Touristen auf Strand bei Hahei, Neuseeland
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20,5 Euro „Eintritt“

Neuseeland führt Touristensteuer ein

Ab Oktober dieses Jahres wird für Neuseeland-Besucher ein Art Eintrittsgebühr fällig. Mit der am Donnerstag angekündigten Abgabe reagiert das Land auf die steigenden Besucherzahlen und die damit auftretenden Probleme.

Die bei der Einreise fällige Abgabe in Höhe von 35 Neuseeland-Dollar (20,5 Euro) ist Teil einer neuen Tourismusstrategie, die nun gemeinsam von Tourismusminister Kelvin Davis und Umweltministerin Eugenie Sage in der nordneuseeländischen Stadt Rotorua vorgestellt wurde. Schätzungen zufolge soll die neue Tourismussteuer umgerechnet zwischen 34 bis 48 Millionen Euro im Jahr bringen. Die Gelder sollen dann direkt in Infrastruktur- und nicht zuletzt Umweltschutzprojekte fließen.

„Das Natur- und Kulturerbe Neuseelands steht im Mittelpunkt unserer Tourismusindustrie und unserer nationalen Identität“, sagte dazu Naturschutzministerin Sage. Erklärtes Ziel sei der Aufbau einer nachhaltigen Tourismusindustrie, mit der dieses Erbe auch für zukünftige Generationen geschützt und gepflegt werden könne.

Camper im Mount Aspiring National Park, Neuseeland
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Neuseeland-Besucher hoffen auf unberührte Natur – vielfach wird es auf den Wanderwegen aber eng

Weiterer Anstieg bei Besucherzahlen erwartet

Bei steigenden Besucherzahlen müsse man Sage zufolge schließlich auch sicherstellen, "dass die Tourismusindustrie Teil der Lösung für unsere größten Naturschutzprobleme ist, einschließlich Klimawandel, Auswirkungen von Schädlingsarten sowie Verlust und Zerstörung von Lebensräumen. Es sei „nur fair“, so Tourismusminister Davis, dass künftig auch Neuseeland-Besucher einen kleinen Beitrag für die ihnen zur Verfügung gestellte Infrastruktur und den Schutz der Landschaften leisten, die als großer Trumpf von Neuseelands Tourismusindustrie gelten.

Touristen am Strand in Neuseeland
AP/Dean Lewins
Bis 2025 könnte die Fünf-Millionen-Besucher-Marke fallen

Der nur 4,9 Millionen Einwohner zählende Pazifikstaat war im Vorjahr Ziel von 3,8 Millionen ausländischen Touristen – Tendenz stark steigend: Erwartet wird, dass spätestens 2025 die Marke von fünf Millionen Besuchern pro Jahr übertroffen wird. Gleichzeitig mehren sich Berichte, wonach die Infrastruktur des Landes nicht auf derartige Besuchermassen ausgelegt sei.

Bedrohte Umwelt

Selbst in Regionen, die vor wenigen Jahren noch menschenleer waren, wird nach Angaben von Radio NZ mittlerweile über überfüllte Parkplätze, Wanderwege und Berghütten sowie ein zunehmendes Müllproblem geklagt. Laut einer im Vorjahr veröffentlichten Umfrage vertraten 35 Prozent der Neuseeländer die Ansicht, der Tourismus stelle eine zu große Belastung für das Land dar.

Für Aufsehen sorgte heuer schließlich auch ein großangelegter Klima- und Umweltschutz der neuseeländischen Regierung, der im krassen Widerspruch zu dem in Werbekampagnen gezeichneten Hochglanzbild eines „Pure New Zealand“ („Reines Neuseeland“, Anm.) zu stehen scheint. Auch das Naturparadies Neuseeland kämpft demnach mit verschmutzten Gewässern, Artensterben, den Folgen der Urbanisierung und der Verbreitung der Milchindustrie.

Weltweiter Trend

Mit der nun angekündigten Tourismusabgabe folgt Neuseeland nach Angaben des Onlineportals The Points Guy indes einem weltweiten Trend. Verwiesen wird hier etwa auf die Kurtaxen in Europa, aber auch auf die zuletzt angekündigten Tageskarten für Venedig-Besucher bzw. die Anfang des Jahres in Japan eingeführte Ausreisesteuer von 1.000 Yen (rund acht Euro).

Verwiesen wird zudem auf die im April für einige Tage für Touristen geschlossenen Färöern, aber auch die zuletzt angekündigten Zugangsbeschränkungen für den peruanischen Tourismushotspot Machu Pichu bzw. den für Touristen weiter gesperrten und durch den Film „The Beach“ berühmt gewordenen Strand Maya Bay in Thailand.