Laboruntersuchung zur Abklärung des Coronavirus
APA/Hans Punz
Coronavirus

Wiener Anwalt löste Infektionskette nicht aus

Die Suche nach der Person, die mehrere Menschen in einer Wiener Anwaltskanzlei mit dem neuartigen Coronavirus angesteckt hat, geht weiter. Der schwer erkrankte Wiener Anwalt selbst dürfte nicht der Verursacher der weiteren drei Infektionen in seiner Kanzlei gewesen sein, hieß es am Mittwoch von Behördenseite.

Betroffen von der Ansteckung in der Kanzlei sind zwei Anwälte und eine junge Juristin, die mittlerweile als Rechtspraktikantin dem Landesgericht für Strafsachen zugeteilt ist. Seitens des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) hieß es am Mittwoch, keine der drei erkrankten Personen – allesamt zeigen einen asymptomatischen bzw. leichten Verlauf und befinden sich in häuslicher Quarantäne – habe Kontakt zu dem älteren Anwalt gehabt.

Der Anwalt war vor dem positiven Test bereits zehn Tage im Spital wegen Grippe behandelt worden. Er ist der erste Fall in Wien. Er liegt seit Längerem im Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital und ist nicht ansprechbar. Die Behörden gehen davon aus, dass sich die vier Juristen entweder bei einem externen Krankheitsträger infizierten oder der Verursacher ein weiterer Kanzleimitarbeiter ist, dessen Erkrankung mit dem Coronavirus inzwischen wieder ausgeheilt ist. Denn abgesehen von den drei positiven Proben gibt es vorerst keine bestätigte Erkrankung in der betroffenen Kanzlei.

Bewegungs- und Kontaktprofile erstellt

„Es muss eine Person geben, die sowohl mit dem älteren Anwalt Kontakt hatte wie auch mit den drei anderen positiv getesteten oder zumindest mit einer davon“, vermutete man im KAV. In diese Richtung gehen nun die behördlichen Ermittlungen. In diesem Zusammenhang wurde betont, dass die Zusammenarbeit mit der Kanzlei „hervorragend und völlig reibungslos“ verlaufe.

Das Unternehmen habe hinsichtlich der erkrankten Mitarbeiter detaillierte Bewegungs- und Kontaktprofile er- und den Behörden zur Verfügung gestellt, die sämtliche Personen erfassen, mit denen die Betroffenen in der jüngeren Vergangenheit Umgang hatten und die das Coronavirus in die Kanzlei gebracht haben könnten.

Nachdem feststand, dass sich der Anwalt infiziert hatte, wurden alle Mitarbeiter privat von einem deutschen virologischen Institut getestet, ohne Anordnung der Behörden. Von den bisher untersuchten Mitarbeitern der Kanzlei waren über 200 Tests negativ, Mitarbeiter, die noch kein Ergebnis in Händen haben, arbeiteten vorerst im Homeoffice, war von dem Unternehmen Dienstagnachmittag mitgeteilt worden.

Virus bei 29 Personen nachgewiesen

Die Zahl der bestätigten Fälle einer Infektion mit dem Coronavirus in Österreich stieg unterdessen: Mit Stand Mittwoch 17.00 Uhr waren es 29 und damit um fünf mehr als am Abend zuvor. Insgesamt wurden 3.138 Testungen durchgeführt, hieß es seitens des Gesundheitsministeriums.

Bei dem Wiener Fall handelt es sich um eine Frau, die nach einem Aufenthalt in Italien positiv getestet wurde. Das teilte Andreas Huber, Sprecher des medizinischen Krisenstabes der Stadt Wien, am Mittwochvormittag der APA mit. Es handle sich nicht um einen schweren Fall. Die Frau werde wohl unter häusliche Quarantäne gestellt. Die anderen neuen Infizierten sind aus Niederösterreich, wie der niederösterreichische Sanitätsstab bekanntgab – mehr dazu in noe.ORF.at.

Am Nachmittag wurde zudem ein weiterer Fall aus der Steiermark gemeldet. Im Bezirk Weiz wurde ein 49-jährige Mann von einem mobilen Team positiv getestet – mehr dazu in steiermark.ORF.at. In Salzburg wurde das Virus bei einer deutschen Touristin nachgewiesen – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Anschober: System bei Bürgern angekommen

Die Informationsoffensive zeigt ihre Wirkung in der Bevölkerung. „Niemand kommt mehr in eine Spitalsambulanz und sagt: ‚Ich habe Symptome‘“, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Mittwoch vor dem Ministerrat. „Man wartet zu Hause, genauso wie wir das geplant haben.“ Damit sollen weitere Ansteckungen verhindert werden.

Das System sei bei den Bürgern angekommen, sagte Anschober. Geschuldet sei das den beiden Informationshotlines, die gut angenommen werden. Die AGES-Hotline 0800 555 621, wo es um allgemeine Fragen zum Coronavirus geht, hat rund 5.000 Anrufe pro Tag. Die Gesundheitshotline 1450 wird täglich 3.000-mal kontaktiert.

Anstieg bei Erkrankungen erwartet

„Wir testen jeden einzelnen Verdachtsfall, aber auch bei Grippeerkrankten mit Stichprobenanalysen in Form eines Screenings zusätzlich auf Corona“, sagte der Gesundheitsminister. Bis Mittwochvormittag wurden 3.138 Tests durchgeführt. Bei der Zahl der Infizierten liege Österreich unter jenen der Nachbarländer. Dennoch rechnet Anschober damit, dass die Zahl der Coronavirus-Infizierten auch in Österreich steigt. „Das ist für die Tage weiter zu erwarten.“

Am Dienstag wurden deshalb mit dem Fachberaterstab „Taskforce Coronavirus“ Szenarienentwicklungen besprochen. „Wir wollen ja vorbereitet sein bis ins Detail“, auch bei negativeren Entwicklungen, sagte Anschober. Dabei wurde auch über das Thema Großveranstaltungen gesprochen. Da werde weiterhin von Fall zu Fall entschieden, sagte Anschober.