Terminal mit mehrmaliger Aufschrift Cancelled
Reuters/Hannah Mckay
CoV-Mutation in GB

Über 30 Länder erlassen Landeverbot

Wegen der neuen Variante des Coronavirus stellen immer mehr Länder ihre Verkehrsverbindungen nach Großbritannien ein. Wie die BBC am Montagabend dazu mitteilte, haben bereits über 30 Länder ein Landeverbot erlassen. In Österreich dürfen seit Mitternacht keine Flugzeuge aus Großbritannien mehr landen.

Weitere Landeverbote oder Grenzschließungen gegenüber Ländern, wo die neue Variante ebenfalls nachgewiesen wurde, sind derzeit nicht geplant, wie ÖVP-Außenminister Alexander Schallenberg am Montag dazu noch sagte. Das Landeverbot gegenüber Großbritannien sei „als Vorsichtsmaßnahme“ verhängt worden, bis die Mutation im Detail wissenschaftlich untersucht worden sei.

Die gute Nachricht sei Schallenberg zufolge, dass es bisher keine Hinweise gebe, „dass durch die Mutation unsere Impfpläne durcheinandergebracht werden“. Der Zeitpunkt für das Landeverbot, das vorerst bis 1. Jänner 2021 gelten soll, sei schließlich auch „im europäischen Gleichklang“ unter Berücksichtigung der Planbarkeit für die Menschen gewählt worden, wie Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) bei dem gemeinsam mit Schallenberg absolvierten Pressetermin auf dem Flughafen Wien-Schwechat erwähnte.

Landeverbot für Flugzeuge aus Großbritannien

Wegen der neuen Variante des Coronavirus stoppen immer mehr Länder ihre Flugverbindungen nach Großbritannien. In Wien-Schwechat sind heute die letzten drei Maschinen aus London angekommen, ab Mitternacht gilt ein Landeverbot. Vorwürfe, man hätte schon früher handeln müssen, weist die Regierung zurück.

EU-Beratungen über weitere Vorgangsweise

Die weitere Vorgangsweise war am Montag auch Thema bei einem Krisentreffen auf EU-Ebene. Deutschland, das derzeit turnusgemäß den Vorsitz der EU-Staaten innehat, hatte das Krisentreffen angesetzt. Bereits am Sonntag hatten Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und EU-Ratschef Charles Michel die Lage in einem Telefonat erörtert.

Nach der mehrstündigen Sitzung hieß es am Montag aus EU-Kreisen, die Teilnehmer hätten Informationen über die bisher verhängten nationalen Maßnahmen ausgetauscht. Dabei sei es vor allem um den Transport etwa von Passagieren und Fracht aus Großbritannien gegangen. Mit Blick auf Verbindungen mit Großbritannien hätten Teilnehmer Unterstützung für ein schnelles und koordiniertes Handeln auf EU-Ebene ausgedrückt.

„Wollen Problem schnell lösen“

Man habe die EU-Kommission dazu aufgefordert, Leitlinien dazu vorzulegen. Zudem hätten EU-Staaten betont, wie wichtig es sei, die Grenzen im Schengen-Raum offen zu halten. Auch die Rückführung von Menschen, die aus Großbritannien in andere EU-Staaten zurückkehren wollten, sei Thema gewesen. Vielerorts saßen Reisende kurz vor den Festtagen fest. Dazu kommen auch Tausende Lkw-Fahrer, die wegen der derzeit über und unter dem Ärmelkanal unterbrochenen Verkehrsverbindungen in England festsitzen.

Großbritannien hofft auf eine rasche Wiedereröffnung der französischen Grenze und die Wiederaufnahme des Warenverkehrs. Er habe mit dem französischen Präsidenten Macron gesprochen, sagte der britische Premierminister Boris Johnson am Montag. Jeder verstehe die Position des anderen. „Wir wollen das Problem so schnell wie möglich lösen.“ Es müsse sichergestellt werden, dass Lastwagen in beide Richtungen „covronavirusfrei“ fahren könnten, sagte Johnson.

Man verstehe die Angst vor der CoV-Mutation – aber man glaube auch, dass die Übertragung durch einen einzelnen Fahrer wirklich sehr gering sei, wie Johnson hier noch anmerkte. Was die britische Vorgangsweise rund um die CoV-Mutation betreffe, habe Großbritannien laut Johnson zudem „sofort gehandelt“.

„Vorsichtsmaßnahme“

Verstärkte Kontrollen gibt es unterdessen auch zwischen Spanien und der britischen Exklave Gibraltar. Neben Spanien verhängten am Abend unter anderem auch Portugal, Tschechien und Kanada strikte Einreisebeschränkungen. Die Regierungen Dänemarks und Norwegens hatten bereits zuvor Landeverbote für zunächst für 48 Stunden verkündet. Der Schritt erlaube es der Regierung, „weitere zu ergreifende Schritte auszuloten“, sagte der dänische Transportminister Benny Engelbrecht.

