Armin Wolf bei Romy-Gala in der Hofburg in Wien
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30. Romy-Gala

Launiges Jubiläum mit politischer Note

Bereits zum 30. Mal sind am Samstagabend in der Wiener Hofburg die Romys verliehen worden. Die Jubiläumsgala mit dem Who’s who der deutschsprachigen Film- und Fernsehbranche war geprägt von guter Laune und zahlreichen politischen Zwischentönen. Für besonderes Aufsehen sorgten die Reden von ZIB2-Moderator Armin Wolf und Erika Pluhar, die für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde.

Die Schauspielerin Pluhar übte deutliche Regierungskritik und sie konstatierte: „Nirgendwo ging und geht es Menschen so gut wie bei uns.“ Trotzdem „gelingt es unserer derzeitigen Regierung“ und anderen Akteuren, „mit Werten, die ständig zitiert und gleichzeitig verraten werden“, sich einer „menschenverachtenden Gesinnung wieder zuzuneigen und damit Erfolg zu haben“.

„Weil man den Menschen Angst macht. Sie glauben lässt, es ginge ihnen immer schlechter. Sie verlören durch Migration und Fremdes, das auf sie einwirkt, den Boden unter den Füßen“, so Pluhar. Ein Abend wie die Romy-Gala, der Kunst und Kreativität feiere, sollte auch den „Widerstand gegen Fälschung und Irrweg“ hochleben lassen und jene vernetzen, die für „Anstand, Vernunft, Empathie und Offenheit“ stünden. Pluhar erhielt die Platin-Romy für ihr Lebenswerk.

Erika Pluhar bei der Romy-Gala in der Hofburg in Wien
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Pluhar erhielt den Preis für ihr Lebenswerk

Wolf-Appell für unabhängigen ORF

Für pointierte medienpolitische Ansagen garantierte die Wahl von Armin Wolf zum Publikumsliebling in der Kategorie „Information“: Der ZIB2-Moderator hatte 2018 mit einem Interview mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin für Aufsehen gesorgt und nannte nun Putin sowie FPÖ-Obmann und Vizekanzler Heinz-Christian Strache („Er hat letztes Jahr auf Facebook sehr viel Werbung für mich gemacht“) seine „Wahlhelfer“. Und er appellierte an die ORF-Gebührenzahler: „Bitte bezahlen Sie weiter, solange man Sie noch lässt. Wenn man Sie nämlich nicht mehr lässt, dann haben wir einen Staatsfunk.“

Armin Wolf bedankt sich für die Romy im Bereich Information

ZIB2-Moderator Armin Wolf erhält die Romy für die Kategorie „Beliebteste Moderation im Bereich Information“.

Der ORF möge „aufrecht, selbstbewusst und unabhängig“ agieren, wünschte sich Wolf. Und der ORF solle „schmissige Dokumentationen und scharfe Satire“ nicht nur produzieren, „sondern auch senden, ohne Piep“, spielte er auf die jüngste Aufregung um eine „maschek“-Ausgabe in „Willkommen Österreich“ und auf eine noch nicht gesendete Burschenschafter-Dokumentation an. „Zu Tode gefürchtet ist auch tot“, sagte er in der vom ORF live übertragenen Gala in Richtung des anwesenden ORF-Generaldirektors Alexander Wrabetz.

Bäumer ist beliebteste Schauspielerin

Beliebteste Schauspielerin in der Kategorie „Kino/TV-Film“ bei den vom „Kurier“ ausgetragenen Preisen wurde Marie Bäumer, die in „Drei Tage in Quiberon“ die Namensgeberin des Preises, Romy Schneider, verkörperte. Als beliebtester Serienschauspieler machte Philipp Hochmair das Rennen, in der Kategorie „Show und Unterhaltung“ Horst Lichter („Bares für Rares“). Die Romy in der Kategorie „Beliebtester Filmschauspieler“ nahm Thomas Stipsits entgegen, als bester Film wurde „Love Machine“, in dem Stipsits die Hauptrolle spielt, ausgezeichnet.

Romy-Gala in der Hofburg in Wien
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Die Gala zum Jubiläum fand in der Wiener Hofburg statt

Erstmals verliehen wurde die Romy dieses Jahr in der Kategorie „Sport“. ORF-Moderatorin Alina Zellhofer konnte sich in der Sparte durchsetzen. Sie sagte, es sei ein „unglaubliches Privileg, das tun zu dürfen, was man gerne tut“. Es stimme sie „nachdenklich“, dass sie immer wieder hört, dass sie in einer „Männerdomäne“ tätig sei. „Sowohl im Sport als auch in der Gesellschaft gilt: Es gibt kein ‚Entweder oder‘, es ist ein ‚Sowohl als auch‘.“

Fliegender Wechsel bei der Moderation

Die Moderation wechselte im Verlauf des Abends gleich mehrmals – zu Beginn stand Herbert Prohaska auf der Bühne und übte sich, als Vertreter der neuen Kategorie „Sport“, in der Moderation, ehe er an Mirjam Weichselbraun übergab. Weichselbraun, die aufgrund ihrer Schwangerschaft nur bis 23.00 Uhr moderieren durfte, übergab im Laufe des Abends an Andi Knoll und Katharina Straßer, die die letzten großen Preise anmoderierten.

Hirscher deutet Karriere-Fortsetzung an

Skistar Marcel Hirscher, der den Preis für den „TV-Moment des Jahres“ für seinen Sieg in Schladming entgegennahm, deutete unterdessen eine mögliche Fortsetzung seiner Karriere an. „Dieser Preis gehört eigentlich den Zusehern. Und genau deswegen gibt es diesen Preis, weil so viele Leute beim Skisport zuschauen. Und dafür möchte ich Danke sagen und hoffe, dass das in Zukunft weiterhin so bleibt. Ich freue mich aktuell, wenn der Sommer kommt, aber bald ist wieder Winter, und dann geht es wieder weiter“ – mehr dazu in sport.ORF.at.

14 Preise für den ORF

Für den ORF gab es bei den diesjährigen Romys insgesamt 14 Auszeichnungen. Bei den Publikumspreisen gingen sechs von sieben Kategorien an ORF-Stars. Programmdirektorin Kathrin Zechner zeigte sich erfreut und dankte allen Beteiligten: „Wenn einmal im Jahr dem Publikum das mächtige Instrument der Stimmabgabe die Möglichkeit gibt, die Fernsehlieblinge gebührend auszuzeichnen, ist es Zeit, Danke zu sagen.“ Neben dem Publikum und den Ausgezeichneten dankte sie auch den Kolleginnen und Kollegen.

Akademiepreis für Produzent Mojto

Der Akademiepreis in Platin für das Lebenswerk ging unterdessen an den TV-Produzenten Jan Mojto. Er erinnerte in seiner Rede an seine Flüchtlingsbiografie, Mojto war aus der damaligen Tschechoslowakei emigriert. „Heimatlos, mittellos, sprachlos“ sei er damals gewesen. „Ähnliche Menschen klopfen heute an die Tore Europas. Und wer weiß, vielleicht sind da zukünftige Romy-Preisträger.“ Die restlichen Preise der Akademie wurden bereits im Vorfeld der Gala am Samstag vergeben.

Proschat Madani, vom Publikum zur beliebtesten Serienschauspielerin („Walking on Sunshine“) gekürt, erklärte: Ein Erfolg wie ihrer sei nur möglich, „weil es mehr Leute gegeben hat, die an mein Potenzial geglaubt haben, als jene, die Vorurteile haben, weil ich fremd bin. Ich würde mir sehr wünschen, dass das heute auch so wäre.“