Menschen an der Grenze zwischen USA und Mexiko
APA/AP/Gregory Bull
Todesfälle

US-Grenzschützer in Erklärungsnot

Innerhalb eines Monats ist ein zweites Kind aus Guatemala nach seiner Festnahme durch US-Grenzbehörden gestorben. Der achtjährige Bub starb in der Nacht auf Dienstag in New Mexico. Am selben Tag wurde in Guatemala ein siebenjähriges Mädchen beerdigt, das am 8. Dezember in US-Gewahrsam zu Tode gekommen war.

Nach dem zweiten Todesfall kündigte der US-Zoll- und Grenzschutz (Customs and Border Protection, CBP) eine medizinische Überprüfung aller Kinder in Haft an. Zudem sollten insbesondere die „Politik“ gegenüber unter Zehnjährigen überdacht und die Unterbringungs- und Transportmöglichkeiten der Migrantinnen und Migranten verbessert werden.

Der achtjährige Bub starb im Gerald Champion Regional Medical Center in Alamogordo, New Mexico, in das er am Vortag eingeliefert worden war, wie die Grenzschutzbehörde mitteilte. Das am 18. Dezember festgenommene Kind sei am Montag gemeinsam mit seinem Vater „unverzüglich“ in ein Krankenhaus gebracht worden, nachdem es mögliche Anzeichen einer Erkrankung gezeigt habe.

Krankenhaus
APA/AFP/Paul Ratje
In dem Krankenhaus verstarb der Bub aus noch ungeklärter Ursache

„Einfache Erkältung“ erwies sich als tödlich

Die Mediziner hätten zunächst eine „einfache Erkältung“ diagnostiziert, doch später habe der Bub einen Fieberschub bekommen. Nach eineinhalb Stunden im Krankenhaus sei er mit einem Rezept für ein Schmerzmittel und einem Antibiotikum zurück in seine Einrichtung gebracht worden.

Am Abend des 24. Dezember habe der Bub jedoch unter Übelkeit gelitten und erbrochen und sei erneut ins Krankenhaus gebracht worden. Dort sei er kurz nach Mitternacht gestorben, die Todesursache sei noch nicht bekannt. Es werde eine „unabhängige und gründliche Untersuchung“ geben. Guatemalas Außenministerium ließ von den US-Behörden medizinische Berichte anfordern.

Begräbnis des ersten Opfers in Guatemala

Erst am 8. Dezember war ein siebenjähriges Mädchen aus Guatemala im Gewahrsam der Grenzschutzbehörde gestorben. Medienberichten zufolge hatte sie auf der Flucht tagelang kein Wasser getrunken und litt unter akuter Dehydrierung. Am Dienstag wurde sie in ihrem Heimatort San Antonio Secortez begraben. Der Sarg mit dem Mädchen war am Montag aus den USA überstellt worden.

Auf Fotos, die in der guatemaltekischen Zeitung „Prensa Libre“ veröffentlicht wurden, waren die Familie und Gemeindemitglieder zu sehen, die am Sarg des Kindes Abschied nahmen. Bewohner hatten den weißen Sarg zuvor die letzte Strecke über Felder und Schuttwege in das abgelegene Dorf getragen. Der Vater der Siebenjährigen sei immer noch in den USA festgesetzt, berichtete die Zeitung.

Demokratische US-Politiker kritisierten die Migrationspolitik von US-Präsident Donald Trump. Senator Martin Heinrich, der New Mexico im Kongress vertritt, schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, die Nachricht vom Tod des Achtjährigen breche ihm das Herz, mache ihn aber auch wütend. „Die Trump-Regierung muss zur Verantwortung gezogen werden für den Tod dieses Kindes und für all die Leben, die sie mit ihrem internen Chaos und ihrer Gleichgültigkeit gegenüber menschlichem Leben in Gefahr gebracht hat.“

Forderung nach „Ende der hasserfüllten Politik“

Der Abgeordnete Marc Veasey sprach auf Twitter von einer „niederschmetternden“ Nachricht zu Weihnachten. Wieder sei ein Kind unter Aufsicht der Behörden gestorben. Die Abgeordnete Nydia Velazquez forderte eine umfassende Aufklärung des Todesfalles. Die New Yorkerin verlangte zudem „ein Ende der hasserfüllten, gefährlichen und einwandererfeindlichen Politik“ der US-Regierung.

Der verschärfte Kampf gegen illegale Einwanderung aus Lateinamerika ist einer der Schwerpunkte der Politik Trumps. Die Praxis des US-Grenzschutzes, Kinder von an der Grenze aufgegriffenen Einwanderern von ihren Eltern zu trennen, hatte im Juni einen Aufschrei der Empörung ausgelöst. Trump ließ dieses Vorgehen später beenden.

An seiner Forderung, eine Mauer an der Grenze zu Mexiko zu errichten, hält er aber vehement fest. Der Streit mit den oppositionellen Demokraten über die Finanzierung der Mauer hat zu einer Haushaltssperre geführt, die derzeit Teile des Regierungsapparats lahmlegt.

„Epidemische“ Mordraten

Seit Wochen bewegt sich eine große Zahl von Flüchtlingen und anderen Migranten aus Mittel- und Südamerika auf die mexikanisch-amerikanische Grenze zu. Ihre Herkunftsländer, Guatemala, El Salvador oder Honduras, zählen zu den gefährlichsten der Welt. Die Mordraten sind dort vier- bis achtmal höher als der Wert, ab dem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) von „epidemischen“ Mordraten spricht.