Anzünden einer Grabkerze
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Statistik Austria

Todesfälle 2020 stark gestiegen

Die Pandemie hat zu einem deutlichen Anstieg der Todesfälle geführt. Wie die Statistik Austria am Donnerstag mitteilte, starben 2020 in Österreich zumindest 90.123 Menschen – 10,9 Prozent mehr als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Es handelt sich allerdings um eine vorläufige Zahl, die durch Nachmeldungen aus den Standesämtern noch steigen dürfte.

Außerdem sank die Lebenserwartung gegenüber 2019 um ein halbes Jahr. Für Männer liegt die Lebenserwartung nun bei 78,9 und für Frauen bei 83,7 Jahren. „Mit einer starken Verbreitung der Impfungen und nach Bewältigung der Pandemie ist anzunehmen, dass die Lebenserwartung mittelfristig wieder auf den Wachstumstrend einschwenken wird. Ähnliches zeigen die Erfahrungen aus stärkeren Grippejahren. Offen sind allerdings noch die möglichen Langfristfolgen überstandener Corona-Erkrankungen“, sagte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas in einer Aussendung.

Ähnlich viele Todesfälle wie im Vorjahr gab es in Österreich zuletzt 1983. Damals starben 93.041 Menschen. Ein langfristiger Vergleich der Todesfalldaten ist allerdings schwierig, weil sich die Einwohnerzahl und die Altersstruktur der Bevölkerung über die Jahre verändern. In den vergangenen zehn Jahren gab es die niedrigsten Sterbezahlen im Jahr 2011 (76.479), die höchsten im Jahr 2018 (83.975). In all diese Zahlen sind auch die Sterbefälle, die sich im Ausland ereigneten, eingerechnet. Bei den für 2020 gemeldeten 90.123 Toten fehlen diese noch. Für den Vergleich mit den Vorjahren hat die Statistik Austria deshalb diese Todesfälle ebenfalls hinausgerechnet.

Pandemie schlägt sich bei Todesfällen nieder

Im Jahr 2020 starben deutlich mehr Menschen als in den Jahren davor, die Pandemie löste zudem einen Rückgang der Lebenserwartung aus.

Ab Ende Oktober Übersterblichkeit

Gemessen an den durchschnittlichen Sterbefällen der Jahre 2015 bis 2019 gab es ab Ende Oktober des Vorjahres eine deutliche Übersterblichkeit. In diesen Wochen starben um bis zu 60 Prozent mehr Menschen. Zuletzt sank die Übersterblichkeit wieder etwas und war wieder etwas niedriger als zu den Spitzen der starken Grippewelle 2017: In der Woche vom 21. bis zum 27. Dezember starben 2.114 Personen – um 22 Prozent mehr als in den Vorjahren. In der Woche danach waren es 1.964 Sterbefälle – um 28 Prozent mehr als im Jahr 2015, in dem es zuletzt eine 53. Kalenderwoche gab.

Zahl der Gestorbenen nach Kalenderwochen – 2020 im Vergleich zum Durchschnitt 2015 bis 2019, Coronatote 2020 – Kurvengrafik
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/Statistik Austria/AGES

Auch das europäische Mortalitätsmonitoring Euromomo weist für Österreich seit Anfang November eine hohe bzw. sehr hohe Übersterblichkeit aus. Damit unterscheidet sich die zweite Infektionswelle im Herbst deutlich von der ersten im Frühjahr. Damals hatte Euromomo für Österreich nur eine leichte Übersterblichkeit festgestellt.

Bei der Lebenserwartung gab es den größten Knick seit Beginn der Aufzeichnungen 1951. Bei Frauen beträgt das Minus 0,5 und bei Männern 0,6 Jahre. Zum Vergleich: Während des Jahres 2015, in dem es eine starke Grippewelle gab, lag der errechnete Rückgang für Männer bei 0,3 und für Frauen bei 0,1 Jahren.

Nur Sterbefälle im Inland gewertet

Bei der Erfassung der Todesfälle verarbeitet die Statistik Austria laut eigenen Angaben alle von den Personenstandsbehörden gelieferten Sterbefälle von Personen mit Hauptwohnsitz in Österreich. Sterbefälle von in Österreich wohnhaften Personen, die sich im Ausland ereignet haben, sind nicht enthalten. Weil innerhalb der geplanten Veröffentlichungsfristen nicht alle Sterbefälle zur Verfügung stehen, werden die zu erwartenden Sterbefälle der jeweils aktuellsten zwei Wochen geschätzt.

Dafür werden die Erfahrungswerte zurückliegender Jahre genutzt, um die verzögerten Meldungen in den Zahlen methodisch bestmöglich zu berücksichtigen. Das zugrunde liegende Schätzmodell wird laut Statistik Austria regelmäßig evaluiert und gegebenenfalls angepasst.

Es handelt sich jedenfalls um vorläufige Ergebnisse, die einer Unsicherheit unterliegen, das heißt, die endgültigen Werte der Sterbefälle in den jeweils aktuellsten beiden Wochen können sowohl geringfügig höher als auch geringfügig niedriger sein. Der Anteil an eingelangten Meldungen liegt aber in allen Wochen, für die Ergebnisse veröffentlicht werden, bei zumindest 90 Prozent aller Todesfälle für diese Woche.

CoV: Mehr als 6.800 Verstorbene

Laut Daten der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) sind seit dem Ausbruch der Pandemie 6.826 Menschen in Österreich entweder direkt an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung oder nach einer CoV-Infektion gestorben, davon 6.312 im Jahr 2020. Gemessen an der Einwohnerzahl am stärksten betroffen ist die Steiermark mit 118 Toten pro 100.000 Einwohner, danach kommen Kärnten (97) und Oberösterreich (83). Am geringsten ist der Anteil in Niederösterreich und Vorarlberg mit je 59 Toten pro 100.000 Einwohner.

Auch die Übersterblichkeit war in der Steiermark am höchsten, dort starben fast 15 Prozent mehr Menschen als im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019 – mehr dazu in steiermark.ORF.at. In Salzburg waren es nahezu 14, in Tirol, Vorarlberg und Kärnten 13 Prozent mehr. Es folgt Oberösterreich mit zehn Prozent. In Wien liegt der Wert bei neun Prozent, in Niederösterreich bei fast acht Prozent. Positives Schlusslicht ist das Burgenland mit rund sieben Prozent.