Blutproben
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Zehn Coronavirus-Infizierte

Langsamer Anstieg bei Fällen in Österreich

Die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Personen in Österreich ist bis Samstagnachmittag auf insgesamt zehn gestiegen. Vier Covid-19-Erkrankte gab es in Wien, je zwei in Tirol und Niederösterreich, eine in der Steiermark und eine in Salzburg. Österreichweit wurden bereits 1.649 Tests durchgeführt. Zuletzt wurden am Samstag die Fälle einer Steirerin, einer Erkrankten in Salzburg und eines niederösterreichischen Paares bekannt.

„Wir haben damit gerechnet dass es so kommen wird und wir zunehmend weitere Fälle erhalten“, sagte Brigitte Zarfl, Ex-Gesundheitsministerin und Spitzenbeamtin im Gesundheitsministerium, bei einer Pressekonferenz von Mitgliedern des Einsatzstabes am Samstag in Wien.

„Die Strukturen arbeiten sehr gut“, betonte die Sektionsleiterin im Sozialministerium. Auch die Landessanitätsbehörden würden „sehr gut und sehr rasch arbeiten mit dem Identifizieren allfälliger Kontaktpersonen“.

Brigitte Zarfl, Sektionschefin im Gesundheitsministerium
APA/Hans Punz
Zarfl betonte, dass man auf die Situation vorbereitet war, und lobte die bisherige Abwicklung der Fälle

Erster bestätigter Fall in Salzburg

In Salzburg wurde am Samstag eine erste Person positiv auf das neue Coronavirus getestet, wie der Landeshauptmann-Stellvertreter Christian Stöckl (ÖVP) in einer Presseaussendung bekanntgab. Die Patientin ist im Pinzgau bei ihrem Lebensgefährten zu Besuch und sei derzeit in häuslicher Pflege, heißt es beim Land.

Die Wienerin hatte das vergangene Wochenende in Turin (Italien) verbracht und reiste dann über Wien mit der Westbahn nach Salzburg und dann weiter nach Fusch an der Großglocknerstraße (Pinzgau) zu ihrem Lebensgefährten. Am Donnerstag bemerkte die 36-Jährige Symptome eines grippalen Infekts und rief sofort ihre Hausärztin an – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Zusammenhang zwischen zwei Fällen

Wie bereits am Samstagvormittag bekanntwurde, gibt es erste Coronavirus-Fälle in Niederösterreich. In der Nacht auf Samstag wurde ein Ehepaar aus dem Bezirk Korneuburg positiv auf das Virus getestet. Das Ehepaar habe Kontakt mit jenem Wiener Ehepaar gehabt, das zuvor positiv auf das Coronavirus getestet wurde und sich bereits seit Donnerstag im Spital befindet – mehr dazu in noe.ORF.at.

Erst Freitagnachmittag wurde bekannt, dass ein Wiener Jugendlicher ebenfalls an der neuartigen Infektion erkrankt ist. Es handelt sich um den Sohn des besagten Wiener Ehepaares. Aufgrund der Erkrankung des Burschen wurden an der Schule des 15-Jährigen, dem Erzbischöflichen Gymnasium im niederösterreichischen Hollabrunn, Vorsichtsmaßnahmen eingeleitet. Vier Lehrkräfte sowie 23 Schülerinnen und Schüler der Geburtsjahrgänge 2003 bis 2005 müssen in häusliche Quarantäne.

SMZ Süd KFJ 4 Medizinische Abteilung
ORF.at
Die Erkrankten wurden ins Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital gebracht

Vier Fälle in Wien

Die Familie des Burschen befindet sich derzeit im Kaiser-Franz-Josef-Spital (KFJ). Auch die Schwester wurde getestet – sie ist aber gesund, wie das Büro des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ) mitteilte. Die Eltern leiden beide unter einer leichten Lungenentzündung und wurden daher am Donnerstag stationär aufgenommen. Da eine Infektion der Kinder ebenfalls vermutet wurde, sind auch diese seit Donnerstag im Krankenhaus. Der Familienvater hatte in einer betroffenen Region in Italien Urlaub gemacht.

