Israelischer Ex-General Benny Gantz
APA/AFP/Jack Guez
Porträt

Ex-Armeechef will einigen

Erst im Dezember ist Benny Ganz auf der politischen Bühne erschienen. Schon kurz danach galt er als einziger ernsthafter Gegner von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Der Ex-Militärchef setzte im Wahlkampf auf eine Einigung des Volkes statt auf Spaltung.

Ganz hat den größten Teil seines Lebens in der israelischen Armee gedient. Der 59-Jährige hat gegen die radikalislamische Hamas im Gazastreifen gekämpft und war während der zweiten Intifada (Palästinenseraufstand) im Westjordanland im Einsatz. Bis 2015 war der groß gewachsene Mann mit den kurzen grauen Haaren und den hellen Augen Chef der israelischen Streitkräfte. Erst im Dezember wechselte er auf die politische Bühne.

Während des Wahlkampfs präsentierte sich der verheiratete Vater von vier Kindern als Vertreter der Mehrheitsgesellschaft, der als Macher von außen in die Politik kommt – sauber, ohne Korruption. „Er kommt als der Retter des Landes, er will unsere liberale Demokratie retten“, sagt Politikwissenschaftlerin Gail Talschir von der Hebräischen Universität über Ganz’ Botschaft. Das Motto: Einigung statt Spaltung.

Für Friedensregelung mit Palästinensern

Ganz hat sich für eine Friedensregelung mit den Palästinensern ausgesprochen. Gleichzeitig ist er dafür, dass die großen Siedlungsblöcke im Westjordanland bei Israel bleiben. Von der israelischen Besatzung hat er sich distanziert. Ganz versprach im Wahlkampf zahlreiche Sozialreformen.

Ganz wurde 1959 in der Gemeinschaftssiedlung (Moschav) Kfar Achim rund 50 Kilometer südlich von Tel Aviv geboren. Seine Mutter kam aus Ungarn, überlebte den Holocaust und wurde 1945 aus dem Konzentrationslager Bergen-Belsen befreit. Sein aus Rumänien stammender Vater war führendes Mitglied der Hilfsorganisation Jewish Agency, die für Einwanderung nach Israel zuständig ist.

Spitzname „Prinz“

Ganz, der auch Politikwissenschaften studiert hat, hat eine lange Militärkarriere hinter sich. 1977 wurde er eingezogen und diente bei den Fallschirmjägern. Im Libanon-Krieg 1982 war er als Kompaniechef an Kämpfen in Beirut beteiligt. 1989 wurde Ganz Kommandeur von „Schaldag“ (Eisvogel), der Eliteeinheit der israelischen Luftwaffe. 2005 bis 2009 war Ganz Israels Militärattache in den USA, von 2011 bis 2015 Chef der israelischen Streitkräfte.

Sein schneller Aufstieg innerhalb der Armee brachte Ganz den Spitznamen „der Prinz“ ein. Die linksliberale „Haaretz“ beschrieb ihn in einem Artikel als ausgeglichenen und stressresistenten Kommandeur, der seinen Erfolg in der Armee allerdings auch guten Kontakten zu verdanken hatte. Ein Mensch, den manche Soldaten fast zu entspannt fanden. „Er ist ein netter Typ und hat viel Glück, aber ich kann nicht erkennen, wie das genug sein soll, um sich mit einem politischen Killer wie Netanjahu anzulegen“, zitierte die Zeitung einen früheren General anonym.