Polizisten vor dem Gymnasium in Wien-Josefstadt
APA/Georg Hochmuth
Coronavirus

Keine neuen bestätigten Fälle in Österreich

In Österreich hat es bis Mittwochabend zwei bestätigte Coronavirusfälle gegeben. Dabei handelt es sich um eine 24-jährige Italienerin und ihren Freund in Tirol. Zahlreiche Verdachtsfälle wurden im Laufe des Tages negativ getestet – darunter eine Lehrerin an einer Wiener Schule, ein Mitarbeiter der Wiener UNO-City und ein verdächtiger Todesfall in Kärnten. 23 Personen befinden sich in Quarantäne.

Nach Angaben von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sind bisher in Österreich 325 Verdachtsfälle überprüft worden. Zwei davon – das italienische Pärchen in Tirol – seien positiv ausgefallen, alle anderen negativ, so Anschober Mittwochabend in der ORF-Sendung „Thema Spezial“. 23 Menschen befinden sich Anschober zufolge noch in Quarantäne. „Im Vergleich zur internationalen Situation haben wir eine sehr, sehr positive Situation, es gibt nach wie vor sehr wenige Fälle“, sagte Anschober.

Die Behörden würden daran arbeiten, dass das auch so bleibt, „dass wir diesen Ausbruch in Italien und unsere Einzelfälle gut abgrenzen“, sagte Anschober. „Das ist zwar aufwendig, aber wichtig“, sagte der Gesundheitsminister. Für weitere Fälle seien die Spitäler jedenfalls gut gerüstet, und das „selbst in Grippezeiten, derzeit gibt es 125.000 Erkrankte“. Von Reisen nach Italien riet Anschober nicht prinzipiell ab, in unmittelbare Krisenregionen sollte man jetzt aber nicht fahren. Primär gehe es um „Eingrenzung von Verdachtsfällen, aber nicht Begrenzung des Reisens“.

CoV in Österreich: Minister Anschober und Nehammer im Gespräch

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) über die aktuelle Zahl der Verdachtsfälle in Österreich und die getroffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Krankheit.

Nehammer: „Rasche Informationskette“ am wichtigsten

Am Dienstag war in Innsbruck ein Hotel nahe der Innenstadt gesperrt worden, die mit dem Coronavirus infizierte Italienerin war dort als Rezeptionistin tätig. Am Mittwoch wurde eine Schule in der Wiener Josefstadt von der Polizei abgeriegelt. Bei diesen rigorosen Maßnahmen gehe es um „die rasche Informationskette“, die „das Wichtigste“ sei, sagte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) in „Thema Spezial“. Durch die Abriegelung konnten im Fall der Rezeptionistin ihre Kontakte schneller abgeklärt werden, so Nehammer.

Wie man sich schützen kann

Infektiologe Heinz Burgmann beantwortet eine der meistgestellten Fragen des Publikums: Wie kann man sich vor dem Coronavirus schützen?

Im Fall der ebenso negativ getesteten Lehrerin des Gymnasiums am Mittwoch in Wien wäre es durch die Sperre ebenso möglich gewesen, rasch ihre Kontakte festzustellen. Wäre sie positiv getestet worden, „dann sind solche Maßnahmen notwendig, um rasch die Ausbreitung des Virus einzudämmen“, sagte Nehammer. Der im Innenministerium eingerichtete Krisenstab tage mittlerweile „24 Stunden, sieben Tage die Woche“, sagte Nehammer. Das Ministerium „ist für die zivile Sicherheit verantwortlich“. „Wir nehmen die Sorgen der Bevölkerung ernst“, so der Minister.

100 Personen in Tirol negativ getestet

Allein in Tirol waren am Mittwoch rund 100 Personen auf das Virus getestet worden – allesamt negativ, wie Landeshauptmann Günther Platter gegenüber dem ORF Tirol bekanntgab. Unter den 100 Getesteten waren laut Platter jene 65 Menschen, die näheren Kontakt zu dem infizierten Paar aus Italien (beide 24) hatten. Dazu kamen noch mehrere Personen, die sich in den letzten Tagen bei den Gesundheitsbehörden meldeten, hieß es seitens des Landes.

Bei neun Menschen in Quarantäne handelt es sich um Mitarbeiter des Hotels, in dem die infizierte, 24-jährige Italienerin arbeitet. Drei Personen stammen aus dem persönlichen Umfeld der beiden Infizierten. Die Quarantäne bleibt aufrecht, bis die Inkubationszeit von zwei Wochen vorbei ist – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Polizeibeamte mit Schutzmasken im Grand Hotel Europa in Innsbruck
APA/EXPA/Johann Groder
Polizisten mit Schutzmasken vor dem Innsbrucker Hotel, in dem die 24-Jährige als Rezeptionistin arbeitet

Debatte nach kurzzeitiger Schulsperre in Wien

Nach der Sperrung einer Wiener Schule ist die Testung des Coronavirus-Verdachtsfalls, einer Lehrerin, Mittwochmittag negativ ausgefallen. Zuvor hatte der Verdacht bestanden, dass sie sich während eines Italien-Urlaubs infiziert haben könnte. Betroffen war das Gymnasium Albertgasse in der Josefstadt. Vorübergehend hatte niemand das Gymnasium verlassen dürfen. Auch bei dem am Mittwochnachmittag gemeldeten nächsten Verdachtsfall, der einen Mitarbeiter der UNO-City betraf, gab es Entwarnung.

