Naturhistorisches Museum in Wien
APA/Claudia Pietrzak
Pause für Kulturevents

Alle Bundesmuseen schließen

Die österreichischen Bundesmuseen werden als Maßnahme zur Eindämmung des Coronavirus nicht mehr aufsperren und zumindest bis Ende März geschlossen bleiben. Nach Vorliegen des ausformulierten Erlasses der Regierung habe sich die Bundesmuseen-Direktorenkonferenz in der Nacht entschlossen, einer entsprechenden Empfehlung zu folgen, sagte Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB).

Die Formulierungen des Erlasses hätten Interpretationsspielraum gelassen, so Albertina-Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder. Man habe aber eine einheitliche Lösung für alle Häuser angestrebt, die der Empfehlung des Bundeskanzleramtes und des Kunst- und Kulturstaatssekretariats Folge leiste. Die Albertina sagte den Pressetermin am Mittwoch für die neue Albertina modern ab und verzichtet auch auf die für Freitag vorgesehene erstmalige Publikumsöffnung der neuen Räumlichkeiten im renovierten Künstlerhaus. Man hoffe, im April aufsperren zu können, und werde dann auch die abgesagten Eröffnungsfeierlichkeiten nachholen.

Die ÖNB schließt auch ihre Lesesäle, sagte Rachinger, die derzeit den Vorsitz der Bundesmuseen-Direktorenkonferenz innehat. In den vergangenen Tagen seien vor allem in den normalerweise stark von Touristen und Touristinnen frequentierten Museen große Besuchereinbußen zu verzeichnen gewesen. Auch zahlreiche eingemietete Veranstaltungen seien bereits von Kunden abgesagt worden. Der Entfall von Eintrittsgeldern und Mieteinnahmen werde in den Museen zu einer schwierigen wirtschaftlichen Situation führen, die sicher thematisiert werden müsse. „Es wird schwierig werden, unsere Budgets zu halten.“ In der Steiermark werden die Häuser des Universalmuseums Joanneum geschlossen – mehr dazu in steiermark.ORF.at .

Grafik zu Coronavirus-Schutzmaßnahmen
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Kinos bleiben offen

Kulturevents gehen ebenfalls in die Coronavirus-Pause. Veranstaltungen mit über 100 (drinnen) bzw. über 500 (draußen) Besucherinnen und Besuchern werden bis auf Weiteres abgesagt.

Die Kinos sehen die neuen Maßnahmen so, dass die 100 Besucherinnen und Besucher nicht für das ganze Kino, sondern pro Vorstellung gemeint sind. So hieß es vonseiten der Cineplexx-Kette: „Während die Anzahl der Vorstellungen unverändert bleibt, beschränken wir die Anzahl der Plätze für eine Vorstellung auf unter 100 Personen.“ Genauso wollen es auch etwa das Gartenbaukino und das Filmmuseum halten.

Diagnonale abgesagt

Das Filmfestival Diagonale in Graz wurde am Mittwoch abgesagt. Laut den Veranstaltern war keine Verschiebung oder abgespeckte Version möglich – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

In kleinen Theatersälen wird das Programm einstweilen fortgesetzt. Sowohl die Staatsoper als auch das Theater in der Josefstadt, das Wiener Konzerthaus und das Volkstheater (mit seiner Baustellenersatzlocation im MuseumsQuartier) sagten bis Ende März alle Vorstellungen ab. Premieren und Konzerte werden, so das überhaupt möglich ist, auf April verschoben – mehr dazu in wien.ORF.at.

Screenshot für die Veranstaltungen in der Wiener Stadthalle
Screenshot Wiener Stadthalle
Die Wiener Stadthalle reagierte umgehend mit Absagen

Angst bei Riesenveranstaltern

Österreichs größte Eventhalle ist die Wiener Stadthalle. Hier wurden gleich bis Anfang April sämtliche 23 Shows gecancelt. Ersatztermine würden aber nach Möglichkeit gesucht, hieß es. Karten können bei der jeweiligen Vorverkaufsstelle zurückgegeben werden. Nicht stattfinden werden etwa die „Masters of Dirt“-Vorstellungen an diesem Wochenende, das Santana-Konzert am 20. März und die „Cirque du Soleil“-Shows zwischen 25. und 29. März.