Dänemark gehört so wie Gibraltar zu den Ländern, in denen die neue CoV-Variante ebenfalls bereits nachgewiesen wurde. Das Nachbarland Schweden verweigert in der Folge nicht nur ausländischen Reisenden aus Großbritannien die Einreise, sondern hat am Montag auch die Grenze zu Dänemark geschlossen.

Eine Informationsblatt informiert darüber dass vom Flughafen Heathrow keine Flüge vom Terminal drei statfinden
APA/AFP/Niklas Halle’n
Kurz vor den Feiertagen sorgt eine CoV-Mutation für Reisechaos in Großbritannien

In einem russischen Regierungsdekret hieß es, ab Mitternacht würden „aufgrund der sich verschlechternden epidemiologischen Situation“ für eine Woche alle Flugverbindungen mit Großbritannien eingestellt. Die indische Regierung erklärte, „alle Flüge von Großbritannien nach Indien“ würden bis zum Jahresende ausgesetzt. Das Ministerium für Zivilluftfahrt bezeichnete die Regelung als „Vorsichtsmaßnahme“ und fügte hinzu, Transitpassagiere aus Großbritannien müssten sich nach Ankunft verpflichtenden CoV-Tests unterziehen.

New-York-Flüge nur mit negativem Test

Bereits am Sonntag hatte Finnland ein zweiwöchiges Landeverbot für Passagierflugzeuge aus Großbritannien verhängt. Die Maßnahme trat am Montagmittag in Kraft. Auch die Türkei stoppte alle Großbritannien-Flüge. Außerdem sei wegen des Auftauchens ansteckenderer Virusvarianten der Flugverkehr mit Südafrika und den Niederlanden vorerst eingestellt worden, twitterte der türkische Gesundheitsminister Fahrettin Koca am Sonntagabend.

Erste Maßnahmen gibt es unterdessen auch für Flüge von Großbritannien Richtung USA. Nach Angaben des Gouverneurs des Bundesstaats New York, Andrew Cuomo, werde die britische Fluglinie British Airways nur mehr Passagiere mit negativem CoV-Test Richtung New York liegen lassen. Zudem habe er andere Fluglinien wie Delta Air Lines und Virgin Atlantic gebeten, dieser Vorgangsweise „freiwillig zuzustimmen“. Ansonsten werde man „andere Optionen verfolgen“, wie Cuomo laut „Guardian“ dazu noch sagte.

Bis zu 14 Tage Quarantäne in Israel

Das arabische Sultanat Oman tat es seinem großen Nachbarn Saudi-Arabien gleich und schloss gleich alle Grenzen für eine Woche. Die Regierung in Riad hatte zusätzlich Quarantäneauflagen für alle Menschen verhängt, die nach dem 7. Dezember aus Europa und einigen anderen Gebieten eingereist waren.

Auch Israel beschloss am Montag, wegen der neuen Virusvariante überhaupt Ausländern aus allen Ländern die Einreise zu verbieten. Israelis müssen ab Mittwoch um 14.00 Uhr Ortszeit (13.00 Uhr MEZ) nach ihrer Einreise zur Quarantäne in CoV-Hotels. Dort müssen sie mindestens zehn Tage bleiben, wenn zwei Tests negativ ausfallen. Ohne Tests sind es 14 Tage.

Experten gegen voreilige Schlüsse

Johnson hatte am Wochenende erklärt, die in Südostengland aufgetretene Mutation sei „bis zu 70 Prozent ansteckender“ als die Ursprungsvariante des Coronavirus. Der Chefvirologe der Berliner Charite, Christian Drosten, wies jedoch am Montag im Deutschlandfunk darauf hin, diese Angabe sei nur ein Schätzwert.

Die an sich schon seit September bekannte CoV-Mutation wurde auch bereits in weiteren Ländern nachgewiesen, darunter in Südafrika, Italien, Belgien, den Niederlanden und Dänemark. In Österreich wurde die Virusmutation bisher nicht nachgewiesen, hieß es am Sonntag gegenüber ORF.at aus dem Gesundheitsministerium. Dass die Variante schon vereinzelt hierzulande aufgetreten ist, könne man nicht ausschließen, wie Andreas Bergthaler vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) in Wien dazu im Ö1-Mittagsjournal sagte.

Turbulenter Wochenauftakt auf Börsen

Die jüngsten Entwicklungen in der CoV-Pandemie und die damit einhergehende Abschottung Großbritannies sorgten unterdessen auch für einen turbulenten Wochenauftakt auf den Börsen. Die durch tiefrote Zahlen bedingte schlechte Stimmung an den europäischen Handelsplätzen setzte sich dann auch an der Wall Street fort – der Leitindex Dow Jones beendete den Handelstag dann aber doch leicht im Plus.

Der Wiener Leitindex ATX ging nach einem turbulenten Tag zuvor noch mit einem Minus von 2,09 Prozent aus dem Handel. Die europäischen Leitbörsen standen ebenfalls unter Druck. Der Euro-Stoxx-50 und der deutsche Leitindex DAX verloren jeweils mehr als zweieinhalb Prozent. Der Londoner Leitindex FTSE 100 verzeichnete einen Verlust von 1,7 Prozent zum Schlusskurs des vergangenen Handelstags.