Laborant arbeitet mit einer Pipette im Institut für Virologie
APA/dpa/Christophe Gateau
Coronavirus

Verdachtsfälle in Österreich online abrufbar

Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne) hat angekündigt, ab Dienstag alle österreichischen Verdachtsfälle auf Coronavirus zu veröffentlichen. Grund zur Panik gebe aber nicht: „Österreich ist bestens aufgestellt“, so Anschober. Das Außenministerium erhöhte unterdessen die Sicherheitsstufe für China.

Auf der Website des Sozialministeriums werden seit Dienstag die aktuellen Verdachtsfälle auf Coronavirus in Österreich publiziert. Für einen Verdachtsfall in Kärnten gab es nach einer Untersuchung am Dienstagabend eine Entwarnung – mehr dazu in kaernten.ORF.at. Auch die Verdachtsfälle in Wien haben sich nicht erhärtet.

Der Ist-Stand wird täglich um zehn Uhr aktualisiert. „Wir kommunizieren damit transparent und übersichtlich. In laufender Abstimmung mit den Landessozialreferenten und -referentinnen. Es ist wichtig, umsichtig zu agieren und Gerüchten keinen Platz zu geben“, so Anschober in einer Aussendung.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne)
APA/Roland Schlager
Anschober kündigte an, ab sofort einmal täglich, über den aktuellen Stand zum Coronavirus in Österreich Auskunft zu geben

Telefonhotline zum Coronavirus

Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hat bereits am Montag eine Gratistelefonhotline unter der Telefonnummer 0800-555 621 eingerichtet. In der Zeit von 9.00 bis 17.00 Uhr (Montag bis Freitag) geben Experten und Expertinnen der AGES aktuelle Informationen zu Übertragung, Symptomen und zur Vorbeugung des neuartigen Virus.

Ausführliche Informationen zu 2019-nCoV, Handlungsempfehlungen und Schutzmaßnahmen sowie Informationen für Fachpersonal finden Interessierte auch auf der eigens eingerichteten Website der AGES – auch sie wird regelmäßig aktualisiert.

Außenministerium erhöhte Sicherheitsstufe für China

Seit Dienstag gilt zudem ein erhöhtes Sicherheitsrisiko für Reisen nach China (Sicherheitsstufe 2). Das erfolgte aufgrund der weiteren Ausbreitung des Coronavirus und der damit einhergehenden Verkehrsbeeinträchtigungen, sagte Außenministeriumssprecher Peter Guschelbauer am Dienstag auf APA-Anfrage.

Nicht notwendige Reisen nach China sollten verschoben werden, rät das Ministerium. Unter bestimmten Voraussetzungen können laut Arbeiterkammer Steiermark Reisen nach Ostasien ohne Extrakosten storniert werden – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

3.000 Österreicher in China

Am Montag wurde bekannt, dass sich zwei Österreicher in der besonders betroffenen Provinz Hubei befinden. Die beiden Männer sind „nach wie vor in der Region. Es laufen die Bemühungen, ihnen die Ausreise zu ermöglichen“, sagte Guschelbauer. Für Hubei gilt weiterhin ein hohes Sicherheitsrisiko (Sicherheitsstufe 3). Auf der Website des österreichischen Außenministeriums finden sich weitere Details.

Wie viele Österreicher und Österreicherinnen genau sich in China befinden, ist unklar. Das Außenministerium nannte am Montag rund 2.300 Auslandsösterreicher und rund 700 Touristen sowie Touristinnen. Einige haben mittlerweile sicher das Land verlassen, sagte Guschelbauer. „Wir gehen davon aus, dass sich weniger als 3.000 Österreicher in China befinden“, sagte der Ministeriumssprecher. Das börsennotierte Stahlunternehmen voestalpine kündigte bereits an, dass ihre in China stationierten Mitarbeiter jederzeit die Möglichkeit haben, zurückzukehren – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Erster Fall in Bayern

Am Dienstag wurde ein erster Infektionsfall in Deutschland öffentlich – es handelt sich um einen 33-Jährigen aus Bayern. Besonders an dem Fall in Bayern ist, dass es einer von bisher erst drei bekannten Nachweisen weltweit ist, bei denen die Ansteckung außerhalb Chinas geschah. Der Mann habe sich bei einem chinesischen Gast seiner Firma Webasto angesteckt. Er liegt derzeit auf der Isolierstation im Münchner Klinikum Schwabing in einem Zimmer mit Schleuse. „Er ist fieberfrei, hat auch derzeit keine Atemwegssymptomatik mehr“, sagte Clemens Wendtner, Chefarzt im Klinikum.

