Eine Frau mit Schutzmaske in einem Supermarkt
APA/Helmut Fohringer
Supermärkte und Co.

Ärztekammer für Rückkehr zur Maskenpflicht

Die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) hat sich am Donnerstag für eine weitreichende Wiedereinführung der Maskenpflicht ausgesprochen. Dabei geht es um geschlossene Räume wie Supermärkte und Geschäfte. „Die Freiwilligkeit funktioniert nicht. Wenn es freiwillig nicht geht, muss man es verpflichtend machen, und das möglichst bald“, sagte ÖÄK-Präsident Thomas Szekeres bei einer Pressekonferenz.

Österreichs Zahlen seien sehr gut. „Sie steigen langsam, explodieren nicht“, konstatierte der Mediziner. Es liege an uns selbst, dass das auch so bleibe. Szekeres appellierte daher einmal mehr daran, Abstand zu halten, Hände zu waschen und besonders in geschlossenen Räumen zum Mund-Nasen-Schutz zu greifen.

Der Infektiologe und ÖÄK-Vizepräsident Herwig Lindner sagte: „Wir befinden uns in einer Phase der Abkühlung der Pandemie, und diese Phase muss genutzt werden.“ Die Maßnahmen der Regierung hätten genutzt, aber die Kurve der Neuinfektionen steige wieder an. Es seien da und dort Defizite im Krisenmanagement aufgetreten – Beispiel Maskenmangel im März und April –, „das darf kein zweites Mal passieren“.

Strafen bei Verstößen in „Öffis“

Der Mund-Nasen-Schutz ist im Moment in Österreich nur mehr in wenigen Bereichen vorgeschrieben – etwa in Apotheken, bei Dienstleistungen, wenn der Einmeterabstand nicht eingehalten werden kann, sowie in öffentlichen Verkehrsmitteln.

Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie

Die Monate März und April des heurigen Jahres werden in Erinnerung bleiben. Auf dem Höhepunkt der Coronavirus-Krise hat die Eco-Redaktion viele Betriebe besucht, die mit der Ausnahmesituation enorm zu kämpfen hatten. Darunter waren ein Wiener Stadthotel und ein Friseursalon.

Die Disziplin dabei ist durchwachsen. Etwa jeder zehnte Fahrgast in den Grazer öffentlichen Verkehrsmitteln hält sich nicht an die Maskenpflicht. Ab Montag drohen Strafen in der Höhe von 50 Euro – mehr dazu in steiermark.ORF.at. Auch in Kärnten wird ab Montag gestraft – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Bei den Wiener Linien zahlt man für die Maskenverweigerung bis zu 60 Euro, und auch die ÖBB führen jetzt ein Bußgeld ein: Wer der Aufforderung des Zugspersonals nicht nachkommt und keinen Mund-Nasen-Schutz trägt, kann des Zuges verwiesen werden, berichteten die ÖBB am Donnerstag. Die überwiegende Zahl der Fahrgäste wünscht sich laut ÖBB auch die Einhaltung der Maskenpflicht – mehr dazu in wien.ORF.at. Die mehrheitlich private Westbahn gab ebenfalls bekannt, dass sie sich dem Entschluss der ÖBB anschließen wird, eine Geldstrafe von 40 Euro zu ermöglichen. Die Maßnahme für uneinsichtige Fahrgäste ist ab kommendem Montag möglich.

Nationale und EU-weite Strategien gefordert

Vor allem auf EU-Ebene müsse man die Lektionen lernen, sagte Lindner: Es gebe eine Abhängigkeit von Billiglohnländern bei der Produktion von Arzneimitteln und Schutzausrüstung. Man müsse in der Lage sein, Schutzausrüstung, Basismedikationen und andere Arzneimittel selbst zu produzieren. „Wir müssen in Zukunft die Unabhängigkeit gewährleisten“, betonte Lindner.

Auf nationaler Ebene müsse bei Krisen, die das ganze Land betreffen, ein staatliches Management darübergestellt werden. „Wir müssen Verträge darüber abschließen, wer für die Lagerhaltung zuständig ist“, sagte der ÖÄK-Vizepräsident. Man könne bei großen Pandemien und Epidemien im niedergelassenen Bereich auch nicht die Verantwortung dafür, dass jeweils genug Schutzausrüstung in den Ordinationen vorhanden ist, den einzelnen Ärzten geben.

Warnung vor Verharmlosung durch Impfgegner

Der Infektiologe warnte außerdem vor einem Nachlassen der Impfbereitschaft. „Es wird einen Impfstoff geben. Wir können das“, zeigte sich der Infektiologe überzeugt und nannte als Beispiele die Pocken und die Kinderlähmung. „Die Regierung sagt, wir werden mit dem Virus leben müssen – ja. Aber nur für eine bestimmte Zeit.“ Doch Impfgegner würden sich bereits zu formieren beginnen, „und das ist eine Gefahr. Sie verharmlosen das Virus“, kritisierte Lindner.

Szekeres plädierte auch dafür, Medikationsdaten aus dem ELGA und/oder der Sozialversicherung mit jenen des Elektronischen Meldesystems (EMS) bzw. den Krankengeschichten aus den Spitälern zu verknüpfen. Das könnte nach den Erläuterungen des ÖÄK-Präsidenten dazu dienen, gegen SARS-CoV-2 wirksame Arzneimittel zu identifizieren. „Wenn ich einen Zusammenhang zwischen einem leichten Verlauf einer Covid-19-Erkrankung und bestimmten Prämedikationen finde“, habe man möglicherweise ein wirksames Medikament. Die Daten würden selbstverständlich anonymisiert abgeglichen.

Land „muss sich Ressourcen leisten“

Lindner wandte sich auch gegen „Rotstiftakrobaten“, die sich formieren würden, um Spitalsbetten, insbesondere Intensivbetten, zu reduzieren. Die Pandemie habe gezeigt, dass das anders zu bewerten sei. So darf nur ein Covid-19-Patient in einem Vierbettzimmer liegen, was einer Auslastung von 25 Prozent entspreche, Lindner zufolge aber so nicht gerechnet werden darf. „Es ist ganz wichtig, dass sich Österreich als reiches Land sich die entsprechenden Ressourcen leistet“, appellierte der Infektiologe. Nicht zuletzt, um Situationen wie in Italien und Frankreich während der Coronavirus-Krise zu vermeiden.

Strengere Kontrollen der Maskenpflicht

Die Zahl der Coronavirus-Infizierten ist erneut angestiegen. Die Einhaltung der Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln wird deswegen verstärkt kontrolliert.

Szekeres appellierte, Containment ernst zu nehmen: Wer Symptome zeige, soll zu Hause bleiben und über die Hotline 1450 die Testung anfordern. Es sei nicht zuletzt wichtig, angesichts der allgemeinen Symptome, die auch bei anderen Virusinfektionen auftreten können, zu differenzieren.