Kern-Events bei SPÖ-Gewerkschaftern „kein Wahlkampf“

Die roten Gewerkschafter und Pensionisten haben sich offiziell von der SPÖ abgekoppelt, die Partei im Wahlkampf 2017 aber unterstützt. So trat der damalige Kanzler Christian Kern kurz vor der Wahl bei roten Betriebsrätekonferenzen auf, der Pensionistenverband hatte Kern auf dem Cover seines Mitgliedermagazins. Die ÖVP kritisiert das als Umgehung der Wahlkampfkostengrenze. Die SPÖ sieht sich im Recht und weist die Kritik zurück.

Sowohl die FSG als auch der SPÖ-nahe Pensionistenverband haben nach Beschluss der neuen Transparenzregeln 2012 neue Vereine zwischen sich und die Partei geschaltet und gelten damit formal nicht mehr als parteinahe Organisationen. Im Gegensatz zu den Bünden der ÖVP müssen sie Spenden und Sponsorings somit nicht offenlegen.

Sickinger: Rechtlich nicht verpflichtet

In die Wahlkampfkostengrenze des Jahres 2017 eingerechnet hat die SPÖ aber weder einen Beitrag der FSG noch des Pensionistenverbandes. Wie der Politikwissenschaftler Hubert Sickinger der APA sagte, war die SPÖ dazu rechtlich auch nicht verpflichtet, weil beide Organisationen seit 2012 offiziell kein Teil der Partei mehr sind.

Die offiziellen Vorfeldorganisationen sind nämlich die damals neu gegründeten Vereine „GewerkschafterInnen in der SPÖ“ und „Arbeitsgemeinschaft 60 plus“. Sollten sie die Partei unterstützen, wäre das Teil der offiziellen Wahlkampfkosten. Und Spendeneinnahmen der beiden Vereine müsste die SPÖ offenlegen.

Kritik der ÖVP

Scharfe Kritik an dieser Vorgehensweise kommt von der ÖVP. Für Generalsekretär Karl Nehammer sind die von der SPÖ genannten 7,4 Mio. Euro Wahlkampfkosten angesichts der Aktivitäten von Pensionistenverband und FSG „unglaubwürdig“. Die ÖVP hat im Wahlkampf ja 13 Mio. Euro ausgegeben. „Wer Wahlkampf für die SPÖ betreibt, sich im Statut sogar klar zur SPÖ bekennt, ist eine nahestehende Organisation und nicht unabhängig“, so der ÖVP-Generalsekretär.

Die SPÖ weist die Kritik zurück. Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda hält die FSG-Veranstaltungen angesichts der nun bekanntgewordenen Großspenden der ÖVP für „nicht spielentscheidend“. Außerdem gehe es hier um Betriebsrätekonferenzen und nicht um Wahlkampfveranstaltungen.

Ähnlich FSG-Bundesgeschäftsführer Willy Mernyi, der betont, dass bei der Landeskonferenz des ÖGB Steiermark zuletzt ÖVP-Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer geredet habe: „Müsste ich ihm auch eine aliquote Rechnung für die Veranstaltung stellen?“ Der Pensionistenverband verweist ebenfalls darauf, dass bei seinen Veranstaltungen auch Politiker anderer Parteien zu Wort kämen – zuletzt etwa ÖVP-Landesrätin Barbara Schwarz bei einer Seniorenwanderung in Niederösterreich.

Drozda hatte gestern eine Spendenliste von 560.000 Euro vorlegte und Umgehungskonstruktionen seiner Partei verteidigt. NEOS warf Drozda „Unehrlichkeit“ vor.

Lesen Sie mehr …