Vorlesung
ORF.at/Roland Winkler
OECD-Vergleich

Bachelors in Österreich unterbeschäftigt

Der Arbeitsmarkt in Österreich hat sich im OECD-Vergleich noch nicht ganz an den hierzulande relativ jungen Bachelorabschluss gewöhnt. Nur 79 Prozent der Bachelorabsolventen und -absolventinnen im erwerbsfähigen Alter haben einen Job – das ist eine der niedrigsten Raten OECD-weit und liegt deutlich unter den Werten anderer akademischer Abschlüsse.

OECD-weit sind 84 Prozent der Bachelorabsolventen in Beschäftigung. Geringere Werte als Österreich weisen nur Griechenland, Italien (je 73 Prozent), die Türkei, die Slowakei (je 76 Prozent) und Südkorea (77 Prozent) auf. Auffällig: Selbst Absolventen tertiärer Kurzausbildungen – in Österreich zählt etwa auch der BHS-Abschluss dazu – kommen hierzulande auf eine höhere Beschäftigungsquote (87 Prozent; OECD: 82 Prozent).

Noch höher ist sie bei Diplom- und Masterabsolventen (88 Prozent; OECD: ebenfalls 88 Prozent) sowie Doktoratsabsolventen (90 Prozent, OECD: 92 Prozent). Immerhin kommen die Bachelors aber auf etwas höhere Beschäftigungsquoten als die Absolventen einer Lehre, berufsbildender mittlerer Schulen und einer AHS-Matura (77 Prozent). Personen mit maximal Pflichtschulabschluss liegen bei 55 Prozent.

Wer die besten Jobaussichten hat

Die österreichischen Bachelorstudierenden zeichnen sich auch nicht unbedingt durch eine hohe Geschwindigkeit beim Studium aus: Nur 26 Prozent schaffen den Abschluss in der Regelstudienzeit, das ist einer der niedrigsten Werte in der OECD (Schnitt: 39 Prozent)

Die besten Jobchancen unter den Absolventen des Tertiärbereichs (inklusive BHS-Absolventen; alle Abschlüsse) haben übrigens Mediziner und Informatiker (Beschäftigungsquote: 90 Prozent), gefolgt von Absolventen im Ingenieurwesen, verarbeitenden und Baugewerbe (88 Prozent) sowie Juristen und Wirtschaftswissenschaftlern bzw. Pädagogen (je 86 Prozent). Auf die geringsten Werte kommen Geistes-, Kultur-, Kommunikations- und Sozialwissenschaftler (81 Prozent).

Das Problem mit der „Akademikerquote“

Vorsicht mit dem Begriff „Akademikerquote“: In Österreich werden mittlerweile nicht nur Hochschulabschlüsse dazugezählt, sondern auch bestimmte Schulabschlüsse – BHS-Abschlüsse gelten wie gesagt im internationalen Vergleich als tertiäre Kurzausbildungen. Über einen Bachelor-, Master-, Diplom- bzw. Doktoratsabschluss verfügen in Österreich dagegen nur 18 Prozent (OECD: 31 Prozent).

2018 lag der Anteil der Personen mit einem tertiären Bildungsabschluss an der Bevölkerung im Alter von 25 bis 64 Jahren in Österreich bei 33 Prozent (OECD-Schnitt: 38 Prozent). Das entspricht jeweils einem Anstieg von einem Prozentpunkt.

Sechsthöchster Anteil an ausländischen Studierenden

40 Prozent der 25- bis 34-Jährigen verfügen über einen Abschluss im Tertiärbereich (v. a. Hochschulen plus BHS). Das liegt knapp unter dem OECD-Schnitt (44 Prozent). Seit 2008 ist dieser Anteil in Österreich (33 Prozent) gestiegen, in der OECD war das Anwachsen (2008: 35 Prozent) allerdings deutlicher.

2017 begannen in Österreich 68 Prozent eines Altersjahrgangs eine Erstausbildung im Tertiärbereich (OECD: 65 Prozent). Ohne internationale Studierende würde dieser Prozentsatz allerdings nur 54 Prozent betragen (OECD: 58 Prozent). Mit 17 Prozent wies Österreich 2017 hinter Luxemburg (47 Prozent), Australien (21 Prozent) Neuseeland (20 Prozent), Großbritannien und der Schweiz (je 18 Prozent) den sechsthöchsten Anteil internationaler Studenten und Studentinnen an den eigenen Hochschulen auf (OECD: sechs Prozent).