Das neuartiges Coronavirus

„Thema Spezial“ beantwortet die wichtigsten Fragen rund um das Coronavirus.

Die Schulsperre zog eine politische Debatte nach sich. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) kritisierte die Maßnahme als übertrieben. „Da hat offensichtlich der Generalsekretär im Unterrichtsministerium die eigene Botschaft ‚Keine Panik‘ übersehen“, so Hacker – mehr dazu in wien.ORF.at.

Mehrere Poliziszten vor dem Gymnasium Albertgasse in Wien-Josefstadt in dem es heute zu einem Coronavirus-Verdachtsfall kam.
APA/Georg Hochmuth
Die Wiener Schule wurde vorübergehend abgesperrt – niemand durfte das Gebäude verlassen

Verstorbene Urlauberin nicht infiziert

Unterdessen starb in Kärnten eine Urlauberin – es bestand der Verdacht einer Infektion mit dem Coronavirus (CoV), meldete das Land Kärnten. Die Apartmentanlage im Tourismusort Bad Kleinkirchheim (Bezirk Spittal an der Drau) wurde gesperrt, doch auch dieser Befund ist negativ. Es handle sich um eine 56-jährige Urlauberin aus Italien, teilte das Land Kärnten Mittwochfrüh mit. 13 Bewohnerinnen und Bewohner hatten das Gebäude vorübergehend nicht verlassen dürfen – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Entwarnung gibt es im Fall jener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Universitätsklinikums St. Pölten, die nach einer Venedig-Reise aus Sicherheitsgründen vom Dienst freigestellt wurden. Die Testergebnisse liegen mittlerweile vor, alle waren negativ – mehr dazu in noe.ORF.at.

Wien und Vorarlberg kündigen Maßnahmen an

Der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) verschärft seine Sicherheitsmaßnahmen in Zusammenhang mit dem Coronavirus. Spitalsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter, die in Virusgebieten waren, werden nach ihrer Rückkehr für zwei Wochen dienstfrei gestellt – mehr dazu in wien.ORF.at.

In Vorarlberg tagte Mittwochnachmittag der Krisenstab der Landesregierung. Dort wurde das weitere Vorgehen zur Eindämmung des Virus beschlossen. Menschen, die mit einer infizierten Person Kontakt hatten, dürfen ihr Zuhause zwei Wochen lang nicht verlassen – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Anschober kündigt Generaldirektor für Gesundheit an

Der von Ex-Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) abgeschaffte Generaldirektor für Gesundheit wird unterdessen wieder eingeführt. Anschober bestätigte eine entsprechende Meldung der „Kleinen Zeitung“ (Onlineausgabe). „Ein Generaldirektor für öffentliche Gesundheit (Chief Medical Officer) ist unabdingbar. Im zweiten Quartal 2020 wird der Bereich Gesundheit damit hinsichtlich Krisentauglichkeit neu aufgestellt“, kündigte Anschober an.

Unter dem Eindruck des Coronavirus halte Anschober die von seiner Vorgängerin vorgenommene Zerschlagung der Gesundheitssektion für einen strategischen Fehler, berichtete die „Kleine Zeitung“. Derzeit laufen die Fäden im Gesundheitsministerium bei einem Abteilungsleiter zusammen. SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner, die von 2011 bis 2017 die Sektion für öffentliche Gesundheit und medizinische Angelegenheiten geleitet hatte, hatte die Auflösung wiederholt vehement kritisiert.

Vor allem Ältere gefährdet

Das Coronavirus gefährdet vor allem Personen jenseits des 60. Lebensjahrs. Laut der bisher umfassendsten Studie, die Krankheitsverläufe in China bis 11. Februar berücksichtigt hat, waren von 1.023 gestorbenen Patienten 829 über 60 Jahre alt. Demgegenüber verlief die Erkrankung für nur 26 Menschen tödlich, die das 40. Lebensjahr noch nicht vollendet hatten.

Krankheitsverlauf – Tortengrafik, Gestorbene nach Altersgruppen – Säulengrafik
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: CCDC weekly

Der im „Chinese Journal of Epidemiology“ veröffentlichten Studie zufolge verläuft die Krankheit in vier Fünftel der Fälle milde. Bei insgesamt 72.314 Daten, die für das Chinesische Zentrum für Seuchenkontrolle und -vorbeugung ausgewertet wurden, zeigten 80,9 Prozent der Infektionen einen milden Verlauf. 13,8 Prozent der Fälle wurden als ernst bewertet, 4,7 Prozent als lebensbedrohlich.

Das höchste Sterberisiko bei einer Infektion haben der amtlichen Studie zufolge Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, gefolgt von Diabetikern, Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen und Bluthochdruck. Männer haben der Studie zufolge mit 2,8 Prozent ein deutlich höheres Sterberisiko als Frauen mit 1,7 Prozent. Im Schnitt liegt die Mortalitätsrate bei 2,3 Prozent.