-Kahtani via Skype zugeschaltet. Kahtani soll dann Kashoggi wüst beschimpft und angeschrien haben. Khashoggi soll auf gleiche Weise geantwortet haben, so Reuters weiter.

Schließlich soll Kahtani dann den Befehl zur Tötung mit den Worten „bringt mir den Kopf dieses Hundes“ gegeben haben. Bei dieser Aussage beruft sich Reuters auf eine Quelle im türkischen Geheimdienst. Unklar ist allerdings, ob Kahtani die gesamte Ermordung via Skype mitverfolgt hat.

Der Saudische Prinz Mohammed bin Salman
AP/Cliff Owen
Kronzprinz Mohammed bin Salman soll von der Ermordung zumindest gewusst haben

Kahtani wollte Khashoggi zur Rückkehr bewegen

Der regierungskritische Journalist, der für die „Washington Post“ gearbeitet hatte, war Anfang Oktober verschwunden, nachdem er Hochzeitsunterlagen im saudischen Konsulat in Istanbul abholen wollte. Nach langem Dementi hatte Saudi-Arabien am Samstag eingestanden, dass Khashoggi in dem Konsulat getötet worden sei.

Laut Reuters soll Kahtani Khashoggi vor dessen Tod mehrmals angerufen, ihn zur Rückkehr nach Saudi-Arabien gedrängt und ihm einen Job angeboten haben. Khashoggi misstraute allerdings Kahtani und soll einem Freund gesagt haben: „Glaubt er wirklich, dass ich nach Saudi-Arabien zurückkehre und er mich ins Gefängnis werfen kann?“

Was wusste der Kronprinz?

Kahtani ist einer der wenigen, für die der Fall Khashoggi bisher Konsequenzen hatte. Er wurde mit vier weiteren Beratern am Wochenende von König Salman seiner Funktionen enthoben. Laut Reuters, das sich auf Quellen im Königshaus beruft, sollen der Kronprinz und Kahtani einander so nahestehen, dass es als unwahrscheinlich gilt, dass der Kronprinz, obwohl er es vehement abstreitet, nichts von der Ermordung Khashoggis wusste. Wie der US-Sender NBC News erst kürzlich berichtete, soll sich Khashoggi mit einem Bruder des Kronprinzen „Ende 2017 oder Anfang 2018“ in der saudischen Botschaft in Washington getroffen haben.

Handlanger in aufsehenerregenden Fällen

Kahtani gilt als der Mann fürs Grobe des Kronzprinzen. Er überwacht die Social-Media-Agenden des Prinzen und attackiert dabei brutal Kritiker und Gegner des Königshauses. Er gilt auch als führender Kopf hinter der Verhaftung und dem Hausarrest Ende 2017 von Hunderten Personen der saudischen Elite, darunter bekannte Wirtschaftsbosse und Mitglieder der königlichen Familie. Kahtani soll auch hinter der Entführung des libanesischen Premierministers Saad al-Hariri im November 2017 stecken. Saudi-Arabien war mit dessen Politik gegenüber dem saudischen Regionalrivalen Iran und der Hisbollah-Miliz unzufrieden.

Vollstrecker der Launen des Prinzen

Der 40-jährige Kahtani sei in Saudi-Arabien als Vollstrecker der Launen des Prinzen und als Nationalist bekannt, wie Reuters weiter schreibt. Von liberalen Saudis soll er den Spitznamen „saudischer Steve Bannon“ erhalten haben: wegen seiner aggressiven Manipulation von Medien, um die Linie des Königshauses durchzusetzen, und seiner Strategien als Mann im Hintergrund. Kahtani schrieb auch via Twitter Oden auf die königliche Familie. Laut seinen biografischen Angaben studierte er Jus und ist Offizier der saudischen Luftwaffe.