Die „Diamond Princess“ vor Yokohama, Japan
AP/Kyodo/Hiroko Harima
Japan und Hongkong

Kreuzfahrtschiffe sitzen wegen CoV fest

Aus Furcht vor dem Coronavirus (CoV) geraten zunehmend Kreuzfahrtschiffe, mit oft Tausenden Menschen an Bord, in den Blick. So sitzt ein Kreuzfahrtschiff in Hongkong fest, alle Passagiere und Besatzungsmitglieder werden nun auf das Virus hin überprüft. Auf der im japanischen Yokohama festsitzenden „Diamond Princess“ der Reederei Carnival sind laut japanischem Gesundheitsministerium zehn Menschen infiziert.

Die Zahl in Yokohama könne noch steigen, weil noch viele der 3.700 Passagiere untersucht würden, hieß es Mittwoch gegen Mittag. Die Infizierten würden in eine Klinik gebracht, die übrigen Menschen an Bord blieben unter Quarantäne.

Der Verdacht, dass Menschen an Bord mit dem Erreger infiziert sein könnten, war wegen eines 80-jährigen Passagiers aufgekommen, der einige Tage zuvor das Schiff in Hongkong verlassen hatte. Er wurde von den Behörden der chinesischen Sonderverwaltungszone positiv auf das Virus getestet.

Transport eines Patienten im Hafen von Yokohama, Japan
AP/Kyodo/Hiroko Harima
Transport eines Coronavirus-Infizierten im Hafen von Yokohama

Bereits in anderem Hafen kurz in Quarantäne

Die „Diamond Princess“ war bereits am Samstag in einem Hafen im japanischen Naha kurzzeitig unter Quarantäne gestellt worden. Zu diesem Zeitpunkt war die Infektion des 80-Jährigen in Hongkong aber noch nicht bestätigt. Nachdem der dortige Test bei dem Mann dann positiv ausfiel, wurde das Schiff nach der Ankunft in Yokohama am Montagabend erneut unter Quarantäne gestellt. Ein Passagier, der unter Diabetes leidet, beklagte nun gegenüber Euronews auf Twitter, dass er 17 Stunden nichts zu essen bekommen habe.

In Hongkong hängt hingegen das Kreuzfahrtschiff „World Dream“ fest. Die mehr als 1.800 Passagiere und Besatzungsmitglieder werden nun auf das Coronavirus getestet, weil 30 Angehörige der Crew über Fieber und andere Symptome geklagt hatten. 90 Prozent der Passagiere seien Bürger aus Hongkong, teilten die Behörden der chinesischen Sonderverwaltungszone mit. Vom Festland stamme kein Reisender.

Menschen in Schutzanzügen auf der „Diamond Princess“
APA/AFP/Twitter
Behördenvertreter in Schutzanzügen auf der „Diamond Princess“

Hongkong schließt zwei Kreuzfahrtterminals

Allerdings hätten sich auf der „World Dream“ vom 19. bis 24. Jänner drei Festlandchinesen auf dem Schiff aufgehalten, bei denen das Virus festgestellt worden sei. Mit ihnen habe keiner der jetzigen Passagiere Kontakt gehabt. Die „World Dream“ wird von der Reederei Dream Cruises betrieben. Sie machte am Mittwoch in Hongkong fest, nachdem ihr Taiwan das Anlegen verwehrt hatte. Taiwan lässt unterdessen von Donnerstag an keine Chinesen mehr einreisen, die auf dem Festland leben.

Mitarbeiter des Gundheitsamtes auf der „World Dream“
APA/AFP/Philip Fong
Mitarbeiter des Gesundheitsamtes auf der „World Dream“

Hongkong stellt jeden Besucher vom chinesischen Festland für zwei Wochen unter Quarantäne. Das kündigte Carrie Lam, die Regierungschefin der chinesischen Sonderverwaltungszone, an. Außerdem würden zwei Kreuzfahrtterminals in Hongkong geschlossen.

