Ein leeres Klassenzimmer an einer AHS in Wien.
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Fenstertage

Lehrer sollen „freiwillig“ unterrichten

Der Streit zwischen Bildungsministerium und Lehrergewerkschaft über den Unterricht an den Fenstertagen nach Christi Himmelfahrt und Fronleichnam ist offenbar beigelegt. So seien Lehrer und Lehrerinnen gebeten worden, an diesen zwei Tagen freiwillig zu unterrichten. Zuletzt gab es gegen die Pläne des Ministeriums heftigen Widerstand.

ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann und der Lehrergewerkschafter Paul Kimberger (Pflichtschule), Roland Gangl (BHS) und Herbert Weiss (AHS) hätten sich in einem gemeinsamen Schreiben – unter Hinweis auf den Nachholbedarf wegen der Coronavirus-Krise – an alle Pädagogen gewandt und diese gebeten, an den zwei Fenstertagen freiwillig zu unterrichten. Das berichteten die „Kleine Zeitung“ und die „Wiener Zeitung“ am Freitagabend.

Gesetzliche Änderungen soll es nicht geben. „Es ist uns bewusst, dass diese freiwillige Leistung wieder einmal viel von Ihnen abverlangen wird“, heißt es in dem Brief. Das Schreiben erging am 1. Mai an die Schuldirektoren und Schuldirektorinnen, so die „Wiener Zeitung“. Bis Mittwoch, 6. Mai, um 12.00 Uhr sollen die Schuldirektoren und -direktorinnen den Bildungsdirektionen mitteilen, wie die Entscheidung über den Unterricht an den beiden Fenstertagen ausgefallen sei. „Wir danken, dass wir auf Sie zählen können“, heißt es abschließend in dem Brief.

Kimberger warf Faßmann Gesetzesbruch vor

Faßmann hatte bei der Präsentation des Etappenplans zur Öffnung der Schulen angekündigt, dass an den beiden Fenstertagen am 22. Mai und 12. Juni verpflichtender Unterricht stattfinden wird – damit „möglichst“ viel Zeit genützt werden könne. Diese brauche man, um die Tage wieder einholen zu können. Der Notenschluss soll möglichst knapp vor den Ferienbeginn verschoben werden, derzeit ist er meist am Beginn der vorletzten Schulwoche. Schon bisher habe in der Woche nach Notenschluss keiner so recht gewusst, was man mit dieser Zeit tun solle, sagte Faßmann.

Die Ansage von Faßmann stieß auf Protest der Lehrergewerkschafter – die auch darauf hinwiesen, dass die Bundesländer das Recht haben, die jeweiligen unterrichtsfreien Tage festzulegen. Faßmann hätte somit formal im Nationalrat eine Gesetzesänderung durchbringen müssen, um seinen Plan durchzusetzen. Kimberger warf dem Bildungsminister deshalb sogar Gesetzesbruch vor. Manche Schulen hätten die autonomen Tage bereits in Anspruch genommen, andere hätten sie aber an den Zwickeltagen geplant.

Grafik zur Schulöffnung
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Bildungsministerium

Kimberger berichtete von "empörten Reaktionen aus der Lehrerschaft: „Das ist schlicht und einfach eine Frechheit. Die Lehrer hätten sich etwas anderes verdient. Wir müssen darauf reagieren, weil ich nicht will, dass die Motivation kippt.“

Schichtbetrieb an Schulen

Konkret starten am 4. Mai die rund 100.000 Maturanten bzw. Schüler an Abschlussklassen der berufsbildenden mittleren Schulen und Berufsschulen in den neuen Schulalltag. Für den Großteil der Schüler, die 700.000 Kinder und Jugendlichen an Volksschulen, AHS-Unterstufen, Neuen Mittelschulen und Sonderschulen, geht es nach dann neun Wochen Pause am 18. Mai los. Die restlichen 300.000 Schüler an AHS-Oberstufen, berufsbildenden höheren Schulen und Berufsschulen müssen bis nach den Pfingstferien am 3. Juni warten. Das Schuljahr endet dann regulär am 3. Juli bzw. 10. Juli.

Die restlichen Schulwochen laufen aber komplett anders ab als gewohnt: Es gibt eine Art Schichtbetrieb mit Hygieneauflagen – die Klassen werden (ausgenommen an Klein- und Kleinstschulen) geteilt. Die eine Hälfte ist von Montag bis Mittwoch an der Schule, die andere am Donnerstag und Freitag. In der Woche darauf ist es umgekehrt.

Wie bisher wird an den jeweils anderen Tagen weiter Betreuung für die Kinder angeboten – Faßmann appellierte aber an die Eltern, wenn möglich die Kinder daheim zu lassen. An den Schulen herrschen außerhalb des Klassenzimmers Maskenpflicht sowie weitere Hygieneauflagen wie Händewaschen oder -desinfektion nach dem Betreten des Schulgebäudes. Der Stundenplan soll weitgehend unverändert bleiben, so Faßmann. Es wird aber keinen Nachmittagsunterricht geben. Weiterhin angeboten wird aber Nachmittagsbetreuung an ganztägigen Standorten.

Nicht alle Schüler müssen zurück

Schularbeiten finden bis zum Sommer nicht mehr statt. An den Volksschulen wird aufs Sitzenbleiben (außer bei Wunsch der Eltern) verzichtet, an den anderen Schulen können Schüler mit einem Fünfer jedenfalls und mit mehreren Fünfern nach einem entsprechenden Beschluss der Klassenkonferenz aufsteigen. Für die Benotung wird der Leistungsstand vor der Schulschließung plus die Leistungen im Distance Learning bzw. in der letzten Präsenzphase an den Schulen herangezogen. Wer zwischen zwei Noten steht bzw. sich verbessern will, kann zu einer mündlichen Prüfung antreten.

Nicht alle Schüler müssen aber an die Schulen zurückkehren: Wer sich aufgrund der Coronavirus-Pandemie dazu psychisch nicht in der Lage sieht oder etwa chronisch kranke Menschen im eigenen Haushalt schützen möchte, gilt als entschuldigt. Es gelten dann die gleichen Regeln wie für den Krankheitsfall. Lehrer aus der Risikogruppe bzw. mit solchen Angehörigen können ebenfalls daheim bleiben, müssen aber für andere Aufgaben wie etwa Onlineunterricht zur Verfügung stehen.