Boeing 737 MAX 8 von AirChina
AP/ICHPL Imaginechina/Shen lei
Nach Äthiopien-Absturz

China untersagt Einsatz von Boeing-Modell

Nach dem Flugzeugabsturz in Äthiopien gerät der US-Hersteller Boeing unter Druck. Die chinesische Luftfahrtaufsicht CAAC ordnete den heimischen Fluggesellschaften am Montag an, ihre Maschinen des Boeing-Typs 737 Max vorerst nicht mehr einzusetzen. Mit diesem Schritt solle die Flugsicherheit gewährleistet werden. Die CAAC will nun Boeing und die US-Behörden kontaktieren.

Auch Ethiopian Airlines erteilte allen baugleichen Maschinen ein Startverbot. „Auch wenn wir die Unglücksursache nicht genau kennen, haben wir uns entschlossen, diese Maschinen als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme auf dem Boden zu belassen“, hieß es in einer Mitteilung am Montag. Auch Cayman Airways zog seine Maschinen aus dem Verkehr.

Ein Boeing-Sprecher lehnte eine Stellungnahme zu Chinas Entscheidung ab. Der Flugzeughersteller kündigte allerdings an, dass er die für Mittwoch in Seattle geplante Feier zur Vorstellung des neuen Modells 777x wegen des Unglücks verschieben werde.

Man konzentriere sich nach dem Absturz der Maschine vom Typ 737 Max 8 darauf, die betroffene Fluglinie zu „unterstützen“, hieß es zur Erläuterung. Zugleich sagte ein Sprecher, dass es bei der Auslieferung des neuen Großraumflugzeugs keinerlei Verzögerung gebe. Der Ultralangstreckenjet setzt wie die Unglücksmaschine auf eine Spritspartechnologie und soll etwa Flüge von Deutschland nach Australien ohne Tankstopp ermöglichen.

CAAC: Ähnlicher Vorfall im Oktober 2018

Bei dem Unglück in Äthiopien kamen alle 157 Menschen an Bord ums Leben. Unter den Opfern waren auch drei Ärzte aus Oberösterreich, die beruflich nach Sansibar unterwegs waren, wie es vom Außenministerium hieß. Zudem kamen mindestens 19 Mitarbeiter der Vereinten Nationen ums Leben. Die UNO setzte daher am Montag die Flaggen auf halbmast.

Über die Ursache wurde bisher nichts bekannt. Es ist bereits der zweite Absturz einer Maschine des erst seit 2017 ausgelieferten Boeing-Modells 737 Max 8 binnen fünf Monaten. Am 29. Oktober 2018 war ein Jet kurz nach dem Start in Jakarta ins Meer gestürzt. Die Unglücksursache wird noch untersucht. Die CAAC sprach von einer gewissen Ähnlichkeit der Fälle. So seien beide Maschinen während der Startphase abgestürzt. Der Behörde zufolge haben chinesische Fluggesellschaften 96 Maschinen vom Typ 737 Max in Betrieb.

Ein US-Regierungsvertreter sagte, es sei unklar, auf Basis welcher Informationen die Volksrepublik den Beschluss getroffen habe. Ein ähnliches Vorgehen der US-Behörden sei nicht geplant. Die Bilanz in den USA sei glänzend. Die Boeing 737 Max ist das aktuellste Modell der weltweit meistgebauten Verkehrsflugzeugfamilie. In Europa setzt etwa Ryanair auf die Maschine, doch ist noch keines der von der Laudamotion-Mutter bestellten 135 Flugzeuge im Einsatz.

Experte: Dramatische Situation für Luftfahrtbranche

Der Luftfahrtexperte Kurt Hofmann sieht nach dem Absturz der Boeing in Äthiopien eine „sehr dramatische Situation“ für die gesamte Luftfahrtbranche. Es könnte sein, dass bald eine Diskussion über ein weltweites Flugverbot losgetreten wird, sagte Hofmann am Montag in den Ö3-Nachrichten. „Jede Fluglinie fragt sich: Was ist das Problem?“

Flugzeugabsturz: Drei österreichische Ärzte unter Toten

Beim Absturz einer Boeing 737 der Ethiopian Airlines sind alle 149 Passagiere und acht Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen. Unter den Opfern befanden sich auch drei Österreicher.

350 Flugzeuge des Typs seien in Betrieb, aber „über 5.000 wurden bestellt“, so Hofmann. Die Situation sei insofern „sehr dramatisch“, als es sich „um eine neue Flugzeugtype handelt, eine neue Generation, und ein zweites Flugzeug dieses Typs binnen ein paar Monaten auf nahezu ähnliche Weise abstürzt“, sagte Hofmann.

Kritik an Boeing wegen mangelnder Vorbereitung

Kurz nach dem Absturz in Indonesien hatten Luftfahrtfachleute kritisiert, Boeing habe die Fluggesellschaften und Piloten und Pilotinnen nicht ausreichend über ein neues System gegen Strömungsabrisse informiert. Kritisiert wurde auch das Pilotentraining für das neue Modell.

Allerdings hätte die Lion-Air-Maschine laut einem vorläufigen Untersuchungsbericht der indonesischen Behörden wegen gravierender technischer Mängel nicht starten dürfen. Die Maschine hatte Probleme mit den Geschwindigkeitsmessern und den AOA-Sensoren, die Daten zum Auftrieb eines Flugzeugs liefern. Der endgültige Untersuchungsbericht steht noch aus.

Die Ermittlungen zur Ursache des Flugzeugabsturzes in Äthiopien gingen indes am Montag auf Hochtouren weiter. In Kürze sollen auch Fachleute von Boeing und der US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB nach Äthiopien reisen.