Man schreibt das Jahr 1984, als der Ministerrat der DDR den Beschluss fasst, dass die „Gestaltung und Bebauung der Innenstadt der Hauptstadt der DDR“ bis 1989 abzuschließen sei. Im Schatten des Potsdamer Platzes soll bis hin zum Pariser Platz so etwas wie die „Edel-Platte“ entstehen. Ein Ensemble hochwertiger Plattenbauten sehen die Pläne vor, mit Platz für Handel und Gastronomie, Grünflächen und Erholungszonen.
Es wäre wohl Wohnraum für die Systemtreuesten so nah an der Westgrenze gewesen. „Neuwohnbaukomplexe sollen wesentlich den Massenaufbau in diesen Zonen betonen“, hieß es im Planungsjargon dazu. Dahinter, im Prenzlauer Berg, verfiel derweil der Gründerzeitbestand. Künstler und Punks – und schließlich auch all jene, die nicht mehr mitmachen wollten mit dem System DDR – wohnten genau im Schatten dieser neuen Bebauungszone.
Unterschiede zwischen Plan und Wirklichkeit
Die Geschichte ging bekanntlich anders aus. Und nirgendwo lässt sich der Unterschied zwischen dem Traum vom neuen sozialistischen Osten und der tatsächlichen Entwicklung gerade des Zentrums und des Ostens Berlin besser ablesen als im „Stadtmodell“ der Berliner Senatsverwaltung, untergebracht unweit des Märkischen Museums in Berlin Mitte.
Zu sehen sind dort unter anderem zwei Modelle Berlins: eines aus der Mitte der 1980er Jahre – inklusive Plattenbauten, die so nie gebaut wurden; und eines, das die tatsächliche Stadtentwicklung bis in die Gegenwart anschaulich macht. In sechs Ansichten lässt sich so die Geschichte auf plastische Art erleben.