Heinz Christian Strache
APA/Roland Schlager
Medienberichte

Straches Ex-Leibwächter festgenommen

Der ehemalige Fahrer und Sicherheitsreferent von Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ist laut Berichten von „Presse“, „Standard“ und „Krone“ am späten Montagabend festgenommen worden. Eine offizielle Bestätigung seitens der Staatsanwaltschaft dafür gibt es noch keine. Der ehemalige enge Vertraute Straches wird verdächtigt, „belastendes Material“ in der Spesencausa gesammelt und weitergegeben zu haben.

Es wird auch vermutet, dass er eine zentrale Rolle in der Entstehung des „Ibiza-Videos“ spielen soll. Laut dem „Standard“ sei der Bodyguard „mit den Hintermännern des ‚Ibiza-Videos‘ bekannt, er soll Teile des Materials über Strache mit ihnen geteilt haben.“ Als Motiv geben die Berichte persönliche Enttäuschung und Rache an, in „Österreich“ ist etwa von einem „massiven Streit“ über die Überstundenabrechnung des Sicherheitsberaters die Rede. Die „Presse“ schreibt indes, dass sich der Mann 2014 nach einer schweren Krankheit schlecht behandelt gefühlt haben soll. Schon kurz darauf soll der Mann versucht haben, Strache zu belasten.

Genau dieses Material, das zeigen soll, dass der damalige FPÖ-Chef private Kosten über die Partei und sein Spesenkonto von 10.000 Euro abgerechnet habe, tauchte nun wieder auf. Laut Medienberichten soll der Mann bereits seit 2013 belastendes Material – etwa Belege und Rechnungen – gesammelt haben. Im Jahr 2015 soll er sich an die Behörden gewandt, dabei aber Geld gefordert haben. Die Staatsanwaltschaft sei nicht darauf eingegangen.

Hintergrund offen

Nun soll der Mann kurz vor Montag um Mitternacht bei einer Hausdurchsuchung festgenommen worden sein, was dem Ö1-Mittagsjournal aus Behördenkreisen bestätigt wurde. Das belastende Material sei dabei wohl beschlagnahmt worden, so der Bericht. Möglich sei auch, dass der Festgenommene auch selbst bei falschen Spesenabrechnungen mitgewirkt habe. In der „Presse“ hieß es, der Mann soll jahrelang von den Falschabrechnungen gewusst und diese mitgetragen haben. „Krone“ und „Österreich“ berichteten, der Mann stehe unter dem Verdacht der Erpressung. Die Staatsanwaltschaft verwies auf „laufende Ermittlungen“ und darauf, dass es sich bei der Causa um eine „Verschlusssache“ handle.

Unterdessen wurde auch bekannt, dass der Ex-Leibwächter Bezirksrat der FPÖ Wien war und auch nach dem kolportierten Zerwürfnis mit Strache tätig war. Mittlerweile wurde er aus der Partei ausgeschlossen, wie die FPÖ mitteilte – mehr dazu in wien.ORF.at.

Neben den strafrechtlichen Ermittlungen der Behörden werde die interne Sonderprüfung zu den anonym erhobenen Vorwürfen „selbstverständlich gründlichst“ fortgeführt, hieß es. Der Ex-Leibwächter war zuletzt noch in Erscheinung getreten, als er Harald Vilimsky, FPÖ-Delegationsleiter im Europaparlament, bei einer Reise nach Budapest begleitete. Der Festgenommene soll außerdem Polizist sein.

Anonyme Anzeige mit brisantem Text

Weiters soll eine anonyme Anzeige vorliegen, deren Text Ö1 einsehen konnte. Die Anzeige beruft sich auf Informationen und Unterlagen, die von dem Ex-Leibwächter stammen sollen. In der Anzeige heißt es, dass „Fotos von Rechnungsbelegen, welche systematische Veruntreuung im Parteiapparat der Freiheitlichen Partei belegen sollen“ beigelegt seien. Der Anzeige sei dem Text zufolge unter anderem ein Foto beigefügt, das eine Sporttasche mit größeren Mengen Bargeld und Kleidung in einem Kofferraum zeigen soll.

In dem Text heißt es auch, die Anzeige sei vom anonymen Anzeiger nicht nur dem Hinweisgebersystem der Staatsanwaltschaft zugesandt worden, sondern auch mehreren Medien. Angezeigt wurde neben Strache auch die FPÖ. Laut der Anzeige liege der Verdacht nahe, dass sich Strache und andere Privatausgaben durch die FPÖ unter Missbrauch der Befugnisse als Machthaber der Partei bezahlen ließen und im großen Umfang verbotene Zuwendungen von Dritten erhielten. Teil der Anzeige seien auch Screenshots verschiedener SMS, welche mutmaßlich von Strache an eine dritte Person verschickt wurden – Audio dazu in oe1.ORF.at.

Prüfung läuft

In der laufenden Causa geht es um Unregelmäßigkeiten bei Straches Spesenabrechnungen. Strache, für den die Unschuldsvermutung gilt, soll laut einer anonymen Anzeige über die Partei auch die private Lebensführung finanziert haben. Dem damaligen Parteichef wurde bis zu seinem Ausscheiden aus der Politik von der Wiener FPÖ ein großzügiges Spesenkonto gewährt, wie die Zeitung „Heute“ am Montag schrieb. Dieses sei mit bis zu 10.000 Euro monatlich dotiert gewesen. Im Zeitraum von 2014 bis 2018 soll Strache dennoch private Rechnungen über die Partei abgerechnet haben.

Nun prüfen Landespartei und Staatsanwaltschaft Wien. Wie Behördensprecherin Nina Bussek auf APA-Anfrage mitteilte, ist bereits ein Ermittlungsverfahren anhängig. Ob Strache als Beschuldigter geführt wird und ob es darüber hinaus weitere Verdächtige gibt, gab Bussek aus ermittlungstaktischen Gründen nicht bekannt. Auf die Frage, in welche Richtung ermittelt wird, meinte die Behördensprecherin: „Rechtlich wäre das allenfalls unter Untreue zu subsumieren.“ Zuvor hatte die Wiener FPÖ eine Überprüfung angeblicher Unregelmäßigkeiten bei Straches Spesenabrechnungen bestätigt.

Strache weist Vorwurf zurück

Strache wies die Vorwürfe am Montag zurück. Auf Facebook sprach er von einer „Schmutzkübelkampagne“ kurz vor der Nationalratswahl, die „wieder einmal durchschaubar“ sei. Über seinen Anwalt richtete Strache zudem aus: „Alle Spesen und Sachleistungen wurden stets ordnungsgemäß abgerechnet bzw. erbracht.“