Die Anzahl an Patienten stieg in Wien somit auf vier Personen. Neben der Familie ist auch ein älterer – deutlich schwerer erkrankter – Mann betroffen. Der 72-Jährige wird ebenfalls im KFJ behandelt. Laut APA-Informationen handelt es sich um einen renommierten Anwalt. Er war zehn Tage lang mit Grippesymptomen in der Rudolfstiftung behandelt worden, ehe er am Donnerstag ins Kaiser-Franz-Josef-Spital verlegt wurde.

Steirischer Fall hat nur leichte Symptome

Die infizierte 52-jährige Oststeirerin wies hingegen nur leichte Symptome auf. Die Frau befand sich am Samstag mit einer leichten Infektion im Krankenhaus, hieß es am Samstag bei einer Pressekonferenz des Landes Steiermark.

Alle Kontaktpersonen wurden verständigt und aufgefordert, zu Hause zu bleiben, sagte die steirische Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP). Dabei handle es sich um die Angehörigen der Infizierten. Laut dem Vorstand der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGes), Karlheinz Tscheliessnigg, ist die Frau „psychisch und gesundheitlich gefasst“ und befinde sich „in guter Umgebung, wo sie kontrolliert und monitoriert wird“. Der Frau gehe es den Umständen entsprechend gut – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

KAGES-Vorstand Karlheinz Tscheliessnigg,  Juliane Bogner Strauß (ÖVP), Doris Kampus (SPÖ) und Landes-Sanitätsdirektorin Ilse Groß
APA/Erwin Scheriau
KAGes-Vorstand Tscheliessnigg, Landesrätin Bogner-Strauß (ÖVP), Landesrätin Kampus (SPÖ), Landessanitätsdirektorin Ilse Groß

Nach der Untersuchung – die etwa 50-Jährige war selbst ins Spital gekommen – sei sie wieder nach Hause gegangen, wurde nach Vorliegen des Testergebnisses aber von der Rettung abgeholt und ins Krankenhaus überstellt, so Spitalsvorstand Tscheliessnigg. Er wies einmal mehr darauf hin, dass im Verdachtsfall zuallererst die Gesundheitshotline 1450 gewählt werden sollte. „Alle notwendigen Vorbereitungen wurden getroffen, die Bevölkerung kann sich sicher fühlen“, betonte die steirische Sozialreferentin Doris Kampus (SPÖ).

Bereits am Dienstag wurden zwei Fälle in Tirol bestätigt. Es handelt es sich dabei um ein infiziertes Paar aus Italien. Der Zulauf zu einer eigens eingerichteten Screening-Ambulanz hielt sich hingegen in Grenzen. Man verzeichne rund zehn bis 20 Personen pro Tag. „Das sind viel weniger als erwartet“, sagte der Sprecher der Tirol Kliniken, Johannes Schwamberger – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Verordnungen für einheitliches Vorgehen erlassen

Am Freitag hatten die Behörden Verordnungen für österreichweit einheitliches Vorgehen zum Coronavirus erlassen. Bei Verdachtsfällen finden „umfangreiche Umfelderhebungen statt“, sagte Einsatzstabmitglied und Cobra-Chef Bernhard Treibenreif. Diese werden von Polizisten durchgeführt. Kontaktpersonen von bestätigten Covid-19-Fällen werden in Heimquarantäne abgesondert. Diese Bescheide werden ebenso von der Exekutive zugestellt, erklärte Treibenreif. Alle betroffenen Personen „waren bisher sehr kooperativ“, betonte der Generalmajor. Laut Zarfl befinden sich 38 Personen in Heimabsonderung.

Infokampagne zum Coroanvirus
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Die wichtigsten Schutzmaßnahmen

Zu den operativen Abläufen sagte Zarfl, dass „grundsätzlich alle Maßnahmen unter der Hoheit der Landesgesundheitsbehörden durchgeführt werden“ und „wenn es als erforderlich erachtet wird, die Exekutive angefordert wird“. Der Einsatzstab im Innenministerium ist rund um die Uhr tätig. „Gestern gingen Informationen an die Landeseinsatzstäbe zum Umgang mit Veranstaltungen“, sagte Treibenreif. Absagen stehen in Österreich zumindest vorerst nicht im Raum.