Screenshot aus Cyberpunk 2077 zeigt Johnny Silverhand (Keanu Reeves)
CD Projekt Red
Zahllose Beschwerden

Sony wirft „Cyberpunk“ aus Onlinestore

Acht Jahre haben Spielerinnen und Spieler auf „Cyberpunk 2077“ gewartet, vergangene Woche ist das Spiel des polnischen Entwicklers CD Projekt Red veröffentlicht worden. Doch der langersehnte Titel sorgte bei vielen Spielerinnen und Spielern schnell für scharfe Kritik: Die Konsolenversion wartete mit zahlreichen Fehlern auf. Nun zog Sony für seine PlayStation die Reißleine und warf das Spiel aus seinem Onlineshop.

Das Unternehmen nimmt das Rollenspiel wegen technischer Mängel vorerst aus seinem PlayStation Store. Den Käuferinnen und Käufern, die das Spiel über den Store erworben hatten, werde eine volle Erstattung angeboten, sagte der japanische Konzern heute. In den vergangenen Tagen wurde über zahlreiche Softwarefehler geklagt, schon zuvor gab es Warnungen vor von dem Spiel ausgehenden Gesundheitsrisiken.

Ein derartiges Vorgehen bei einem solch populären Spiel ist einzigartig. In den vergangenen Tagen hatte Sony noch mehreren Kunden eine Erstattung für die PS4-Fassung von „Cyberpunk 2077“ verweigert. Nun schrieb das Unternehmen, „alle Gamer, die ‚Cyberpunk 2077‘ im PlayStation Store gekauft haben“, könnten auf Wunsch eine Refundierung bekommen.

PS4-Fassung sorgte für meisten Ärger

Nutzer hatten sich über den desaströsen technischen Zustand der PS4-Fassung beschwert. Diese Version läuft nicht nur auf der PlayStation 4, sondern auch auf der PlayStation 4 Pro und der neuen PlayStation 5 – dort aber mit leistungsfähigerer Hardware, die tendenziell zu weniger Problemen führt. Doch auch für die neuen Geräte ist das Spiel nicht mehr in Sonys Onlinestore auffindbar.

Kritik gab es aber auch an der Version für die Xbox One. Hier hat CD Projekt Red schon in den vergangenen Tagen unzufriedenen Spielerinnen und Spielern die Möglichkeit geboten, „Cyberpunk“ zurückzugeben. Die Version für den PC läuft hingegen weniger fehleranfällig – doch auch hier ist der Unmut mitunter groß.

CDs mit „Cyberpunk 2077“
Reuters/Kacper Pempel
Hoch waren die Erwartungen, technisch konnten diese aber nicht erfüllt werden

Warnung vor epileptischen Anfällen

Das weltweit mit Riesenspannung erwartete Videospiel war in der vergangenen Woche erschienen. Schon zum Start sahen sich die Macher gezwungen, „Cyberpunk 2077“ mit einem Warnhinweis zu versehen, nachdem ein Rezensent über epileptische Anfälle berichtet hatte. Das polnische Entwicklerstudio CD Projekt Red sagte, es werde nach einer „dauerhafteren Lösung“ gesucht, um das Gesundheitsrisiko „so schnell wie möglich“ in den Griff zu bekommen.

Diverse Rezensenten wiesen auf Softwarefehler in dem Spiel hin, insbesondere in den Konsolenversionen. Sie warfen Sony vor, ein unfertiges Produkt anzubieten. Das Erscheinungsdatum von „Cyberpunk 2077“ war allein in diesem Jahr mehrfach verschoben worden.

Eines der teuersten Spiele aller Zeiten

Der Aufwand für „Cyberpunk 2077“ war immens: Für die englischsprachige Version wurden Dialoge von insgesamt 450 Stunden Länge aufgezeichnet, gesprochen von 125 Schauspielern – darunter Hollywood-Star Keanu Reeves. Die polnische Bank BOS schätzte die Produktionskosten auf 270 Millionen Euro – damit wäre „Cyberpunk 2077“ eines der teuersten Videospiele, die je entwickelt wurden.

Entsprechend groß war der Hype im Vorfeld der Veröffentlichung – nicht zuletzt, weil der Spannungsbogen zu „Cyberpunk 2077“ acht Jahre lang gehalten werden musste. Das Spiel wurde auch Gegenstand mehrerer Kontroversen – unter anderem wurden ihm Transphobie und Übersexualisierung vorgeworfen.

Börsenkurs bricht ein

Mittlerweile wirkt sich die gemischte Reaktion auch auf den Börsenkurs des polnischen Unternehmens aus. Die Aktie, die an der Warschauer Börse notiert, startete am Freitag mit einem Minus von 15 Prozent.

Die Mischung aus Rollen- und Actionspiel entführt Spielerinnen und Spieler in eine kaputte und gewalttätige Gesellschaft, in der konkurrierende Konzerne die Welt in Trümmer gelegt haben. Schauplatz ist die Megalopolis Night City, in der sich alles um Geld, Macht und „Cyberware“-Implantate dreht, mit denen sich Menschen in Superkreaturen verwandeln lassen.