Besonders groß ist die Angst in der Festivalbranche – immerhin sollte jetzt die Saison beginnen, bis hin zu den Höhepunkten Nova Rock, Donauinselfest und Frequency (alle drei – noch – nicht abgesagt). Für den Konzertveranstalter Barracuda Music bedeutet das Veranstaltungsverbot schon jetzt die Absage von 40 Konzerten bis Ende März. „Wir haben überall über 100“, so Geschäftsführer Martin Vögel. „Jetzt sind wir mal dran, unsere Websites upzudaten und die Leute zu informieren.“

Pressekonferenz zur Coronavirus-Situation in Österreich

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) informieren über die Situation in Österreich im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus.

Ersatztermine oder Preis retour

Bei Barracuda Music, einem der größten Konzertveranstalter im Popbereich in Österreich, sind somit alle Events bis Anfang April betroffen. Für diese arbeite man an Ersatzterminen. „Wir treten jetzt mit allen Agenten in Kontakt. Was nicht zu verschieben ist, wird abgesagt und der Kartenpreis zurückerstattet.“ Die Branche werde dadurch hart getroffen.

Vögel bat die Konzertbesucher auch um Verständnis, dass die Suche nach neuen Terminen einige Zeit in Anspruch nehmen werde. „Den Großteil werden wir mal auf unbestimmte Zeit verschieben müssen. Nach und nach wird es dann Informationen zu den jeweiligen Veranstaltungen geben. Wir gehen aber beispielsweise jetzt davon aus, dass ab Sommer alles normal stattfinden wird. Wir hackeln also weiter“, so Vögel.

„Wahnsinn für die Unterhaltungsbranche“

„Wir können daher nicht mehr tun, als vernünftig zu informieren. Ich bitte um Rücksicht, dass wir nicht alles schon heute Nachmittag lösen werden.“ Das Vorgehen der Regierung könne er aber nachvollziehen. „Ich nehme schon an, dass sie wissen, was sie machen. Das ist ja kein Kindergarten“, meinte er mit Verweis auf das Coronavirus.

Walter Egle, CEO des Konzert- und Showveranstalters Showfactory, sprach gegenüber der APA von „einem Wahnsinn für die Unterhaltungsbranche“. Bei ihm seien in den kommenden Wochen konkret 14 Termine betroffen. „Wir werden nun versuchen, diese zu verschieben.“ Das müsse natürlich in Abstimmung mit dem jeweiligen Partner passieren. „Es ist aber die einzige Lösung, um den Schaden so gering wie möglich zu halten. Wir kennen es ja aus der Schweiz und haben auch mit einer Begrenzung ab 1.000 Menschen gerechnet. Aber das ist jetzt natürlich schon heftig.“

„Gesundheit geht vor“

„Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen“, heißt es wiederum in einem Statement von Konzertveranstalter Arcadia Live. Welche Termine betroffen sind, wolle man auf der eigenen Website sowie auf den jeweiligen Facebook-Eventseiten bekanntgeben. „Generell gilt, dass wir gemeinsam mit den KünstlerInnen an Nachholterminen arbeiten und bereits erworbene Karten auch für den neuen Termin Gültigkeit behalten. Bei Absagen können die Tickets an den jeweiligen Vorverkaufsstellen – wo sie gekauft wurden – retourniert werden.“

Bei Arcadia Live sind bis Anfang April 18 Konzerte betroffen. „So sehr wir auch selbst für Musik und Liveveranstaltungen brennen und die Verschiebungen/Absagen bedauern: Gesundheit geht vor! Wir bitten um euer Verständnis.“

Kleine Institutionen existenziell gefährdet

Während die Großen im Fokus des Interesses stehen, weil sie viel Publikum haben, trifft es besonders auch die kleinen Institutionen hart. Die Kulturplattform Oberösterreich (KUPF) als Dachverband von über 160 Kulturinitiativen forderte ein Maßnahmenpaket, „um die finanziellen Folgen abzufedern und damit eine drohende Konkurs- und Kündigungswelle“ bei kleineren Kultureinrichtungen abzuwenden.

Denn gemeinnützige Kulturinitiativen seien aufgrund der prekären Finanzsituation ohnehin stark gefährdet. Yvonne Gimpler von der IG Kultur erkärt, wieso: Einerseits seien viele Förderungen an die Durchführung der Veranstaltungen gebunden, andererseits seien gerade die kleinen Initiativen in hohem Maß auf Eintrittsgelder angewiesen. „Da wird es wohl Entschädigungen geben müssen.“

Jedenfalls sind auch kleinere bis mittlere Veranstaltungen nicht ungefährlich, wie man derzeit in Japan sieht. 49 der 55 Fälle in Oska können auf vier kleine Musikveranstaltungen mit um die 100 Besucher zurückgeführt werden, wie die BBC berichtet. Japan hat eine lebendige Underground-Szene, deren Mitglieder sich in „live houses“ treffen.