Coronavirus: Erster Fall in Bayern bestätigt

Während es in Österreich bei den Coronavirus-Verdachtsfällen in Wien am Vormittag Entwarnung gegeben hat, ist nun ein erster Infektionsfall in Bayern bekanntgeworden.

Der Mann habe an einer Schulung seiner Firma teilgenommen, an der auch eine Kollegin aus dem Werk des Unternehmens in Schanghai teilgenommen habe, hieß es seitens des Klinikums. Die Frau habe vor ihrer Reise nach Deutschland Besuch von ihren Eltern gehabt, die aus der besonders betroffenen Stadt Wuhan in Zentralchina stammen. Sie sei am 23. Jänner zurückgeflogen und habe sich auf dem Heimweg krank gefühlt. Sie befindet sich nach Angaben des Unternehmens ebenfalls in stationärer Behandlung.

Koordination aller EU-Länder

Im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus will die EU-Kommission ein koordiniertes Vorgehen aller EU-Länder bei der Überwachung von Einreisen. Man habe deshalb um kontinuierliche und detaillierte Informationen gebeten, hieß es am Dienstag nach einer Sitzung des Ausschusses für Gesundheitssicherheit in Brüssel.

Das Koordinierungsgremium der europäischen Gesundheitsbehörden (Health Security Committee, HSC) habe sich bereits zum dritten Mal getroffen, teilte eine Sprecherin der EU-Kommission mit. Im Zentrum der Diskussion seien die Abwehrmaßnahmen in den einzelnen EU-Staaten, die Information der Bevölkerung, Reisehinweise und die weitere Koordinierung gestanden. Weitere Treffen des Ausschusses seien geplant.

China: Bereits mehr als 4.000 Infizierte

Chinas Präsident Xi Jinping bezeichnete das Coronavirus am Dienstag als „Teufel“. Er sei aber zuversichtlich, den Kampf dagegen zu gewinnen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die internationale Gemeinschaft dürften die Erkrankung „ruhig, objektiv und rational“ einordnen, sagt er im Staatsfernsehen.

Die Zahl der Todesopfer durch das Coronavirus in China ist erneut sprunghaft gestiegen. Sie wuchs um weitere 24 Fälle auf mindestens 106 Verstorbene, wie die chinesische Regierung am Dienstag mitteilte. Ferner wurden 1.291 neue Fälle von Erkrankungen durch den Erreger verzeichnet, womit die offizielle Gesamtzahl der Krankheitsfälle in der Volksrepublik auf mehr als 4.000 stieg.

Fast 6.000 Ärzte und Pfleger aus ganz China sind in die schwer betroffene Provinz Hubei entsandt worden. Wie die Gesundheitskommission nach Angaben der Nachrichtenagentur Xinhua heute in Peking berichtete, seien mehr als 4.100 bereits an Ort und Stelle und hätten die Arbeit aufgenommen. Weitere 1.800 dürften bis zum Abend eintreffen, um die völlig überforderten Krankenhäuser zu unterstützen.

WHO vertraut auf China

Die WHO warnte trotz der weiteren Verbreitung des Coronavirus vor Panik. Er sei zuversichtlich, dass China die Ausbreitung kontrollieren und eindämmen könne, sagte WHO-Generalsekretär Tedros Adhanom Ghebreyesus am Dienstag laut der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua nach einem Treffen mit Behördenvertretern in Peking.

Er befürworte die Maßnahmen der chinesischen Regierung. Der WHO-Chef sprach sich den Angaben zufolge dagegen aus, Ausländer, die sich derzeit in China aufhalten, außer Landes zu bringen. Zugleich forderte er die Menschen auf, Ruhe zu bewahren.