Leerer Hörsaal
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Ungewisse Aussicht

CoV-Ampel soll auch Unis den Weg weisen

Zwar haben die Hochschulen noch etwas länger Verschnaufpause als die Schulen, die Frage, wie es mit dem Betrieb weitergehen soll, ist aber auch hier virulent. Ein nun vorgelegter Leitfaden von ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann sieht auch im universitären Bereich den Einsatz der für September erwarteten „Coronavirus-Ampel“ vor.

Ein Mix aus Präsenz- und Onlinelehre steht für das Wintersemester zu erwarten, sagte Faßmann: „Es ist gut, sich auf einen hybriden Betrieb einzustellen.“ Um die Anzahl der anwesenden Studierenden zu reduzieren, werden die Unis einen Teil der Lehrveranstaltungen von Anfang an online anbieten, schätzte Faßmann. Präsenzlehre werde wohl verstärkt bei Erstsemestrigen erfolgen, um diesen eine Orientierung zu verschaffen.

Der 59 Seiten umfassende „Leitfaden für den gesicherten Hochschulbetrieb“ wurde gemeinsam mit mehreren Unis, Fachhochschulen, Privatunis und der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) erstellt, dabei sind die Erfahrungen der vergangenen Monate eingeflossen. Er beinhaltet unter anderem konkrete Empfehlungen dafür, wie der gesamte Hochschulbetrieb – von der Lehre über Bibliotheks- und Laborbetrieb bis zur Forschung – in den vier Ampelphasen organisiert werden könnte, wobei die Übergänge fließend sein können.

Alles blickt auf die Ampel

Wie sich die Ampelschaltung konkret gestalten wird, ist bis dato nicht bekannt. Das Gesundheitsministerium hat den Start des Normalbetriebs der „Coronavirus-Ampel“ für Anfang September angekündigt. Man brauche noch die „klare Definition, ab wann die Ampelfarben springen“, sagte Faßmann am Montag hinsichtlich der Anwendung im schulischen Bereich: „Unsere Ambition ist, uns der Ampelfarbe anzupassen.“

Studenten
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Die Reihen in den Hörsälen werden und sollen auch im Wintersemester eher leer bleiben

Hochschulen agieren autonom

Freilich kann das Gros der Hochschulen, mit Ausnahme der Pädagogischen Hochschulen (PH), aufgrund ihrer Organisationsstruktur autonom agieren – Vorgaben des Bildungsministeriums sind nicht zwingend umzusetzen. Er gestehe jedem Hochschultyp seine spezifischen Maßnahmen zu, hielt Faßmann entsprechend fest. Die Autonomie habe außerdem im vergangenen Semester dazu beigetragen, dass die Unis schnell reagieren konnten. „Auch jetzt sind sie schon sehr gut vorbereitet.“

Faßmann definiert Regeln für Hochschulneustart

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) hat gemeinsam mit den Hochschulen einen Leitfaden für den Hochschulneustart im Herbst entwickelt. Damit die Hörsäle nicht zu voll werden, empfiehlt der Minister den Unis einen Maßnahmenmix.

Derzeit lauten die Empfehlungen des Ministeriums jedenfalls wie folgt: Ist die Ampel auf Grün, ist ein normaler Präsenzbetrieb unter Einhaltung der allgemeinen Regeln wie Abstandhalten und Hygienemaßnahmen vorgesehen. Es gelten keine grundsätzlichen Einschränkungen für Lehrveranstaltungen und Prüfungen, Nutzung von Laboren und Büros sowie den Bibliotheksbetrieb.

Ab Gelb wird heruntergefahren

In der gelben Ampelphase („mittleres Risiko“) wird eine Umstellung auf Dualbetrieb angeregt, bei dem Lehre, Forschung und allgemeiner Betrieb zwar grundsätzlich an Ort und Stelle stattfinden, für bestimmte Personengruppen wie Risikogruppen und internationale Studenten aber ein Fernunterricht ermöglicht wird. Parallel werden Anwesenheitskontrollen in Lehrveranstaltungen und Präventionsmaßnahmen im Laborbetrieb eingeführt, in den Bibliotheken wird die Nutzung der Lesesäle eingeschränkt.

Springt die Ampel auf Orange („hohes Risiko“), sieht der Leitfaden eine generelle Umstellung auf Hybridbetrieb vor. Dabei findet zwar ein Teil von Lehre und Betrieb noch an Ort und Stelle statt, digitale Elemente sind allerdings bereits ein wesentlicher Bestandteil. Die Sicherheitsmaßnahmen sind dann bereits deutlich umfangreicher: Der Zugang für hochschulfremde Personen wird auf ein Minimum beschränkt, es gelten Hygienekonzepte für WCs und Aufzüge, Labors müssen auf Schichtbetrieb umstellen, die Lesesäle der Bibliotheken schließen, und die Ausleihe wird beschränkt, sofern möglich, wechselt das Personal ins Homeoffice.

Im „Distance-Betrieb“ bei Ampelphase Rot („sehr hohes Risiko“) wird so weit wie möglich auf Digitalbetrieb umgestellt, und es werden nur noch kritische Bereiche an Ort und Stelle aufrechterhalten, durch deren Einstellung zu große Risiken oder finanzielle Schäden für die Hochschulen entstehen würden. Bibliotheken sind in dieser Phase geschlossen, Studenten haben keinen Zugang mehr, nur noch Schlüsselpersonal darf ins Haus.

Ungewissheit allerorts

Auch andere Länder kämpfen mit Bestimmungen für den Unibetrieb ab Herbst – nicht zuletzt, was ausländische Studierende betrifft. Deutschland etwa gab Ende der Vorwoche bekannt, dass diese nicht ins Land einreisen dürfen, wenn sie ein reines Onlinestudium aufnehmen wollen. Die Erteilung von Visa sei daran gebunden, dass zumindest ein Teil des Studiums als Präsenzveranstaltung stattfinde. Das gelte nur für Studenten, die neu ein Studium in Deutschland aufnehmen wollen: „Studierende, die ein gültiges Visum haben, werden nicht ausgewiesen, wenn das Studium nur noch online durchgeführt werden kann“, gab das Bildungsministerium bekannt.

Erst vor einigen Wochen hatte die US-Regierung angekündigt, ausländischen Studenten das Visum zu entziehen, die vorerst an ihren Universitäten nur noch an Onlinekursen teilnehmen. Nach harscher Kritik war das zurückgenommen worden, allerdings teilte die US-Einwanderungsbehörde mittlerweile mit, dass es – wie in Deutschland – im nächsten Semester keine neuen Studienvisa für reine Onlinekurse geben werde.