Coronavirus-Test in New York
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Rasante Zunahme

Meiste bestätigte Fälle nun in USA

Die USA haben nach Angaben von Experten des Landes inzwischen mehr bekannte Coronavirus-Infektionen als jeder andere Staat. In den USA gab es bis Donnerstagabend (Ortszeit) 82.400 bekannte Infektionen, in China rund 81.800 und etwa 80.600 in Italien, wie aus einer Übersicht der amerikanischen Johns-Hopkins-Universität am Abend hervorging.

Der Anstieg in den USA geht schnell vor sich. Freitagfrüh war die Differenz noch größer: Laut den Angaben der Universität gab es in den USA fast 86.000 Fälle, knapp 82.000 in China. Weltweit gibt es laut einer AFP-Zählung nun mehr als eine halbe Million bestätigte Infektionen mit dem Virus SARS-CoV-2. Die Website der Johns-Hopkins-Universität wird regelmäßig mit eingehenden Daten aktualisiert und zeigt daher in der Regel einen höheren Stand bestätigter Infektionen als die offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

In den USA starben laut den Zahlen von Donnerstagnachmittag über 1.200 Menschen an der durch das Virus ausgelösten Krankheit Covid-19. Sie grassiert derzeit vor allem in der Metropole New York. Als nächster Brennpunkt gilt unter Experten New Orleans, wo Faschingsfeiern die Verbreitung beschleunigt haben sollen. In beiden Städten drohten Beatmungsgeräte knapp zu werden.

Menschen in New York warten in einer Schlange auf einen Coronavirus-Test
Reuters/Stefan Jeremiah
Menschen warten in New York in der Schlange, um getestet zu werden

University of Washington prognostiziert 81.000 Tote

US-Präsident Donald Trump sagte vor Journalisten im Weißen Haus, die hohe Zahl bestätigter Infektionen in den USA liege daran, dass im Land so viele Tests durchgeführt würden. In anderen Ländern wie China wisse man zudem nicht, welche die wirklichen Zahlen seien, sagte Trump. Experten gehen davon aus, dass es vielerorts wesentlich mehr Infektionen gibt, als bisher durch Tests bestätigt wurden.

Die University of Washington hält einer Studie zufolge in den kommenden vier Monaten mehr als 81.000 Virustote in den USA für möglich. Manche Schätzungen gingen sogar von der doppelten Zahl aus, andere dagegen von 38.000 Todesopfern, sagte Studienleiter Christopher Murray. Die große Abweichung begründete er damit, dass die unterschiedlich schnelle Ausbreitung des Virus in verschiedenen Regionen den Forschern Rätsel aufgebe. Bis Juni könnte die Welle abebben, so Murray.

Ein Coronavirus-Patient wird in New Orleans ins Krankenhaus gebracht
Reuters/Jonathan Bachman
Auch in New Orleans erwartet man einen starken Anstieg der Fallzahlen

Land soll „wieder geöffnet“ werden

Trump geht nach eigenen Worten davon aus, dass die USA die Krise bis spätestens August überwunden haben werden. Dann ist der Parteitag seiner Republikanischen Partei geplant. „Wir werden nicht absagen“, so Trump in einem Interview des Fernsehsenders Fox News. „Ich glaube, dass wir schon lange vorher in großartiger Form sein werden.“ Trump und seine Krisenberater hatten am 16. März Einschränkungen des öffentlichen Lebens angewiesen, um die Pandemie unter Kontrolle zu bringen. Die Maßnahmen sollten zunächst 15 Tage, also bis Ende März, gelten.

Vizepräsident Mike Pence, der den Kampf der Washingtoner Regierung gegen die Pandemie koordiniert, hatte Trump am Wochenende neue Empfehlungen für das weitere Vorgehen unterbreiten. Der Präsident habe klargemacht, dass er das „Land öffnen“ und die Wirtschaft wieder in Gang bringen wolle. Pence betonte, das werde „verantwortungsvoll“ geschehen.

Gespräche mit Macron und Xi

Der französische Präsident Emmanuel Macron plant nach eigenen Worten mit Trump eine neue Initiative im Kampf gegen die Pandemie. Er habe mit Trump zu dem Thema „ein sehr gutes Gespräch“ gehabt, schrieb Macron auf Twitter. Mit dem gemeinsamen Vorstoß sei in den kommenden Tagen zu rechnen.

Trump sprach nach eigener Auskunft mit seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping über die Coronavirus-Pandemie. „Wir arbeiten eng zusammen“, schrieb Trump auf Twitter. Das chinesische Staatsfernsehen berichtete von einem Telefonat der beiden Staatschefs, ohne jedoch Details zu nennen.

„Zweite Welle“ in China

Die Pandemie war Ende vorigen Jahres in China ausgebrochen und hatte sich von dort aus weltweit verbreitet. Die Ausbreitung des Virus ist dort jedoch inzwischen gebremst. China hat jedoch Dutzende neue Fälle von mit Coronavirus-Infektionen ins Land eingereisten Menschen („zweite Welle“) gemeldet.

Innerhalb von 24 Stunden wurden weitere 54 Ansteckungsfälle unter Eingereisten verzeichnet, wie der Gesundheitsausschuss der chinesischen Regierung am Freitag in Peking mitteilte. Hinzu kam ein einziger neuer Fall einer Ansteckung in Festlandchina. Während laut den offiziellen Angaben die Zahlen der Coronavirus-Neuinfektionen in China seit Wochen drastisch gesunken sind, nahmen zuletzt die Zahlen der importierten Ansteckungsfälle zu. Inzwischen verzeichneten die chinesischen Behörden rund 600 solcher Fälle.

Einreisebeschränkungen ab Samstag

Aus Angst vor einer zweiten Infektionswelle beschloss die chinesische Regierung deshalb drastische Einreisebeschränkungen, die aber erst am Samstag in Kraft treten. Die allermeisten Ausländer dürfen dann nicht mehr ins Land. Selbst Ausländern und Ausländerinnen mit gültigen Visa oder einer dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung wird die Einreise verwehrt, wie das Außenministerium in Peking am Donnerstag sagte.

Bei den zuletzt nach China eingereisten Menschen mit Coronavirus-Infektionen handelt es sich allerdings überwiegend um chinesische Staatsbürger. Unter ihnen sind zahlreiche junge Chinesen und Chinesinnen, die im Ausland studieren.