Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP)
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Schulbetrieb

Maßnahmen werden nach 14 Tagen geprüft

Ab Dienstag gelten auch für den Schulbetrieb wieder strengere Regeln. Anders als beim Lockdown im Frühjahr werden dann allerdings nur die AHS-Oberstufen und die berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) umgestellt. „Vorerst“, hieß es dazu am Wochenende von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) – nach 14 Tagen werde evaluiert, sagte auch ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann am Montag bei einer Pressekonferenz zum Vorgehen an den Schulen.

„Wenn die Infektionszahlen nicht sinken, muss man überlegen, wie effektiv welche Maßnahmen waren“, so Faßmann. Auf die Frage, wie gut man gerüstet sei, sollten auch Pflichtschulen schließen müssen, sagte der Bildungsminister: „Ich meine, wir würden gerüstet sein.“ Man sei im Umstellen auf Distance-Learning sicher „auch besser gerüstet als im Frühjahr“. Zu bedenken sei jedenfalls, dass ein Umstellen der Unterstufen – also für Zehn- bis 14-Jährige – „natürlich auch Betreuungspflichten“ mit sich bringe.

Faßmann äußerte aber auch die Hoffnung, dass die ab Dienstag geltenden Maßnahmen nicht länger als einen Monat notwendig sein werden. Es müsse gelingen, die hohen Zahlen zu dämpfen, so der Minister. Kurz hatte erst am Samstag gesagt, dass viele Parlamentsparteien und die Landeshauptleute heftig darauf gedrängt hätten, die Schulen diesmal während des Lockdowns offen zu halten. „Wir werden daher versuchen, die Schulen offen zu halten vorerst, müssen das aber in der nächsten Zeit evaluieren, um zu sehen, wie das Infektionsgeschehen dort ist“, hatte Kurz gesagt.

„Gut und richtig, Kindergärten und Schulen offen zu halten“

Die Infektiologin Petra Apfalter verteidigte das Vorgehen der Regierung. „Aus medizinischer Sicht ist es gut und richtig, Kindergärten und Schulen offen zu halten“, sagte sie im Zuge der Pressekonferenz. Aus sehr detaillierten Untersuchungen über die Verteilung in unterschiedlichen Altersgruppen und Lebensbereichen wisse man, dass Bildungseinrichtungen bei der Verbreitung des Virus „eine untergeordnete Rolle spielen“.

Infektiologin Petra Abfalter
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„Aus medizinischer Sicht ist es gut und richtig, Kindergärten und Schulen offen zu halten“, sagte die Infektiologin Petra Apfalter

Kinder seien weniger gefährdet, an dem Virus zu erkranken als etwa Erwachsene, und hätten – wenn sie erkranken – einen milden Krankheitsverlauf. Abhängig ist das vom Alter: Je älter das Kind, desto wahrscheinlich wird auch eine Erkrankung. Es gebe zudem „nur wenig Evidenz, dass Ansteckungen in Schule passieren“, sagte Apfalter. „Wir wissen, dass Erwachsene das Virus an Kinder transportieren“, sagte sie weiter. Das sei angesichts der Klassenstruktur auch logisch. Der Lehrer bewegt sich und spricht – wodurch auch das Virus in größeren Mengen transportierbar sei.

Schularbeiten in erster November-Hälfte möglich

Faßmann führte im Zuge der Pressekonferenz auch das Informationsschreiben vom Sonntag, in dem die Schulleitungen über den weiteren Fahrplan informiert wurden, weiter aus. Ihm zufolge könnten Schularbeiten in den ersten beiden Wochen noch stattfinden, wenn es entsprechend große Räume gebe und der Stoff schon vermittelt wurde.

Schularbeiten, die für die zweite Monatshälfte vorgesehen waren, sollen auf Dezember verschoben werden. Man würde auch dafür sorgen, dass nur eine Schularbeit pro Fach im Semester nötig sei. „Ich will nicht, dass junge Menschen ihre Studienzeit verlieren“, sagte er. Denn verlorene Bildung könne man Studierenden – anders als entgangene Einnahmen von Gastronomen – nicht kompensieren.

Zum elementarpädagogischen Bereich sagte er, dass es dabei vor allem darum gehe, einen externen Eintrag des Virus zu verhindern. Deshalb sollten Kinder am Eingang mit Mund-Nasen-Schutz übergeben werden und es wenig Mischung der Gruppen geben. Im Pflichtschulbereich, also Volksschulen, Mittelschulen, AHS-Unterstufe und polytechnische Schulen, gebe es weiterhin Präsenzunterricht bei erhöhten Sicherheitsmaßnahmen.

Schulen und Hochschulen auf Orange

Auf Nachfrage stellte er auch klar, dass die Ampel für Schulen bundesweit auf Orange stehe – die Farben per se erachte er schon immer „für etwas komisch“. Auch die Hochschulen sollen auf die Ampelfarbe Orange wechseln und nur noch Lehrveranstaltungen an Ort und Stelle abhalten, bei denen das unbedingt notwendig ist, etwa bei praktischen Laborübungen. Auch Prüfungen sollen – wo möglich – digital stattfinden, in den Bibliotheken soll nur noch die Ausleihe, aber kein Lernbetrieb mehr möglich sein, heißt es in einer Empfehlung des Bildungsministeriums.

Eine Staffelung des Schulbeginns hält der Minister für schwierig. Probleme gebe es vor allem im ländlichen Raum – Stichwort Nahverkehr. Schwierig sei zudem die Koordinierung der Stundenpläne von Mehrlehrerschulen. In Volksschulen mit Einlehrerprinzip sei das leichter.

Gröbere Einschränkungen bringt der Lockdown wie schon im Frühjahr für angehende Lehrer mit sich: Schulpraktika sollen hier „aufgrund des erhöhten Schutzniveaus in den Schulen“ vorübergehend nicht möglich sein. Der allgemeine Universitäts- bzw. Hochschulbetrieb sowie der Forschungsbetrieb sollen unterdessen fortgesetzt werden, wobei so weit wie möglich auf Homeoffice gesetzt werden soll.

SPÖ: Regierung „stiftet Chaos“

„Dieses Hin und Her zwischen dem Bildungsministerium und dem Bundeskanzleramt schafft Verunsicherung und stiftet Chaos. Nun müssen sich die Oberstufen von einem Tag auf den anderen auf eine neue Situation einstellen und die Schulen räumen“, kritisierte SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid. Dabei seien erst am Freitag alle Schulen informiert worden, dass die Bildungsampel auf Gelb bleibe.

„Dass Bundeskanzler Kurz hier scheinbar im Alleingang entscheidet, welche Ampelfarbe und Maßnahmen für die Schulen gelten, ist höchst problematisch“, kritisierte Hammerschmid. Kritik übte die ehemalige Bildungsministerin auch daran, dass der ursprüngliche Plan, wonach bei der Ampelfarbe Orange weiter im Schichtbetrieb unterrichtet werden kann, „einfach so“ über Bord geworfen werde.

FPÖ gegen Schulschließungen

„Die von ÖVP-Bildungsminister Faßmann auf den Weg gebrachte geänderte Verordnung bereitet nun unter anderem auch schon die von ÖVP-Kanzler Kurz in Aussicht genommene Schulschließung in den Unterstufen ‚unbürokratisch‘ vor“, monierte FPÖ-Bildungssprecher Hermann Brückl in einer Aussendung; der darin auch einen „Maskenzwang“ für Schüler ablehnte. „Es darf zu keinen neuerlichen Schulschließungen in Österreich kommen.“