Die „World Dream“ vor Hong Kong
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Das Urlaubsschiff „World Dream“ vor Skyline von Hongkong

Auch in Italien hatte es vor einigen Tagen den Verdacht gegeben, dass Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes sich mit dem Coronavirus angesteckt haben könnten. Die rund 7.000 Passagiere und Besatzungsmitglieder der „Costa Smeralda“ saßen deshalb einen Tag lang im Hafen der Stadt Civitavecchia fest. Der Verdacht, dass sich ein chinesisches Ehepaar an Bord mit dem Virus infiziert haben könnte, bestätigte sich dann jedoch nicht.

Zahl der Toten in China weiter gestiegen

Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen und der Toten durch das neuartige Coronavirus ist in China wieder schneller gestiegen als in den Tagen zuvor. Bis Mittwoch kletterte die Zahl der Patienten mit der neuen Lungenkrankheit innerhalb eines Tages um 3.887 auf 24.324, wie die Gesundheitskommission in Peking berichtete. Die Zahl der Toten legte um 65 auf 490 zu.

Die neuen Toten waren alle in der schwer betroffenen Provinz Hubei in Zentralchina zu beklagen. Die Gesundheitskommission zählt noch mehr als 23.000 Verdachtsfälle. Außerhalb von Festlandchina gibt es in mehr als zwei Dutzend Ländern mehr als 230 weitere bestätigte Infektionen. In Hongkong und den Philippinen sind zwei Patienten gestorben.

In Österreich haben sich mehrere Verdachtsfälle bisher nicht bestätigt. Österreich hat bereits vergangene Woche eine partielle Reisewarnung für die Krisenregion Hubei ausgesprochen. Für das restliche Land gilt ein hohes Sicherheitsrisiko mit Sicherheitsstufe vier.

Baby könnte sich bei Mutter angesteckt haben

Bei einem gerade einmal 30 Stunden alten Baby in China ist eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus nachgewiesen worden. Damit sei der Säugling der jüngste Mensch mit einer nachgewiesenen 2019-nCoV-Infektion, berichteten chinesische Staatsmedien am Mittwoch. Es handle sich möglicherweise um eine Ansteckung von der Mutter auf ihr Kind, zitierte der Staatssender CCTV mehrere Experten.

Die Mutter, die vor der Entbindung positiv auf das Virus getestet worden war, könnte es demnach während Schwangerschaft, Geburt oder unmittelbar danach auf ihr Kind übertragen haben. Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua hatte am Montag über ein von einer infizierten Frau zur Welt gebrachtes Baby berichtet, das negativ auf 2019-nCoV getestet worden sei.

Öffentliches Leben steht in China still

Die radikalen Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie führten in China zu einer drastischen Verlangsamung des öffentlichen Lebens. Viele Fabriken und Büros sind vorerst weiter geschlossen. Manche Firmen wie Volkswagen in Peking lassen ihre Angestellten von zu Hause aus arbeiten. Vielfach sind aber Lieferketten schon unterbrochen.

Kreuzfahrtschiffe hängen fest

Auch Kreuzfahrtschiffe sind nun von Maßnahmen wegen des Coronavirus betroffen. Nach Verdachtsfällen müssen alle Menschen an Bord überprüft werden. (Videoquelle: EBU/NHK)

In der chinesischen Finanzmetropole Schanghai bleiben die Schulen mindestens bis Ende Februar geschlossen. Das teilt die Bildungsbehörde der Stadt mit. Betroffen seien alle Schularten. Man bemühe sich um Onlineunterricht für die Schüler, die vor einer Infektion mit dem Virus geschützt werden sollen.

Weltbank will Prognose senken

Wegen des Coronavirus will die Weltbank ihre globale Wachstumsprognose für heuer senken. Das betreffe „mindestens den ersten Teil von 2020“ sagte Weltbank-Präsident David Malpass am Dienstag. Er verwies darauf, dass viele Fluggesellschaften ihre Verbindungen nach China wegen des Virus ausgesetzt haben. „Viele chinesische Güter werden im Bauch von Passagierflugzeugen in den Rest der Welt gebracht.“ Nun müssten Firmen ihre Lieferketten der neuen Situation anpassen.

