„Der gelbe Sessel“

Kogler will „Heimat Europa“ schützen

„Momentan fliegt viel auseinander“, deshalb müsse man die „Heimat Europa“ gegen alle Angriffe von Extremismen, vor allem von rechts schützen. Das sagt Grünen-EU-Spitzenkandidat Werner Kogler bei der Beantwortung der ORF.at-Publikumsfragen. Dass die Grünen für ungebremste Immigration seien, hält er für eine Mär.

Für eine „ökologische soziale Friedensrepublik Europa“ will sich Kogler mit dem Antreten der Grünen im Verbund mit Partnern in Europa einsetzen. Man kämpfe nicht nur für das Klima, sondern auch für den Artenschutz, der besonders bedroht sei. „Wir sind die letzte Generation, die noch etwas tun kann“, beantwortet Kogler die Frage nach der grünen Ausrichtung auf EU-Ebene. Insgesamt war das Klima-, aber auch das Wirtschaftsthema bei den Fragen an den Chef der österreichischen Grünen dominant.

Werner Kogler im Interview, Teil 1

Der grüne EU-Spitzenkandidat über die Strategien gegen Rechtspopulismus, die Migration und die Wirksamkeit von Klimaschutzregeln.

„Momentan fliegt viel auseinander“

Befragt, wie man sich gegen den Rechtspopulismus positionieren wolle, verweist Kogler auf die nötige positive Beantwortung der sozialen Frage: Nur ein vernünftiger Ausgleich zwischen Reich und Arm könne das Erstarken von Extremismen verhindern, so Kogler, der konstatiert: „Momentan fliegt viel auseinander.“ Deshalb sehe man sich als positive Welle gegen den Rechtsextremismus, mit dem Versuch, die „Heimat Europa“ zu schützen: „Für uns ist Europa Heimat, mit all seinen Werten Freiheit, Demokratie, Menschenwürde. Das wird angegriffen und muss verteidigt werden.“

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Spitzenkandidat der Grünen Werner Kogler
ORF.at/Peter Pfeiffer
Spitzenkandidat der Grünen Werner Kogler
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Spitzenkandidat der Grünen Werner Kogler
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Spitzenkandidat der Grünen Werner Kogler
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Spitzenkandidat der Grünen Werner Kogler
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Spitzenkandidat der Grünen Werner Kogler
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Spitzenkandidat der Grünen Werner Kogler
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Spitzenkandidat der Grünen Werner Kogler
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Kogler hält es für eine falsche Vorhaltung, dass die Grünen Tür und Tor für ungebremste Immigration offen hielten. „Die Grünen waren immer für faire Asylverfahren, gemeinsame Kontrolle der Außengrenze und eine gerechte Aufteilung von Geflüchteten in Europa“, sagt Kogler. Es dürften nicht alle bleiben, konstatiert er und fügt hinzu, dass man auch das Schlepperunwesen durch „legale Fluchtrouten“ bekämpfen müsse. Für die Krise 2015 hält er auch Österreich mit seiner Politik gegenüber Nahost-Staaten für mitverantwortlich. Für ihn gehört „dieses Thema vom Kopf auf die Füße“ gestellt.

Kogler im Interview, Teil 2

Werner Kogler über die Palmölfrage, die Sinnhaftigkeit ökologischer Landwirtschaft und die Verbindung von Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit.

„EU soll globaler Taktgeber in Klimafragen sein“

Befragt, was die Union zum Klimaschutz effektiver tun könne, verweist Kogler darauf, dass sie globaler Taktgeber für die Einhaltung der Klimaziele sein solle. Immerhin gehe es da auch um zukünftige Arbeitsplätze. So sollten ab 2030 nur noch abgasfreie Autos neu zugelassen werden – was für ihn Effekte für die Wirtschaft habe. Insgesamt glaubt er, dass die Grünen am besten die Idee von Umwelt und Wirtschaftlichkeit vereinen können. „Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit gehören eigentlich zu den Kernkompetenzen der Grünen“, so Kogler, für den ein Zusammenspiel von Wirtschaft und Umwelt „alternativlos“ ist.

„Der gelbe Sessel“

ORF.at reist in den Wahlkampf der Kandidaten und konfrontiert sie auf dem „gelben Sessel“ mit den je zehn repräsentativsten Fragen des Publikums von ORF.at. Für jede Frage ist eine Minute Zeit für ein Videostatement. Die Fragen stellt ORF.at-Chefredakteur Gerald Heidegger. Die Orte für die Drehs durften die Kandidaten wählen – mehr dazu in Spielregeln zum „gelben Sessel“.

Die „Biokraftstofferei“ ist für ihn in diesem Fall ein Holzweg, „weil sie wichtige Lebensräume ruiniert, damit wir irgendwelche Treibstoffzusätze haben“. Anbauflächen sollten für Lebensmittel da sein – „und außerdem muss noch was für die Natur überbleiben“.

Gegen die Kritik verteidigt Kogler die biologische Landwirtschaft. Probleme mit Schädlingen entstünden vor allem in der konventionellen Landwirtschaft und von Monokulturen: „Von kaputten Böden wird man keine gesunde Landwirtschaft bekommen.“

Mehr Kooperation statt Einzelstaaterei

Auf EU-Ebene rät Kogler zum Zusammenarbeiten statt zu Einzelstaaterei. Meist seien ja, so Kogler, die Einzelstaaten die Bremser bei den Klimazielen. Die Kommission sei wiederum ein Treiber für den Klimavertrag gewesen. Norwegen hält der grüne Spitzenkandidat durchaus für ein Vorbild, wenn ein Land, das vom Erdölboom gelebt habe, für die Zukunft auf abgasfreie Antriebstechnologie setze.

Kogler im Interview, Teil 3

Werner Kogler über die Frage, ob Norwegen in Klimafragen nicht vorbildlicher als die EU sei, die Zukunft der Grünen und das Mitstimmen mit anderen Listen.

Die Zukunft der Grünen sieht Kogler auf Nachfrage positiv: „In Österreich werden die Agenden des Bundessprechers und des EU-Abgeordneten in einer Hand bleiben, das hat im öffentlichen Auftreten einen Vorteil.“ Und wenn er auf seine Stellvertreter blicke, dann sehe er die Grünen für die Zukunft mit jungen Leuten gut aufgestellt.

Transkript

Das Interview ist auch als Transkript in Textform verfügbar.

Die nächsten Antworten auf dem „gelben Sessel“

Bis zum 18. Mai komplettiert sich die Reihe der Spitzenkandidaten und -kandidatinnen, die auf dem „gelben Sessel“ die Fragen des Publikums von ORF.at beantworten. Die Reihenfolge der Präsentation auf ORF.at folgt der Reihenfolge der Drehs an den unterschiedlichsten und teilweise sehr überraschenden Orten, die wir aus pragmatischen Gründen und in Abstimmung mit den Kandidaten im Raum Wien gewählt haben.

Alle Videoantworten können weiterdiskutiert werden in debatte.ORF.at.

10.5. Claudia Gamon, NEOS
14.5. Othmar Karas, ÖVP
15.5. Harald Vilimsky, FPÖ
18.5. Johannes Voggenhuber, Initiative 1 Europa