Flugzeug der Austrian Airlines
ORF.at/Christian Öser
Coronavirus

AUA führt Kurzarbeit ein

Weil wegen des Coronavirus zahlreiche Flüge gestrichen wurden, wird die AUA Kurzarbeit einführen. „Wir haben soeben beim AMS den Antrag auf Kurzarbeit eingereicht“, sagte AUA-Sprecher Peter Thier am Freitagnachmittag gegenüber der ZIB und der APA. „Wir werden uns jetzt mit dem Betriebsrat zusammensetzen, um die Details für unsere 7.000 Mitarbeiter zu besprechen.“

Jetzt müsse geklärt werden, welche Form der Kurzarbeit für welche Beschäftigungsgruppe sinnvoll sei, sagte Thier. „Es kann Beschäftigungsgruppen geben, die eine stärkere Kurzarbeit machen als andere.“ Zeitpunkt, Umfang, Ausmaß und Dauer müssten noch vereinbart werden. „Das werden wir in den nächsten zwei Wochen mit dem Betriebsrat besprechen.“ Frühestmöglicher Zeitpunkt sei der 1. April, „das ist unser Ziel“.

„Wir können und wollen das nur gemeinsam mit dem Betriebsrat machen“, sagte Thier. Die Austrian Airlines haben für das fliegende und für das Bodenpersonal unterschiedliche Betriebsräte. Man werde die Marktlage weiter genau beobachten, „die Nachfrage geht derzeit extrem stark zurück aufgrund der Verunsicherung durch die Verbreitung des Coronavirus“.

Sparpaket bei der AUA

Das Coronavirus führt zu drastischen Maßnahmen bei der AUA: Die Fluglinie schickt so gut wie das gesamte Personal in Kurzarbeit.

Lufthansa-Gruppe will Kapazitäten drastisch reduzieren

Der Vorstand der AUA-Mutter Lufthansa hat heute beschlossen, die angebotene Flugkapazität noch stärker als bisher geplant zu verringern. Abhängig von der weiteren Entwicklung der Nachfrage soll die Kapazität in den nächsten Wochen um bis zu 50 Prozent reduziert werden, um die finanziellen Folgen des Nachfrageeinbruchs zu verringern, teilte die Lufthansa mit. Auch die AUA prüft weitere Kapazitätsanpassungen.

Der Konzern hat rund 780 Flugzeuge in der Flotte, die im vergangenen Jahr durchschnittlich 3.226 Flüge pro Tag absolviert haben. Schwerpunkte der Absagen vom Donnerstag waren die innerdeutschen Verbindungen mit hohen Frequenzen sowie Flüge nach Italien. Das Personal wurde aufgefordert, freiwillig in Teilzeit zu gehen oder unbezahlten Urlaub einzureichen. Auch in Deutschland wird die Möglichkeit von Kurzarbeit geprüft.

Kurzarbeit bei AUA zuletzt 2008

Die AUA hatte zuletzt im Zuge der Finanzkrise 2008 Kurzarbeit eingeführt. „Wir kennen dieses Modell und sind auch nicht das einzige Unternehmen, das dieses Modell schon angewendet hat. Es ist ein erprobtes Modell in Österreich, um auf solche Nachfragerückgänge zu reagieren, um auch einen Schutz für die Arbeitnehmer zu bieten“, sagte Thier. Welche Form der staatlichen Unterstützung es bei der Kurzarbeit gebe, werde von den Budgetmitteln und von den Anträgen abhängig sein.

Die Politik sei bereits eingebunden, sagte der Sprecher von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Johannes Frischmann, zur APA. Am Samstagvormittag werden Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) und Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) auf einer Pressekonferenz im Bundeskanzleramt zu dem Thema Stellung nehmen.

Auch die niederösterreichische Landesregierung befinde sich in Gesprächen mit der AUA und dem Arbeitsmarktservice (AMS), teilten die Landesräte Martin Eichtinger und Jochen Danninger (beide ÖVP) am Freitagnachmittag mit. Sie äußerten zudem die Hoffnung, dass die Personalmaßnahmen nach Abklingen der Coronavirus-Welle „wieder für reguläre Beschäftigung (bei der Airline, Anm.) sorgen“ würden – mehr dazu in noe.ORF.at.

Flughafen schnürt Sparpaket

Bereits am Montag sagte AUA-Vorstand Andreas Otto, die rasche Ausbreitung des Coronavirus in Europa würde die Airlines besonders hart treffen. Auch der Flughafen Wien-Schwechat reagierte am Montag auf den die Reisebranche stark beeinträchtigenden Coronavirus. Es werde „vorsorglich“ ein Sparpaket geschnürt, teilte der Airport mit. Der im Jänner gegebene Ausblick für 2020 sei „noch erreichbar“, hieß es. Ein Update will das börsennotierte Unternehmen in vier bis sechs Wochen geben. Seit einer Woche sei die Zahl der Passagierinnen und Passagiere deutlich gesunken.

Bundesregierung stellt sich auf Kurzarbeit ein

Auch die Regierung stellt sich unterdessen auf punktuelle Kurzarbeit aufgrund des Coronavirus ein. Laut Bundeskanzler Kurz ist man auf dieses Szenario bereits vorbereitet. „Wir agieren mit Überbrückungshilfen für kleine und mittlere Unternehmen, Kreditgarantien und vor allem mit dem Instrument der Kurzarbeit für größere Unternehmen“, sagte Kurz am Freitag zur APA.

Österreich habe eine stabile wirtschaftliche Entwicklung, „aber wie erwartet gibt es einige Branchen und einzelne Unternehmen, die punktuell ganz besonders von den Auswirkungen des Coronavirus betroffen sind“, so Kurz. Als Beispiele nannte der Bundeskanzler die Luftfahrt, die Holzindustrie in Kärnten und den Tourismus.