Die Weltbank hatte erst im Jänner erklärt, sie erwarte nach der teilweisen Beilegung des Handelsstreits zwischen China und den USA in diesem Jahr ein etwas stärkeres Wirtschaftswachstum als 2019. Im vergangenen Jahr hatte die Weltwirtschaft um 2,4 Prozent zugelegt. Für 2020 erwartete die Weltbank bisher 2,5 Prozent. Das Coronavirus in China sorgt nach Worten von EZB-Chefin Christine Lagarde bei Europas Wirtschaft für weitere Risiken. Die Notenbank beobachte das weiter genau, so Lagarde am Mittwoch.

Geschäftsschließungen und Produktionsstopp

Die Auswirkungen auf das wirtschaftliche Leben sind enorm. So stellt der weltgrößte Sportartikelhersteller Nike seine Aktionäre schon auf Geschäftseinbußen in China ein. Es sei mit „erheblichen Auswirkungen“ zu rechnen, teilte der Konzern nach US-Börsenschluss mit. So habe Nike rund die Hälfte der eigenen Geschäfte in China geschlossen. In den übrigen Filialen in China gälten zum Teil kürzere Öffnungszeiten. Außerdem kämen weniger Kunden. Auch der deutsche Sportartikelhersteller adidas schließt in China wegen des Coronavirus vorübergehend viele seiner eigenen Geschäfte.

Der Flugzeughersteller Airbus stoppte den Bau von Passagierflugzeugen in China. Die A320-Endmontagelinie im Airbus-Werk Tianjin sei geschlossen, teilte der Luftfahrt- und Rüstungskonzern am Mittwoch in Toulouse mit. Der iPhone-Riese Apple schloss vorübergehend seine Geschäfte in dem Land und äußerte Sorgen vor Schäden für die Zuliefererkette. Die Cafe-Kette Starbucks machte mehr als die Hälfte ihrer Filialen in China dicht.

Flüge aus China landen weiterhin in Schwechat

Stark betroffen vom Coronavirus sind auch Reisen und Tourismus. Wie die Lufthansa oder die AUA haben viele Airlines ihre China-Flüge gestrichen. Die amerikanische Fluglinie United Airlines will nun auch ihre Flugverbindungen nach Hongkong vom 8. bis 20. Februar aussetzen, nachdem dort am Dienstag der erste Todesfall gemeldet wurde. Die Hongkonger Fluggesellschaft Cathay Pacific will wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus alle Mitarbeiter in unbezahlten Urlaub schicken.

Flugzeuge der Air China dürfen aber weiterhin auf dem Flughafen Wien-Schwechat landen. Pro Woche kommen damit etwa 400 Passagiere von Peking in Schwechat an – mehr dazu in noe.ORF.at.

Thermoscanner auf italienischen Flughäfen

Italien führt unterdessen Kontrollen mit Thermoscannern für Passagiere aller internationalen Flüge ein, die auf italienischen Flughäfen eintreffen. Die Kontrollen sollen auch Passagiere betreffen, die mit europäischen Flügen nach Italien kommen, beschloss das Gesundheitsministerium in Rom am Dienstag. Thermoscanner messen automatisch die Temperatur der gelandeten Passagiere. Damit sollen Personen mit Symptomen des Coronavirus identifiziert werden.

Die ersten russischen Staatsbürger sind per Flugzeug aus Wuhan in ihre Heimat zurückgekehrt. Bei den 78 Passagieren sei keine Infektion festgestellt worden, teilte das Verteidigungsministerium mit. Sie würden zwei Wochen lang in einem Lager in Sibirien unter Quarantäne gestellt und auf das Virus getestet. Großbritannien hat unterdessen alle Landsleute wegen der sich ausbreitenden Coronavirus-Erkrankungen zur Rückkehr aus China aufgerufen.