Salzburger Festspiele sind eröffnet

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat heute Vormittag die Salzburger Festspiele eröffnet. Umrahmt wurde der Festakt mit Musik rund um das Festivalprogramm. Festredner in der Felsenreitschule war außerdem der amerikanische Regisseur Peter Sellars.

Eröffnungsredner Peter Sellars verband seinen eindringlichen Appell für Umweltschutz mit seiner Rolle als Regisseur der Eröffnungsoper „eines aufbegehrenden, ungeduldigen, ungestümen und genialen 24-Jährigen aus Salzburg namens Wolfgang Amadeus Mozart“. Er deutete den „Idomeneo“ als „Oper über das Meer“ – und die Geschichte vom Vater, der den Sohn opfern soll, als taugliches Gleichnis für eine Gesellschaft, die auf Kosten der nächsten Generation die Umwelt zerstört.

„Auf der ganzen Welt sitzen heute Verantwortungsträger an den Hebeln der Macht, die bereit sind, die kommende Generation zu opfern, die sich den dringend zu ergreifenden Maßnahmen und der sofortigen Reaktion auf das, was unser Planet einfordert, verweigern. Wie viele Wirbelstürme sind noch notwendig? Wie viele Hitzewellen?“, fragte Sellars. Die griechische Tragödie lehre uns: „Es gibt nicht das Böse, es gibt nur Ignoranz.“

Worte von Festredner Peter Sellars

Rabl-Stadler: Mythen Teil der Gegenwart

Ein Umdenken, vor allem aber eine Veränderung unseres Handelns, brauche nicht Verbote, sondern auch eine tiefere, sinnliche, lustvolle Komponente, zeigte sich Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler in ihren Begrüßungsworten überzeugt von der wichtigen Rolle der Kultur in der Klimadiskussion. Nicht nur der „Meister der Felsenreitschule“, Sellars, werde das in seiner „Idomeneo“-Inszenierung zeigen. Auch zum Festspielthema der Mythen werde man „den Beweis erbringen, dass die Beschäftigung mit den Mythen kein Schwelgen in längst vergangenen Zeiten ist, sondern Auseinandersetzung mit der Gegenwart“.

Begrüßung der Gäste durch Helga Rabl-Stadler, Präsidentin des Direktoriums der Salzburger Festspiele

„Die Klimakrise ist hier“

Auch Bundespräsident Van der Bellen griff das Thema des Festredners auf: „Die Klimakrise ist hier. Wir können sie greifen.“ Klimaforschung gebe es seit 100 Jahren, und „die Klimagötter sprechen seit etwa 50 Jahren mit steigendem Crescendo zu uns“, schlug Van der Bellen den Bogen zum Festspielthema der antiken Mythen. „Man könnte meinen, wie in einer griechischen Tragödie steuern wir in einem irreversiblen und nichtlinearen Prozess auf den Abgrund zu.“

Eröffnung durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen

Die Kunst selbst kam beim Eröffnungsakt in Form des Mozarteum Orchesters Salzburg unter der Leitung von Aziz Shokhakimov sowie mit Solistin Patricia Kopatchinskaja zu Wort. Neben den verpflichtenden Bundes-, Landes- und Europahymnen hielt man sich mit der schwungvollen Ouvertüre aus Offenbachs „Orphee aux enfers“ und George Enescus „Rumänischer Rhapsodie“ an das Opernprogramm des heurigen Festspielsommers, zwischen Grußworten und Festspielrede legte Kopatchinskaja mit Ravels „Tzigane“ ihre persönliche, humanistische Mahnung vor – wie immer barfuß. Bis Ende August sorgen insgesamt 199 Vorstellungen an 16 Spielorten für einen dichten Festspielsommer zwischen Musiktheater, Schauspiel und Konzert.

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