Polizist
AP/South Florida Sun-Sentinel/Mike Stocker
US-Paketbombenserie

Noch keine offiziellen Angaben über Motiv

Auch nach der Festnahme und Anklage eines Verdächtigen in der US-Paketbombenserie sind weiter viele Fragen offen. Nach wie vor gibt es von offizieller Seite auch keine Hinweise auf ein mögliches Motiv. Dafür sei es „zu früh“, wie der Chef der US-Bundespolizei, Christopher Wray, am Freitag dazu sagte.

Auch US-Justizminister Jeff Sessions hielt sich in der Frage nach dem Motiv bisher zurück und sagte dazu kryptisch, dass Politik wohl eine Rolle gespielt habe und sich der Verdächtige wohl als „Partisane“ betrachtet habe. US-Medien berichten unterdessen, dass der polizeibekannte Cesar Altieri Sayoc ein fanatischer Anhänger von US-Präsident Donald Trump sei.

Trump lobt Ermittler und attackiert Kritiker

Trump selbst weist unterdessen weiter den Vorwurf zurück, er könne den Verdächtigen durch seine aggressive Rhetorik zu den Taten motiviert haben. Ihn treffe keine Schuld, auch wenn der Mann offenbar ein Unterstützer seiner Politik sei, sagte der US-Präsident, der gleichzeitig den Versand von Briefbomben an mehrere seiner Kritiker als „Terrorakte“ verurteilte.

Auf die Frage, ob er etwas an seiner Rhetorik ändern wolle, sagte er am Freitag zwar, er habe seinen Ton bereits abgemildert. Bei einer Wahlkampfveranstaltung attackierte Trump wenig später allerdings erneut die Medien und die oppositionellen Demokraten scharf. Trump wirft diesen unter anderem vor, aus den Taten politisches Kapital gegen ihn und die Republikaner schlagen zu wollen.

Die Paketbombenserie hält die USA seit Mittwoch in Atem und platzte mitten in einen ohnehin hitzig geführten Wahlkampf. Insgesamt stellten die Ermittler bisher 13 Paketbomben sicher. Weil diese an Menschen adressiert waren, die Trump kritisch gegenüber stehen, und einige von ihnen oft zur Zielscheibe des Präsidenten wurden, gab es bereits in den vergangenen Tagen eine heftige Debatte über die Rolle von Trumps umstrittenen Politstil.

Offenbar fanatischer Trump-Anhänger

Rechtsgerichtete Verschwörungstheoretiker zweifelten bis zuletzt indes an, dass hinter dem Paketbomben ein Trump-Unterstützer stehe. Stattdessen witterten sie ein vermeintliches Komplott linker Fanatiker mit dem Ziel, dem rechten Lager die Schuld an dem Bombenalarm zuzuweisen und so den Republikanern bei den bevorstehenden Kongresswahlen zu schaden. Diese wilden Spekulationen passen aber ganz und gar nicht zum Profil des nun festgenommenen Mannes, wie es sich aus den ersten Indizien ergibt.

Sayoc war demnach in einem Lieferwagen unterwegs, der großflächig mit Aufklebern politischen Inhalts zugekleistert war. Auf einer der Scheiben klebten etwa Fotos von Ex-Präsident Barack Obama und der ehemaligen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton. Sie tragen Zielscheiben auf den Gesichtern. Auch ein Aufkleber mit dem Spruch „CNN ist zum Kotzen“ gehört zum Dekor. Obama, Clinton und der Trump-kritische Fernsehsender gehörten zu den Briefbombenadressaten.

Auch Beiträge von Twitter- und Facebook-Konten, die mit Sayoc in Verbindung gebracht werden und inzwischen gesperrt wurden, legen US-Medienberichten zufolge nahe, dass der 56-Jährige ein fanatischer Anhänger Trumps ist. Laut CNN ist er ein eingetragener Republikaner.

Donald Trump
APA/AFP/Getty Images/Sean Rayford
Bei Wahlkampfveranstaltungen blieb Trump am Freitag seinem bisherigem Stil weiter treu

„Rücksichtlose Rhetorik“

Die Demokratin Clinton gab in einer ersten Reaktion nach der Festnahme Sayocs auch Trump indirekt eine Mitschuld. „Wir leben in einer Zeit, in der die Atmosphäre unberechenbar und hasserfüllt ist, und wir haben einen Präsidenten, der die ganze Zeit rücksichtslose Rhetorik praktiziert, die alle möglichen Leute erniedrigen und dämonisieren soll“, sagte Clinton am Freitagabend (Ortszeit) bei einer Veranstaltung im New Yorker Kulturzentrum 92Y.

Noch viele Fragen offen

Die US-Öffentlichkeit hofft indes gespannt darauf, dass die Ermittlungsbehörden schon bald mehr Aufklärung über das Motiv und dem festgenommenen Sayoc schaffen. Abseits vieler offener Fragen wurde der 56-Jährige bereits formell mehrerer schwerer Verbrechen beschuldigt, darunter „Angriffe“ auf frühere Regierungsvertreter. Seine absehbare Maximalstrafe beläuft sich laut Justizministerium auf 48 Jahre.

Über Sayocs Lebenslauf ist bisher wenig bekannt. Die biografischen Angaben auf seinen mutmaßlichen Onlinekonten sind nicht unbedingt zuverlässig. Demnach soll Sayoc früher „professioneller Fußballspieler, Ring- und Käfigkämpfer“ gewesen sein, aber auch Tiermedizin studiert haben. Der Verdächtige ist in früheren Jahren schon mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt geraten. So wurde er wegen einer Bombendrohung gegen seinen Stromversorger zu einer einjährigen Bewährungsstrafe verurteilt. Festgenommen wurde er auch wegen Diebstahls und häuslicher Gewalt.

Suche nach weiteren Paketbomben

Das FBI stieß durch einen Fingerabdruck auf Sayoc, der auf einem der Briefumschläge mit den Sprengsätzen gefunden worden war. Lauf FBI-Chef Wray könne nicht ausgeschlossen werden, dass noch weitere Paketbomben im Umlauf seien. Die Suche nach weiteren Sprengsätzen sei somit noch nicht vorbei.