Glyphosat-Prozess gegen Monsanto mit Eklat begonnen

Der große US-Rechtsstreit um mögliche Krebsgefahren glyphosathaltiger Produkte der Bayer-Tochter Monsanto hat turbulent begonnen. Die Auseinandersetzung vor Gericht gipfelte gestern darin, dass der zuständige Bundesrichter Vince Chhabria der Klägerseite mit Sanktionen drohte. Die Anwältin des Klägers Edwin Hardeman, der Monsantos Unkrautvernichter Roundup für seine Erkrankung an Lymphdrüsenkrebs verantwortlich macht, habe sich nicht an die vorgegebene Prozessordnung gehalten, so Chhabria.

Der Richter warf der Klägeranwältin vor, gezielt vom festgelegten Thema abgewichen zu sein. Chhabria hatte im Jänner entschieden, das Verfahren in zwei Teile zu trennen – zunächst geht es darum, ob Monsanto-Produkte krebserregend sind. Nur wenn die Klägerseite das ausreichend belegen kann, würde die Frage verhandelt, ob das Unternehmen Risiken verschwiegen hat. Die Anwältin habe sich an diese vorgegebene Linie in ihrem eröffnenden Statement aber nicht gehalten. Chhabria verdonnerte sie per gerichtlicher Anordnung, noch im Laufe des Tages eine schriftliche Erklärung zu ihrem Verhalten abzugeben.

„Roundup nicht für seine Krankheit verantwortlich“

Für die Leverkusener Bayer AG, die Monsanto vergangenes Jahr für rund 63 Milliarden Dollar (55 Mrd. Euro) übernommen hatte, ist der Rechtsstreit hochbrisant. Denn es handelt sich um einen „Bellwether Case“ genannten Musterfall in einem Massenverfahren, der richtungsweisend für viele weitere Klagen ist. Insgesamt ist Bayer mit rund 9.300 US-Klägern konfrontiert, Hunderte Fälle unter dem Bundesgesetz sind bei Richter Chhabria in San Francisco gebündelt.

„Während wir großes Mitgefühl mit Herrn Hardeman haben, unterstützt die umfangreiche wissenschaftliche Forschung zu glyphosatbasierten Herbiziden über vier Jahrzehnte hinweg die Schlussfolgerung, dass Roundup nicht für seine Krankheit verantwortlich ist“, teilte Bayer in einer Stellungnahme zum Prozessauftakt mit. Der Konzern beruft sich auf über 800 Studien, die belegen sollen, dass der Unkrautvernichter sicher ist – bei vorschriftsgemäßer Anwendung.

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